Wittgenstein. . Feuerwehren kritisieren die schlechte Installation und Wartung von Brandmeldern als eine der Hauptursachen – und sehen Betreiber in der Pflicht.

Alarm! Ein Brandmelder in der „Wohnanlage Lahnblick“ an der Sebastian-Kneipp-Straße in Bad Laasphe schlägt an. Alle Bewohner, sehr viele von ihnen betagt, müssen aus dem Gebäude. Und auch die Besucher der Praxen im Gesundheitszentrum. Gleichzeitig läuft der Alarm bei der Kreisleitstelle der Feuerwehr in Siegen auf, rücken wenig später Bad Laaspher Einsatzkräfte aus – und müssen am Einsatzort feststellen: Es war mal wieder ein Fehlalarm.

Fehler in der Technik

„Da fahren wir häufiger hin.“ Dirk Höbener, Leiter der Bad Laaspher Feuerwehr, nerven die im Grunde überflüssigen Einsätze in der Sebastian-Kneipp-Straße durchaus. Denn in der Wohnanlage gehe es schlicht um technische Unzulänglichkeiten, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. So seien bei der Sanierung der ehemaligen Lahnklinik zum Beispiel „Rauchmelder dort verbaut“ worden, „wo eigentlich Wärmemelder hingemusst hätten“. Das seien „Dinge, die der Anlagenbetreiber korrigieren muss“, findet Höbener.

Kommunen können Betreiber zur Kasse bitten

Vom Eigentümer einer Brandmeldeanlage können die Städte und Gemeinden laut eigener Gebühren-Satzungen den Ersatz der entstandenen Kosten verlangen, wenn ein Feuerwehr-Einsatz „Folge einer nicht bestimmungsgemäßen oder missbräuchlichen Auslösung ist“.

Zu den Einsatz-Kosten gehören im Übrigen auch „die notwendigen Auslagen für die kostenpflichtige Hinzuziehung Dritter“ – wenn die Feuerwehr im akuten Fall also vorsorglich externe Fachleute hinzuzieht. „Über die Beauftragung entscheidet die Einsatzleitung.“

Für den Einsatz einer ehrenamtlichen Feuerwehr-Kraft setzen alle drei Wittgensteiner Kommunen einen Tarif von 25 Euro pro Stunde an. Hinzu kommen je nach Kommune unterschiedliche Tarife für den Einsatz von Fahrzeugen:

Erndtebrück berechnet pro Stunde zwischen 40 und 80 Euro je nach Gesamtgewicht des Fahrzeugs.

Bad Laasphe setzt 70 bis 550 Euro pro Stunde je nach Art des eingesetzten Fahrzeugs an – von 67 Euro für ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W) bis hin zur Drehleiter mit Korb (DLK 23/12) für 550 Euro.

Und Bad Berleburg kann laut Satzung 40 bis 150 Euro je nach Art des eingesetzten Fahrzeugs berechnen.

Für Hans Ulrich Burk von der BG Haus Bauträger GmbH im hessischen Dautphetal ist es „ganz normal“, dass beim Umbau einer so komplexen Anlage wie der früheren Klinik auch Fehler gemacht werden. „Da waren wohl ein paar Sensoren überempfindlich eingestellt“, sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. Mittlerweile habe sich das Problem aber „eigentlich erledigt“, schätzt er die Lage in Bad Laasphe ein.

Ein Blick in die Übersicht der Bad Laaspher Feuerwehr dokumentiert allein für das laufende Jahr fünf Einsätze in der Wohnanlage nach Brandmelder-Alarm – der letzte datiert vom 13. April.

Jedenfalls sei die Feuerwehr stets schnell am Einsatzort, lobt Burk – und das beweise ihre Schlagkräftigkeit. Dass Fehlalarme beim Betreiber Kosten verursachen können, dessen ist sich auch BG Haus-Geschäftsführer Burk bewusst.

Echte Einsätze

Fluch und Segen zugleich: Rauchmelder. Oft schlagen sie Alarm, wenn es gar nicht brennt.
Fluch und Segen zugleich: Rauchmelder. Oft schlagen sie Alarm, wenn es gar nicht brennt. © Klaus Ohlenschläger

Nicht selten warnen Brandmeldeanlagen eben auch vor realen Gefahren. Beispiel Max-Präger-Weg in Bad Laasphe, Wohnstätte des Sozialwerks St. Georg für Menschen mit Behinderung, Mitte Dezember: Nicht zuletzt dank eines ausgelösten Sensor-Alarms kann ein Feuer rasch gelöscht werden, bei dem eine Bewohnerin verletzt wird.

Unternehmen in der Pflicht

Schon aus versicherungstechnischen Gründen sorge man im eigenen Hause für eine wenig störanfällige Installation von Brandmeldeanlagen, sagt Andreas Wolf, Sprecher des Wittgensteiner Unternehmens EJOT für Verbindungstechnik. Außerdem stelle die Ordnungsbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein klare Bedingungen für deren Aufschaltung.

Verwendet werden bei EJOT laut Wolf grundsätzlich Qualitätsprodukte von Markenherstellern, abgestimmt auf die speziellen Anforderungen in der laufenden Produktion. Beispielsweise im Werkstoff-Bereich, wo Schrauben in Salzlake auf Korrosionsbeständigkeit getestet werden – und heiße Dämpfe entstehen. Außerdem würden die Geräte halbjährlich gewartet, so Wolf.

Dirk Höbener, Leiter der Feuerwehr Bad Laasphe: Die Zahl der Fehlalarme sei „sehr stark zurückgegangen, seitdem die Anlagenbetreiber in die Pflicht genommen worden sind“.
Dirk Höbener, Leiter der Feuerwehr Bad Laasphe: Die Zahl der Fehlalarme sei „sehr stark zurückgegangen, seitdem die Anlagenbetreiber in die Pflicht genommen worden sind“. © Privat

Die Zahl der Fehlalarme sei „sehr stark zurückgegangen, seitdem die Anlagenbetreiber in die Pflicht genommen worden sind“, berichtet Feuerwehr-Chef Dirk Höbener. Dazu trügen im Übrigen auch Schulungen der Mitarbeiter in Betrieben und sozialen Einrichtungen bei.

Mitarbeiter im Einsatz

Verlassen ehrenamtlich aktive Feuerwehrleute für einen Einsatz ihren Arbeitsplatz, könne sich ein Unternehmen diese Ausfallzeiten von der jeweiligen Stadt oder Gemeinde erstatten lassen, so EJOT-Sprecher Andreas Wolf. EJOT habe da aber „bis jetzt noch nie gemacht“, betont er. Schließlich sei das Unternehmen ja ebenso auf die Feuerwehr angewiesen, wenn es einmal im eigenen Haus brenne. Hier leiste EJOT ganz bewusst einen gesellschaftlicher Beitrag.

Der Fehlalarm

Ein Fehlalarm – was ist das überhaupt? Ein technischer Fehler kann eine der beiden Hauptursachen dafür sein, erklärt Klaus Langenberg, Leiter der Feuerwehr Bad Berleburg. Oder: „Die Anlage löst bestimmungsgemäß aus, aber es brennt nicht.“ Dann sind erfahrungsgemäß oft Dämpfe in der alltäglichen Produktion eines Betriebes oder auch schlicht Zigaretten-Rauch die Auslöser. Darüber hinaus alarmierten Menschen oft selbst die Feuerwehr, obwohl es eigentlich nicht brenne, so Langenberg – entweder im guten Glauben oder auch böswillig.

Die Kostenpflicht

Grundsätzlich seien Feuerwehr-Einsätze aufgrund defekter Brandmeldeanlagen kostenpflichtig, erläutert Bad Laasphes Feuerwehr-Chef Dirk Höbener und verweist dabei auf eine städtische Gebührensatzung. Dabei berechneten sich die Kosten nach dem jeweiligen Aufwand.

Karl-Friedrich Müller, Leiter der Feuerwehr Erndtebrück: Der Anteil der Fehlalarme an den gefahrenen Einsätzen liege bei zehn bis 20 Prozent – „aber das schwankt auch von Jahr zu Jahr.“
Karl-Friedrich Müller, Leiter der Feuerwehr Erndtebrück: Der Anteil der Fehlalarme an den gefahrenen Einsätzen liege bei zehn bis 20 Prozent – „aber das schwankt auch von Jahr zu Jahr.“ © Carolin Battenfeld

In Bad Laasphe seien üblicherweise bei Fehlalarmen „die ersten Einsätze kostenfrei“, so Höbener, wenn in einem größeren Objekt eine neue Brandmeldeanlage gerade neu aufgeschaltet worden sei. Halten die technischen Probleme jedoch an, schreibe die Stadt eine Rechnung – Beispiel Wohnanlage Lahnblick.

In Bad Berleburg kommen laut Feuerwehr-Chef Langenberg ab dem dritten Einsatz Kosten auf den Betreiber einer defekten Meldeanlage zu. Und in Erndtebrück in Fällen, wo ein Alarm „mehrfach mutwillig ausgelöst“ werde, so Karl-Friedrich Müller.

Die Häufigkeit

Der Anteil der Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen bei den Feuerwehr-Einsätzen in Bad Laasphe liege bei 20 bis 25 an der Zahl und damit unter zehn Prozent, so Höbener – „aber das geht noch“.

In Erndtebrück fährt die Feuerwehr pro Jahr etwa 20 bis 30 solcher Einsätze – macht zehn bis 20 Prozent, so Feuerwehr-Chef Müller. „Aber das schwankt auch von Jahr zu Jahr.“ Manchmal gebe es auch technische Defekte, bei denen die Feuerwehr mehrmals hintereinander anrücken müsse, bedauert Müller, weil das ihre Pflicht sei. Hier sei der Handlungsbedarf beim Betreiber dann natürlich umso größer.

Klaus Langenberg, Leiter der Feuerwehr Bad Berleburg über Brandmelder, deren Alarm im Ernstfall entscheidend sein kann: „Schließlich sind wir froh, dass es die Anlagen gibt.“
Klaus Langenberg, Leiter der Feuerwehr Bad Berleburg über Brandmelder, deren Alarm im Ernstfall entscheidend sein kann: „Schließlich sind wir froh, dass es die Anlagen gibt.“ © Christoph Vetter

Die Einsatzorte verteilen sich laut Müller übrigens auf das gesamte Gemeindegebiet – schließlich seien in den meisten Firmen Brandmeldeanlagen installiert.

Eine Häufigkeit von sieben bis acht Prozent bei etwa 250 Einsätzen insgesamt pro Jahr stellt Klaus Langenberg für Bad Berleburg fest. „Aber damit müssen wir mit leben als Feuerwehr“, sagt er. „Schließlich sind wir froh, dass es die Anlagen gibt.“ Und deren Alarm zeige ja oft genug auch den Ernstfall an.

• Hier geht’s zu mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus Wittgenstein.

• Die Lokalredaktion Wittgenstein bei Facebook – jetzt mitdiskutieren!