Bad Laasphe/Wallachei. . Die Anwohner klagten über stechenden Geruch, der vom Ejot-Gelände herüberzog. Ein Mann wurde mit Verdacht auf Vergiftung in die Klinik gebracht.

Chlorgeruch im Bereich der Bad Laaspher Wallachei hat am Samstag für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt.

Reizende bis ätzende Wirkung

Chlorgas hat einen stechenden Geruch und ist bereits bei geringer Konzentration wahrnehmbar. Das Atemgift kann auf der Haut, in den Augen und den Atemwegen reizend bis ätzend wirken.

Chlorgas selbst ist nicht brennbar, aber wirkt wie Sauerstoff brandfördernd.

Am Morgen waren mehrere Anrufe bei Polizei und Feuerwehrleitstelle eingegangen. Anwohner der Wallachei meldeten Chlorgeruch in der Umgebung. Erste Vermutungen, nach denen der Geruch aus dem Wabach-Bad kommen könnte, bestätigten sich aber nicht. Weitere Ermittlungen ergaben, dass es bei der Firma Ejot an der Bienhecke zur Bildung von Chlorgas gekommen war, was den Geruch auslöste.

Unter schwerem Atemschutz

Unter der Leitung von Dirk Höbener rückte zunächst die Bad Laaspher Feuerwehr an, um sich ein Bilder der Lage vor Ort zu machen. Unter schwerem Atemschutz gingen die Kameraden in die Halle vor und von dort in den Keller. Dort, so berichteten die Einsatzkräfte vor Ort, war es durch eine Flüssigkeit, die genutzt wird, um Schrauben zu entkupfern, zur Geruchsbelästigung gekommen. In einem Behälter sei ein Rest dieser Flüssigkeit vorhanden gewesen, was letztendlich zur Gasbildung geführt habe. Die Kameraden der Bad Laaspher Feuerwehr dichteten den Behälter zunächst so ab, dass kein weiteres Chlorgas mehr austreten konnte. Zusätzlich zu den Kräften aus Bad Laasphe rückten noch die Spezialisten des ABC-Zuges des Löschzuges Aue-Wingeshausen an, um mit ihrem Messfahrzeug die genaue Chlorkonzentration zu ermitteln und den Behälter zu überprüfen.

In speziellen Chemieschutzanzügen nahmen die Kameraden im Keller Messungen vor. Und zunächst sank die Chlorkonzentration auch deutlich ab.

1000 Liter Flüssigkeit umpumpen

„Wir dachten schon, es sei alles gut und der Einsatz gleich erledigt“, erinnert sich Ejot-Betriebsleiter Lothar Ortmann vor Ort noch an die Situation am Morgen. Doch dann, so schilderte der Mann, der selbst nur wenige Meter entfernt wohnte, sei an einer Stelle bei diversen Nachmessungen immer wieder eine erhöhte Chlorkonzentration aufgetreten. „Deutlich höher, als es in einem Schwimmbad normal wäre.“ Daraufhin, so erklärten Einsatzleiter Dirk Höbener, Betriebsleiter Lothar Ortmann und Ejot-Pressesprecher Andreas Wolf, habe man sich entschlossen, die Flüssigkeit aus dem zuvor abgedichteten Behälter abzupumpen und auf andere Behälter zu verteilen.

„Etwa 1000 Liter dieser Flüssigkeit müssen umgepumpt werden“, so Dirk Höbener vor Ort. „Dabei verteilen wir die Chemikalie auf mehrere mit Wasser gefüllte Behälter, um die Flüssigkeit zu neutralisieren.“ Um dies alles leisten zu können, waren Einsatzkräfte des ABC-Zuges Wittgenstein – der sich aus Einheiten aller drei Wittgensteiner Kommunen zusammensetzt – zur Bienhecke beordert worden, die umgehend damit begannen, sich auf ihren Einsatz in schweren Chemieschutzanzügen vorzubereiten und auszurüsten.Für ihren Einsatz wurden extra Dekontaminationsschleusen aufgebaut, um die Einsatzkleidung nach dem Einsatz ausziehen und vor Ort reinigen zu können. Die dabei anfallende Flüssigkeit mit Chemikalienrückständen wurde ebenfalls aufgefangen. Sowohl die Waschflüssigkeit, als auch die Chemikalien, die in die IBC-Behälter, die speziell für Chemikalien gedacht sind, umgepumpt wurden, wurden im Anschluss von einer Spezialfirma entsorgt, die ebenfalls nach Bad Laasphe bestellt worden war.

DRK Rettungsdienst aus Bad Laasphe

Rund 100 Einsatzkräfte waren am Nachmittag vor Ort. Dabei waren neben der Feuerwehr Bad Laasphe schließlich auch Kräfte aus den beiden anderen Wittgensteiner Kommunen vor Ort. Ebenso Kreisbrandinspektor Bernd Schneider, der DRK Rettungsdienst aus Bad Laasphe, der Malteser Hilfsdienst, die Polizei und das Ordnungsamt.

Ein Mitarbeiter der Firma Ejot klagte über Unwohlsein und wurde auf Verdacht einer Chlorgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht, befand sich aber am frühen Nachmittag schon auf dem Wege der Besserung. „Gefahr für die Bevölkerung bestand zu keiner Zeit“, betonten die Vertreter der Firma Ejot und Einsatzleiter Dirk Höbener.