Siegen. . IHK veröffentlicht „Zentrumsmonitor 2018 für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe“. Studie zeigt, Menschen wollen gut erreichbare Vielfalt.
Mit Freude betrachtete IHK-Präsident Felix G. Hensel, wie die Mitglieder der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Siegen in dem gut 100 Seiten starken, druckfrischen „Zentrumsmonitor 2018 für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe“ blätterten: „Mit dieser richtungsweisenden Studie haben wir nun eine strukturpolitisch für die gesamte Region bedeutende Handreichung, aus der wir Honig für den Handel in unseren Zentren saugen können.“ Wie die Studie und deren Auswertung zu lesen sind, das erläuterte Prof. Dr. Hanna Schramm-Klein. Ihre Strategieberatung hatte die Studie verfasst. Die IHK finanzierte die Studie mit den Sparkassen und Volksbanken in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe.
Individuelle Zentren untersucht
„Jedes der 23 untersuchten Zentren im Kammerbezirk der IHK Siegen ist individuell“, fasste Hanna Schramm-Klein zusammen. „In jedem dieser Zentren ist das Kaufverhalten der Kunden unterschiedlich. Und jedes von ihnen kann in einem Bereich als Benchmark für diese Region stehen.“ So gebe es in Kirchhundem oder in Siegen-Mitte nahezu gleichgroße Gruppen stark onlineaffiner Markenkäufer, Standardkäufer und Regionalkäufer sowie serviceorientierte Markenkäufer, während in Wenden und Freudenberg die onlineaffinen Käufer deutlich in der Überzahl seien. Aus diesen unter gut 4600 Kunden erhobenen Daten könne man ableiten, dass sich das Kaufverhalten zwischen Stadt und Land quasi nicht unterscheide, erläuterte sie. „Die Landbevölkerung ist sogar noch einen Tick onlineaffiner als die Stadtbevölkerung in einer ohnehin eher als ländlich zu bezeichnenden Region.“ Und so dürfe sich das einzige Oberzentrum der Region auch nicht mit anderen Städten der Region messen, sondern mit nahen Oberzentren wie Köln, Dortmund oder Frankfurt.
Das Kaufverhalten werde sich in den kommenden Jahren weiter stark verändern, prognostizierte die Professorin. Die Zahl der online-, vor allem die der smartphoneaffinen Kunden nehme stetig zu. „Die jüngeren Generationen sind kritischer, wenn es darum geht, das Zentren- und insbesondere das Einzelhandelsangebot zu beurteilen.“ Warum? „Das Internet bietet einen breiten und großen Zugang zum Angebot in nahezu allen Kategorien. Es weist die höchste Zentralität auf. Zumindest teilweise werden Käufe ins Netz verlagert, weil es Dinge vor Ort nicht gibt.“
Produktvielfalt bereitet Probleme
Ausnahmen seien Produkte des längerfristigen Bedarfs. Diese kaufe man nicht nur im Internet, sondern häufig in einem anderen, attraktiveren Zentrum. Auch hier sei der dominierende Einkaufsgrund nicht zwingend ein Mangel an Attraktivität vor Ort, sondern die Produktvielfalt. Die größten Defizite hätten die Kunden indes im Bereich der Mode ausgemacht. „Lässt sich das durch die Ansiedlung der großen Ketten kompensieren?“, erkundigte sich Hendrik Enders. Die Frage sei schwierig zu beantworten, so die Professorin, da man es mit einem schizophrenen Konsumentenverhalten zu tun habe.
Als typisch für diese Region habe sich herausgestellt, dass alle Aspekte, die mit dem Auto zu tun haben, hoch bewertet werden. Dennoch: „Erreichbarkeit, Sicherheit und Sauberkeit sind die wichtigsten Kriterien“, sagte Schramm-Klein.
Mit einem Irrglauben räumte Schramm-Klein abschließend auf: „Wir bekommen oft zu hören, dass die Gastronomie der neue Handel in den Zentren sei. Das wird durch die Studie nicht belegt. Die Menschen kaufen nach wie vor gern in den Zentren und kommen wegen des Einzelhandelsangebots.“
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