Bad Berleburg. . In Bad Berleburg gibt es eine heftige Diskussion zwischen Archäologen und Touristikern um einem neuen Premiumwanderweg.
Der neue Bad Berleburger Premium-Wanderweg „Via Celtica“ polarisiert, noch bevor er eröffnet ist. Der Weg basiere auf „pseudowissenschaftlichen Ansätzen“, kritisieren Archäologen und werfen den Machern vor, Hinweise zu ignorieren, dass es in Wittgenstein gar keine keltische Besiedlung gegeben habe. Die Befürworter kontern: Es gehe nicht um die Kelten an sich, sondern um das kulturelle Erbe und einen spannenden Wanderweg, der zur Diskussion anregt. Das ist bereits gelungen, obwohl der Weg noch nicht offiziell ausgeschildert, geschweige denn wanderbar ist.
Die Kontrahenten
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Auf der Seite der Befürworter des neuen Wanderweges stehen die Erfinder: der Dotzlarer Rüdiger Grebe, der schon mit dem Wittgensteiner Schieferpfad und der „Via Adrina“ stark nachgefragte Wanderhöhepunkte entworfen hat, und Andreas Bernshausen von der BLB-Tourismus GmbH.
Auf der Seite der Gegner wiederum finden sich der frühere ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger Hans-Günter Radenbach aus Berghausen und der Archäologe Dr. Manuel Zeiler von der Außenstelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Olpe.
Der Weg
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Der rund um Dotzlar und die dortige Wallburg führende Wanderweg soll Menschen in die Region locken, sie emotional wie intellektuell und letztlich auch sportlich ansprechen. Zentrales Thema sind die Kelten und deren tiefe Verbundenheit zu Natur und Landschaft. Die Wegeführung befindet sich gerade in der Abstimmung.
Die Argumente
Kontra: „Im derzeitigen Forschungsstand gibt es keinen eindeutigen Nachweis, dass im heutigen Wittgensteiner Gebiet Kelten lebten oder dass es Teil der keltischen Zivilisation war. [...] Die Andersartigkeit des Wittgensteiner Raums der Eisenzeit zur keltischen Zivilisation ist erheblich und sein Charakteristikum. Daher ist die Bezeichnung ,Via Celtica’ falsch.“ Das sagt Dr. Manuel Zeiler.
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Pro: „Wir habe nie gesagt, dass die Kelten hier lebten. Aber es gibt unbestreitbar keltische Einflüsse – und man kann nicht nachweisen, dass sie hier nie waren. Deswegen sprechen wir auch nicht von den Kelten, sondern von der keltischen Kultur. Wir können da fachlich diskutieren. [...] Der Name ,Via Celtica’ soll griffig sein. Uns geht es darum, einen tollen Wanderweg zu schaffen und Menschen nach Wittgenstein zu holen. Und wenn wir dann mit dem Weg zur Diskussion anregen, umso besser. Übrigens: Die Gebrüder Grimm sind auch nicht auf dem Märchenweg unterwegs gewesen.“
Das sagt Andreas Bernshausen.
Der Wanderer soll sich auf emotionale Spurensuche begeben
Die Sichtweise von Keltenforscher Rüdiger Grebe, der auch Erfinder des Premium-Wanderweges „Via Celtica“ ist: „Die Wallburgen sind Kulturdenkmäler ersten Ranges. Das ist die eine Seite. Die andere ist die Bevölkerung. Die Burgen sind im Bewusstsein der Bevölkerung kaum verankert, sie finden keine Beachtung, das Unwissen ist leider groß.
Wir haben es hier mit einem Vermittlungsproblem zu tun. Sachverwalter sind die Archäologen. Über die Funktionen der Anlagen können sie nur spekulieren. Zudem sind sie ja ihrer wissenschaftlichen Arbeitsweise verpflichtet.
Das Projekt „Via Celtica“ hat das Ziel, die Bevölkerung, insbesondere die Wanderer, mit frischen Ideen und alternativen Denkmodellen zu versorgen und ein Ideenlabor zu installieren. Es bietet auch inhaltliche Beiträge für eine weitergehende Diskussion.
Es beschäftigt sich mit der grundsätzlichen Kernfrage: Wie können wir das überragende, kulturelle Erbe in die öffentliche Aufmerksamkeit rücken und die historische Bedeutung für die Region herausarbeiten?
Keine Probleme
Die Burganlage Dotzlar ist das sorgfältig ausgesuchte Ziel der „Via Celtica“. Aus archäologischer Sicht gab es keine Kelten in Wittgenstein. Mit dieser Aussage habe ich keine Probleme, allein deswegen, weil es gerade bezüglich der Kelten viel Bewegung in den letzten beiden Jahrzehnten gab. Bei dem Wanderweg stehen für mich stellvertretend die Kelten für den Umgang mit Natur, Zeit (Sonnenwenden) und Raum stellvertretend für ein archaisches Volk. Die Wanderung auf der „Via Celtica“ tangiert Plätze, die den Kelten heilig waren (Fluss, Quelle, Felsen, markante Bäume), aber auch den modernen Menschen magisch anziehen. Der Wanderer soll wie die Kelten „ticken“, entdecken und empfinden, was den Kelten heilig war. Auch deswegen ist die „Via Celtica“ ein spiritueller Weg, der vor allem Emotionen anspricht und ein großer Türöffner für die Seelenwelt des Wanderers ist.
Kontra: „Der Weg ist ein Laborweg. Ich möchte mit dem Weg zur Diskussion anregen und engstirnige Denkmuster aufbrechen. Die Menschen sollen die Natur genießen, ins Nachdenken kommen und Abstand zu unserer von Technik geprägten Welt bekommen. Außerdem ist der Weg ein Premiumwanderweg, der zuerst Wanderkriterien folgt, und kein Themenwanderweg.“
Das sagt Rüdiger Grebe.
Pro: „Der Name Via Celtica führt dazu, dass wir die nachweislich eigenständige Wittgensteiner Kultur keltisch umdeuten.“
Das sagt Hans-Günter Radenbach.