Bad Berleburg. . Eine hübsche aber tote Frau liegt auf dem Pferdeanhänger. Und nur wenige hundert Meter entfernt stolpert ein Ermittler über die nächste Leiche.
- Mords-Stünzel heißt der dritte Fall der Ermittler Klaus Klaiser und Corinna Lauber
- Autor Wolfgang Breuer hat das Buch druckfrisch vorgestellt
- Gleich zwei Leichen werden nach dem Tierschaufest am Stünzel gefunden
Helmut Dreisbach schüttelt den Kopf. „Nein, so etwas hatten wir zum Glück noch nicht auf dem Stünzelfest. Wir sind immer froh gewesen, dass es ohne Polizeieinsätze abgelaufen ist“, sagt der frühere Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisvereins aus Rinthe über die Kreistierschau, das größte Wittgensteiner Volksfest, das er viele Jahre mit organisiert hat. Aber es gibt immer ein erstes Mal.
Eine junge, hübsche aber tote Frau liegt auf dem Pferdeanhänger eines Rinther Landwirts. Und nur wenige hundert Meter entfernt stolpert einer der Ermittler sprichwörtlich über die nächste Leiche. Gleich zwei Mordopfer auf dem Stünzel an einem Tag. Kein Wunder, dass das dritte und neueste Buch von Wolfgang Breuer „Mords-Stünzel“ heißt.
Druckfrisch vorgestellt
Im Landhaus Wittgenstein stellte Breuer sein Buch mit einer Lesung vor. Druckfrisch ist der neueste Krimi mit Lokalbezug in Bad Berleburg eingetroffen. „Ich habe das Buch jetzt auch zum ersten Mal in der Hand“, sagt der hauptberufliche Fernsehredakteur. Er bedankt sich bei seinem Verleger Franz König, der eigens die ersten druckfrischen Exemplare am Abend nach Bad Berleburg gefahren hat. Später werden viele der Bücher signiert bereits von den Besuchern der Lesung mit nach Hause genommen. In nur eineinhalb Jahren und mit dann drei Krimis um die Kommissare Klaus Klaiser und Corinna Lauber hat sich Wolfgang Breuer schnell eine treue Leserschaft erarbeitet.
Geschätzter Lokalkolorit
Die schätzen das Lokalkolorit und die detailreichen Beschreibungen von Menschen und Gegend. Der 63-Jährige lebt seit Jahrzehnten in Baden Baden, kommt aber nicht nur aus familiären Gründen immer wieder in die alte Heimat zurück. So liegt es auch nahe, dass Wittgenstein bei seinen Büchern die Hauptrolle spielt. „Was kann man hier machen, habe ich mich gefragt und mir ist nichts anderes eingefallen, als Mord und Totschlag hierherzubringen“, lacht Breuer.
In diesem dritten Buch sind es zwei brutale Morde. Das junge Mädchen Katrin aus Bad Laasphe, dass an seinem 24. Geburtstag erwürgt wird und Holger Blecher, dem mit einer Schnapsflasche der Schädel eingeschlagen wird. Es gibt wieder viel Arbeit für den Leiter der Kriminalpolizei, Klaus Klaiser und seine Kollegin Corinna Lauber. Beide sind - wie Mordopfer und Täter - fiktive Personen.Aber Breuers Bücher leben eben nicht nur von genauer Ortskenntnis, sondern auch von der einen oder anderen realen Person. So hatte Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg nichts dagegen, in einem dieser Krimis aufzutauchen.
Und es gibt noch mehr: Im Publikum sitzen an diesem Abend nicht nur Helmut und Ulla Dreisbach aus Rinthe, die eine Rolle in diesem Stünzelkrimi spielen, sondern auch Richter Kurt Grauel aus Elsoff mit seiner Ehefrau Ursula, die nach dem Wunsch des Autors gerne in einem der nächsten Wittgenstein Krimis mitspielen sollen. Immerhin: Mit Bernd Dickel, dem 1. Polizeihauptkommissar der Wache in Bad Berleburg hat er auch aus der Polizei eine ganz reale Person eingebaut. „Ich hab dem Bernd damals gesagt, ich würde ihn Fred Lückel nennen. Da hat Bernd gelacht und zu mir gesagt, wenn du das machst, spreche ich kein Wort mehr mit dir.“
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So geben die Landschaft und der eine oder andere reale Charakter den Rahmen für Handlungen her, die Breuer komplett aus seiner Fantasie entstehen lässt. Und die blüht. In nur anderthalb Jahren zaubert der gebürtige Berghäuser gleich drei Krimis aus dem Hut und den vierten hat bereits „zu zwei Dritteln fertig“.
Ob er nach Konzept schreibe, will im Anschluss an die Lesung eine Zuhörerin wissen. „Nein, ich schreibe einfach drauf los“, sagt Breuer und berichtet wie es mit dem Schreiben für ihn anfing. Irgendwann saß er krank zuhause und ging seiner Ehefrau Andrea auf die Nerven. Die sagte zu ihm, „dann schreib’ doch einen Roman. Du kannst doch schreiben.“ Gesagt, getan. Breuer setzte sich mit dem Laptop auf den Knien auf die Terrasse und fing an: „Nach zehn Minuten war ich tief drin“, erklärt der Autor, der seitdem viel Freizeit vor dem Computer verbringt. „Ich setze mich dann einfach hin und schreibe.“
Talentierter Vorleser
Breuer hat aber nicht nur ein Talent, Geschichten auszudenken und aufzuschreiben, er kann sie auch erzählen. Das macht die Lesungen mit dem Bruder des ehemaligen Landrates und Bundestagsabgeordneten Paul Breuer so unterhaltsam. Vor allem auch dann, wenn der Bruder Paul im Publikum sitzt und eine Frage zur Kommissarin in den Raum wirft. „Er hat alle Bücher gelesen, aber er vergisst es“, führt Wolfgang seinen älteren Bruder beim Publikum schelmisch vor.
Nicht nur diese Momente sorgen für Spannung und Komik, es ist auch die Fähigkeit Wolfgang Breuers, den sprechenden Personen mit Dialekt und Mundart szenisch Kontur zu verleihen. Das macht dem Autor selbst sichtlich Spaß und das Publikum könnte stundenlang weiter zuhören. Bis dann der halb auf Platt und halb auf Hochdeutsch gesagte Satz kommt: „So, wümma uffhere, sonst lese ich euch noch das ganze Buch vor.“