Bad Laasphe/Erndtebrück. . Was Günter Schnabel aus Erndtebrück am Ende des Krieges erlebt und überlebt hat, beeindruckt die Jugendlichen sehr.

  • Günter Schnabel überlebte das „Speziallager Buchenwald“.
  • Heute lebt der ehemalige Häftling der Sowjets in Erndtebrück.
  • Vor Neuntklässlern macht er Geschichte mit seiner eigenen Geschichte lebendig.

Im Anschluss an die kürzlich absolvierte zweitägige Exkursion der neunten Klassen nach Weimar und dem Besuch der Gedenkstätte Buchenwald hatte Geschichtslehrer André Rohrbach die Idee, den Zeitzeugen und Überlebenden des sogenannten „Speziallagers Buchenwald“, Günter Schnabel, in die Schule einzuladen.

Fast 80 Minuten fesselte der mittlerweile 88-Jährige, der in Erndtebrück wohnt und ursprünglich aus Breslau in Polen stammt, seine jungen Zuhörer mit seinen hochemotionalen Schilderungen über seine dramatischen Haftbedingungen und die erlittenen Strapazen.

Flucht aus Schlesien

Als Jugendlicher, gerade mal so alt wie die Schüler, floh Günter Schnabel einst mit seiner Mutter und Schwester vor der heranrückenden Roten Armee und machte u.a. Station in Leipzig, Torgau und Treffurt in Thüringen.

Hier wurde er am 31. Dezember 1945 durch einen russischen Offizier verhaftet unter dem Vorwand, Mitglied in der sogenannten „Werwolf“-Gruppe zu sein und an Sabotageanschlägen gegen die Alliierten teilgenommen zu haben. Über ein halbes Jahr musste er schlimmste und unmenschliche Haftbedingungen erleiden, zermürbt durch Folter und Erniedrigungen gab er schließlich die Mitgliedschaft zu, worauf die Verlegung in das Konzentrationslager „Buchenwald“ bei Weimar im Juni 1946 erfolgte.

In Einzelhaft

Bereits zu diesem Zeitpunkt war das Lager mit 17 000 Inhaftierten überfüllt. Schnabel arbeitete hier als Elektriker, Melder und in der Lazarettküche und wurde nach angeblicher Planung eines Fluchtversuches in den sogenannten „Isolator“, die Einzelhaft, gesteckt, ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt.

Aufgrund der unhygienischen Haftbedingungen erkrankte er schließlich an Tuberkulose und wurde mit weiteren 4000 Kranken in einem Sonderbereich des Lagers untergebracht.

Erst 1950 entlassen

Erst im Januar 1950 erfolgte die überraschende Entlassung, Schnabel war nun 20 Jahre alt und musste sich auf die Suche nach seiner Familie machen. Da die Wohnung in Breslau ausgebombt und völlig zerstört war, konnte er zunächst nur bei Verwandten und Freunden unterkommen. Er machte sich dann weiter auf den Weg, Verwandte in den westlichen Besatzungszonen zu finden, dabei führte ihn seine strapaziöse Odyssee per Güterwagen nach Dresden, Duisburg, Salzgitter und Wolfenbüttel. Und das Unglaubliche geschah: In Bremerhaven fand er schließlich nach langer Suche seinen Vater wieder, der den Krieg ebenfalls überlebt hatte.

Im Anschluss an seinen Vortrag beantwortete Günter Schnabel noch ausführlich die Fragen der Schülerinnen und Schüler, die sichtlich bewegt waren.

„Es ist wichtig, dass die Schüler ihr Wissen auch aus den Schilderungen eines Zeitzeugen wie Günter Schnabel erhalten. Der reine Fachunterricht kann dies nur ansatzweise leisten“, so Geschichtslehrer André Rohrbach zum Abschluss.