Bad Berleburg. . Trotz tierärztlicher Behandlung ist die Wisentkuh „Abtisa“ in der Uni-Klinik Gießen verendet. Sie war an einer Hirschfütterung in Panik geraten.

  • An der Hirschfütterung am Forsthaus Homrighausen verhakt sich das Tier an einem Futtertisch
  • Beim Befreiungsversuch durch Wisent-Ranger und Tierarzt gerät die Wisentkuh in Panik
  • Veterinäre der Uni-Klinik Gießen können das Tier nicht mehr stabilisieren - es verendet am Dienstag

Die frei lebende Wisent-Herde im Rothaargebirge hat ein Kuh verloren. Nach einer unglücklichen und ganz außergewöhnlichen Begebenheit, ist die 2008 geborene Wisent-Kuh „Abtisa“ trotz umfangreicher medizinischer Hilfe gestorben. Damit besteht die Herde des Artenschutzprojektes zur Wiederansiedlung der Wisente derzeit aus 19 Tieren.

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Zur Chronologie der Ereignisse teilt der Pressesprecher des Wisent-Vereins, Dr. Michael Emmrich, mit: Am Freitag hatte der Wildmeister der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer, Patrick Rath, die Kuh Abtisa an der Hirschfütterung Homrighausen entdeckt. Sie hatte sich unglücklich an einem der Futtertische verhakt. Das Tier hatte offenbar versucht, seitlich an Futter zu gelangen und dabei mit Hörnern und Kopf eine Lage eingenommen, aus der sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte. Wie lange sie sich bereits in dieser ex­trem unglücklichen Position befand, war nicht festzustellen.“

Wisent-Ranger und Tierarzt sind sofort zur Stelle

Nach Angaben des Sprechers wurde Wisent-Ranger Jochen Born sofort hinzugezogen, ebenso der Tierarzt Ivan Hafner aus Bad Berleburg. Dr. Emmrich: „Beide versuchten zunächst, die Holzbalken abzusägen, die die Kuh blockierten, um diese so zu befreien. Die Kuh jedoch geriet darauf in Panik und brachte damit so sich selbst und die beiden Menschen in Gefahr. Deshalb entschieden Tierarzt und Wisent-Ranger gemeinsam, das Tier zu sedieren.

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Nach der Betäubung konnte der Wisent dann aus seiner Lage befreit werden, außerdem wurde eine Blutprobe entnommen und – da das Tier ohnehin schon sediert war – gleich auch ein neues Sendehalsband angelegt.

Die Kuh konnte nicht mehr allein aufstehen

Anschließend konnte das Tier unter erheblichem Aufwand und Mühen in den in der Zwischenzeit herbeigeholten Viehtransportanhänger gebracht und dort auf dicken Strohlagen gebettet werden. Die Kuh war da bereits nicht mehr in der Lage, selbstständig aufzustehen.

Auf Anraten von Tierarzt Hafner wurde die Kuh zunächst zur Beobachtung im Transportanhänger gelassen und in den Managementbereich des ehemaligen Auswilderungsareals gefahren. Nach solch einer Stresssituation, wie sie „Abtisa“ erlebt hatte, kann eine Erholungsphase durchaus zwei Tage anhalten. Dementsprechend wurde gehandelt.

Bei einer weiteren Begutachtung der Kuh am Montag dieser Woche (23. Januar), wurde jedoch festgestellt, dass sich ihr Zustand nicht verändert hatte: Die Kuh war nach wie vor nicht in der Lage aufzustehen. An dem Vorort-Termin nahm neben Tierarzt und Wisent-Ranger Jochen Born auch Wisentvereins-Vorstand Johannes Röhl teil.

Todesursache wird noch geklärt

Tierarzt Hafner kam daraufhin zur der Einschätzung, dass ein weiteres Abwarten in dieser Situation aus Tierschutzsicht nicht geboten sei. Entweder müsse das Tier erlöst oder aber in die Veterinärmedizin der Justus-Liebig Universität Gießen gebracht werden. Diese war auf Anfrage auch bereit, die Wisent-Kuh aufzunehmen und zu versuchen, sie zu stabilisieren.

Um alle Mittel auszuschöpfen, berichtet Johannes Röhl, wurde die Kuh deshalb nach Gießen transportiert, wo sie am Montagnachmittag ankam. Den Veterinären in Gießen gelang es allerdings nicht mehr, das Tier zu stabilisieren, so dass es in der Nacht zum Dienstag verendete. Zur genauen Feststellung der Todesursache wird die Kuh derzeit in der Tierpathologie der Universität in Gießen untersucht.