Bad Berleburg/Bad Laasphe. . Der „Hillerberger Franz“ über seine Aufgabe als kostümierter Stadtführer – und warum der „Wittgensteiner Muffelkopp“ nicht nur eine Rolle ist.
- Wittgenstein für Einheimische und Gäste erlebbar machen
- Mit eigener Identität touristisch aufmerksam machen
- Netzwerk- statt Konkurrenzgedanke
Kennen Sie den „Hillerberger Franz“? Als „Wittgensteiner Muffelkopp“ unternimmt er mit Gästen Stadtführungen durch Bad Laasphe. Hinter dieser Figur steckt Frank Fischer aus Dotzlar, der auch noch ganz andere Dinge tut. Welche, das verrät er uns im Interview.
Ihre Qualifikationen: zertifizierter Wanderführer und Natur- und Landschaftsführer, zertifizierter Gesundheitswanderführer, zertifizierter Projektleiter im Bereich Erlebnispädagogik und Abenteuersport – was sind Sie denn am liebsten?
Die Qualifikationen hören sich natürlich vielversprechend an. Letztendlich greifen viele Dinge aus den unterschiedlichen Bereichen bei den Aktivitäten ineinander. Wobei natürlich bei den normalen Wanderungen Natur, Landschaft und Historie überwiegt.
Die Gesundheit spielt bei jeder Wanderung eine Rolle was aber bei speziellen Gesundheitswanderungen vertieft wird. Die Erlebnispädagogik kann natürlich beim Wandern mit Kindern – aber auch Erwachsenen – für Spaß und Abwechslung sorgen. Leider kommen Veranstaltungen mit Erlebnispädagogik bei mir viel zu selten vor.
Am liebsten ist mir, wenn es für meine Mitwanderer ein schönes Erlebnis war, wenn sie vielleicht etwas Neues aus der Region erfahren haben oder Erfahrungen mitnehmen können.
Wie gefallen Sie sich denn eigentlich in der Rolle als „Hillerberger Franz“? Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen?
In die Rolle eines anderen hineinzuschlüpfen hat natürlich einige Vorteile. Man wird ganz anders wahrgenommen, selbst von Menschen die einen kennen. Auch durch ein Kostüm erfährt man eine ganz andere Aufmerksamkeit.
Das Elternhaus steht in Dotzlar
Das Elternhaus von Frank Fischer (45) steht in Dotzlar. Hier ging er in die Grundschule und besuchte später die Hauptschule in Beddelhausen.
In den Beruf als Holzmechaniker in der Industrie sei er „reingerutscht“, bekennt Fischer. Nach einer Ausbildung beim Musikinstrumenten-Hersteller Sonor in Aue wurde er übernommen. Zwischendurch hat Fischer Zivildienst geleistet.
Der 45-Jährige wohnt im Forsthaus Hülshof bei Richstein, also mitten in der Natur. Seine 20-jährige Tochter ist Schneiderin und lebt inzwischen in Leinefelde, Eichsfeld Thüringen.
Aber ist der Hillerberger Franz überhaupt eine Rolle? Letztendlich bin ich das. Wie bin ich dazu gekommen? Vor Jahren wurde ich gefragt ob ich nicht in Laasphe auch ein Nachtwächter-Führung anbieten könnte, da es sowas ja in viele Städten gäbe. Ich sagte dazu, dass es schon zu viele Nachtwächter gebe, die zum Teil in fragwürdigen Kostümen durch die Nacht ziehen. Aber ich könnte einen alten, muffligen Wittgensteiner darstellen, der den Menschen Laasphe zeigt. Ach ja! Der Name „Hillerberger“ ist übrigens der Hausname meines Elternhauses – und der Name Franz hat auch seinen Grund.
Frank Rother zieht mit Publikum als „Nachtwächter“ durch die Straßen Bad Berleburgs. Inwieweit ist er eine „Konkurrenz“ für Sie? Oder ergänzt man sich da eher?
Ich sehe das nicht als Konkurrenz. Berleburg hat seine Geschichten und Laasphe hat eigene Geschichten. Frank hat seine Art, seine Geschichten zu erzählen und ich meine. Das alles dient dazu, dass Wittgensteiner Land für Gäste und Einheimische interessant und erlebbar zu machen.
Wanderungen und Stadtführungen mit naturkundlichen und geschichtlichen Themen gehören zu Ihren touristischen Angeboten. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Dabei hilft mir, viel in der zum Glück reichhaltigen Heimatliteratur zu lesen. Schön sind auch Sachen, die man von anderen erfährt – und meine – wie ich meine – doch gute Ortskenntnis in den Wittgensteiner Wäldern. Und dann diese Orte, die man vorher schon erwandert, erlaufen oder mit dem Fahrrad abgefahren hat, für eine interessante Wanderung mit Geschichten zu verbinden.
Dass Sie für SGV und TKS Bad Laasphe unterwegs sind, ist doch sicher eine Nebenbeschäftigung, oder? Deshalb die Frage: Was machen Sie denn sonst so beruflich? Inwiefern trägt Ihre Familie die Aktivitäten mit?
Das ist natürlich nur eine Nebenbeschäftigung. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich als Holzmechaniker bei der Firma Sonor – seit 28 Jahren. Da meine Tochter, meine Geschwister, Freundin und Eltern schon aus dem Gröbsten raus sind, ist das kein großes Problem. So oft kommt das mit den Führungen auch nicht vor. Manchmal habe ich aber das Gefühl, das ich dabei zu kurz komme.
Apropos SGV: Wie kamen da die Kontakte zustande?
Alles fing damit an, dass ich von Klaus Kühn – seinerzeit Naturschutzwart im SGV-Bezirk Wittgenstein und mittlerweile leider verstorben – angesprochen wurde, ob ich nicht Interesse hätte, sein Amt fortzuführen. Den Kontakt hatte übrigens Frank Rother hergestellt. Wir hatten uns dann an einer alten Wacholderheide im Besitz des SGV getroffen. Kühn erklärte mir, dass noch weitere Wacholderheiden im Besitz des SGV wären, dass man in diesem Amt Gestaltungsmöglichkeiten hätte und das machen könne, was für einen selbst interessant wäre.
Da ich schon immer unsere Wacholderheiden sehr schön fand und da noch Verbesserungspotenzial sah, habe ich von Klaus Kühn das Amt übernommen. Die Geschichte würde hier noch weitergehen, denn über den Wacholder gibt es noch mehr zu erzählen, aber das wäre für den Moment zuviel.
Stichwort Tourismus: Inwieweit sind solche Angebote, die Sie Gästen und Einheimischen machen, wichtig für Bad Laasphe, für die Region Wittgenstein?
Ich denke, dass solche Angebote wichtig sind für unsere Region, wenn auch in Laasphe von Gästen schlecht angenommen. Laasphe hat eben keinen Kurbetrieb mehr. In Berleburg sieht die Sache da etwas einfacher aus. Meiner Meinung nach sollte sich die gesamte Region Wittgenstein im Bereich Touristik zusammen besser vermarkten. Gegen die Regionen des Sauerlandes können wir nur mit einer eigenen Identität auf uns aufmerksam machen.
Wo möchten Sie gern perfekt sein? Diese Frage stellte Ihnen 2012 der „Blickpunkt Wirtschaft“. Frank Fischer antwortete: „Gute Frage! Ich wäre gerne menschlich perfekt, weil ich dann eben ein besserer Mensch wäre. Ein großer Vorteil dabei: Meine Umgebung wäre zufriedener mit mir. Und man eckt dann natürlich weniger an.“ Stehen Sie da noch zu Ihrem Wort?
Um ehrlich zu sein war meine Antwort nicht so ganz ernst gemeint. Ich hatte es auch so nicht gesagt, wie es in dem Text steht. Ich sagte: „Ich wäre gern menschlicher.“ Was immer das auch heißen mag. Letztendlich wollte ich etwas sagen, was sich bedeutungsvoll anhört. Aber ansonsten stehe ich natürlich zu meinem Wort.