Siegen. . Vom Brett mit Saiten bis zur Nobelklampfe: Der Siegener Gitarrist und Handwerker bietet Reparaturen, Umbauten und Optimierungen an.

Angefangen hat es mit einer Plastiktüte voller Gitarrenteile, heute schmiert Jörg Schenk Fischabfälle in kaputte Gitarren. Mal so ganz grob umrissen. Der Siegener Gitarrist und Handwerker betreibt die derzeit einzige Siegerländer Gitarrenwerkstatt, in der Schenk alles repariert und optimiert, was aus Korpus, Hals und Saiten besteht.

S wie selbstständig: Schenk arbeitete bis zur Schließung im Siegener Musikhaus Horn. 20 Jahre lang war er dort für Reparaturen zuständig, „aber eher in kleinerem Rahmen“, sagt er. Als das Geschäft zumachte, ergriff Schenk die Gelegenheit, „mal gucken ob’s ankommt“. Er investierte in Werkzeuge und Maschinen, bestellte Richtklötze aus Portugal, Spezialzangen aus Slowenien, Hohlschlifffeilen mit Diamantstaub für den Schliff der Bundstäbchen, Zwingen, die in Schalllöcher passen. So etwas bekommt man nicht im Baumarkt. Und wenn es etwas überhaupt gar nicht gibt, baut er es sich halt selbst.

Mit einer Spezialfeile glättet Schenk die Sattelkerben – die Saite schwingt besser.
Mit einer Spezialfeile glättet Schenk die Sattelkerben – die Saite schwingt besser. © Hendrik Schulz

E wie Erfolg: Jedenfalls kam die Werkstatt an. „Unter Musikern multipliziert sich das“, sagt Schenk. Das ist wohl das Erfolgsrezept. Und das freut ihn. „Ich habe wohl so eine Art Monopolstellung“, sagt Schenk mit sonorer Stimme – er arbeitet auch als Sprecher, findet dafür aber kaum noch Zeit –, die Leute kämen aus dem ganzen Siegerland, mit dem Zug aus Finnentrop, aus Altenkirchen, Biedenkopf.

B wie Bastelleidenschaft: An seinen Gitarren hat Schenk schon immer geschraubt. Wer Barré-Griffe greifen kann weiß: Es gibt immer was zu verbessern. Mit 17 schenkte ihm ein Kumpel und Gitarrenlehrer eine Plastiktüte voller Teile, das In­strument fein säuberlich zerlegt. Eine Nacht später hatte Jörg Schenk seine erste Gitarre, eine Ibanez Les Paul. Seither hat er gespielt und geschraubt. Im Zweifel nimmt Schenk auch ein Käfer-Getriebe auseinander.

W wie Werkseinstellungen: Die sind bei vielen Gitarren oft genug Mist, „man kann sehr viel verbessern“, sagt Schenk. Die Bundierung zum Beispiel. Im Grunde lässt sich alles austauschen oder optimieren: Neue Elektronik und Mechaniken, Brücke, und, und, und. Wenn Schenk mit einer Einsteiger-Billig-Gitarre vom Flohmarkt fertig ist, ist sie im Zweifel nicht mehr wiederzuerkennen. An jeder Gitarre lassen sich eine Vielzahl kleiner Stellschrauben drehen, die Spielgefühl und Klang im Ergebnis merklich verbessern.

Kleine Maßnahme, große Wirkung: Sauber abgefeilte Bundstäbchen verbessern enorm die Bespielbarkeit.
Kleine Maßnahme, große Wirkung: Sauber abgefeilte Bundstäbchen verbessern enorm die Bespielbarkeit. © Hendrik Schulz

L wie Liebe zum Instrument: „Man kann echt was rausholen, auch aus Flohmarktgitarren.“ Letztens hatte Schenk eine Klampfe zweifelhaften Zustands auf seiner Werkbank. Die Schwägerin des Besitzers war verstorben, sie hatte ihm das Instrument geschenkt – „die Gitarre bedeutete ihm viel“, sagt Schenk. Also leimte er Risse, bundierte neu, „der war so glücklich.“ Ein Instrument, DAS Instrument – mehr als nur ein Werkzeug. Die strahlenden Augen der Kunden geben Schenk Recht. „Das sind deren Babys“, sagt der Gitarrist. „Man gibt nicht jedem sein 3000-Euro-Instrument, um ihm mit der Feile zu Leibe zu rücken.“ Und wenn die Reparatur den eigentlichen Wert übersteigt – egal. Siehe oben: „Aus der letzten Grotte kannste noch was machen“, sagt Jörg Schenk.

B wie Bünde. Essentiell fürs Spielgefühl. Eine Gitarre, deren Hals und Bünde durch Jörg Schenks bratpfannengroße Hände gegangen sind, spielt sich quasi von selbst. Im Zweifel entfernt er die Bundstäbchen, feilt die Kerben aus, setzt neue ein, sauber entgratet und 35-Grad-genau abgekantet, und das ehemalige Brett mit Saiten ist kaum wiederzuerkennen.

F wie Fischabfälle. Ja, Fischabfälle. Daraus ist ein Spezialleim gefertigt, den Schenk für besseres Schwingungsverhalten verwendet. Solches Spezialzubehör will ausprobiert werden, das meiste bestellt er in Amerika. Ein sogenannter Propellerleim „packt im Riss beide Seiten und schnurrt zusammen – das ist richtig dicht.“

Schenk baut im Grunde alles rund um die Gitarre. Wer ein maßgeschneidertes Floorboard braucht...
Schenk baut im Grunde alles rund um die Gitarre. Wer ein maßgeschneidertes Floorboard braucht... © Hendrik Schulz

E wie Eigenbau. Wenn das mit der Zeit nicht wäre... – jedenfalls will Schenk bei Gelegenheit die Gelegenheit nutzen und nicht nur schrauben, nachbessern und optimieren, sondern sich seine eigene Traumgitarre maßschneidern. Eine Telecaster, hohl, mit Resonanzraum für mehr Sustain und weniger Gewicht, mit zwei Humbuckern für druckvollen Sound. „Die Gedanken reifen noch.“ Eine alte Tele hat er sich schon restauriert – aber trotzdem ist es etwas anderes, wenn jeder Poti-Regler genau da sitzt, wo er hin soll, wenn die Gitarre von der Kopfplatte bis zum Gurtknopf perfekt ausgerichtet ist. Eine Signature, eine Maßanfertigung, besitzt Schenk bereits, eine Suhr, kleine Manufaktur in den USA. Da wählt der Meister jedes Holz präzise aus und baut das Instrument von Anfang bis Ende, von wegen Fließband.

S wie Spezialanfertigung. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Maßgefertigte Pedalbretter – bitteschön. Eisenhaltigen Lack auftragen und für die Vintage-Optik rosten lassen – gerne doch. „Viele Gitarristen mögen abgespielte Hälse – das ist wie in den Lieblingsturnschuh treten“, sagt Schenk. Spielspuren in den Lack – erwärmen und abrupt abkühlen – fördert die Rissbildung, bissigere Tonabnehmer veredeln den Verzerrer-Sound. „Alles klingt, selbst das Kabel“, sagt Schenk. Die lötet er natürlich auch auf Wunsch zusammen.

In der Gitarrenwerkstatt von Jörg Schenk

Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht:
Jörg Schenk hat sich in Siegen mit einer Gitarrenwerkstatt selbstständig gemacht: © Hendrik Schulz
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>>>>INFO: Lehrer und Livemusiker

Schenk bezeichnet sich als Handwerker – Komposition ist seine Sache nicht. „Ein Bekannter kann gerade mal fünf Akkorde“, grinst er, „aber damit schreibt er geile Songs.“

Neben der Werkstatt für alles, was mit Saiten bespannt werden kann, ist Schenk als Gitarrenlehrer, Live- und Studiomusiker tätig, ein kleines Tonstudio besitzt er ebenfalls.