Latrop/Aue-Wingeshausen. . Der Angriff auf eine Wanderin im Mai sorgte für viel Zündstoff. Die Verhandlung am OLG Hamm wird im Mai 2017 wieder aufgenommen.

  • Entscheidung des OLG Hamm vertagt auf Mai 2017
  • Angriff und Schälschäden bieten Grundlage für Kritik
  • Projekt erhielt Preis für regionale Identität

Ein Vorfall spaltet die Region, ein europaweit einzigartiges Projekt steht auf der Kippe, denn: Ende Mai wird in Latrop eine Wanderin von einer Wisentkuh angegriffen. Die 47-jährige Touristin aus Neuss erleidet Prellungen im Oberschenkel- und Leistenbereich, ihr Ehemann konnte die Wisent-Mutterkuh lautstark und mit fuchtelnden Armen vertreiben, bevor noch etwas Schlimmeres passieren konnte.

Seitdem wird das Auswilderungsprojekt noch mehr infrage gestellt. „Eine mögliche Entscheidung könnte es Mai 2017 geben“, so Dr. Michael Emmrich, Sprecher der Wisent-Welt Wittgenstein. Im September vertagte das Oberlandesgericht Hamm eine konkrete Entscheidung, ließ aber durchscheinen: Die Wisente könnten als „wild“ und „herrenlos“ eingestuft werden – und würden somit unter den Naturschutz fallen.

Leben ohne Zäune

„Ob es dann tatsächlich zu einem Urteil, zu Vergleichen oder das Verfahren noch mal in Verlängerung geht, entscheidet sich am Prozesstag“, sagt Emmrich. Bis dahin darf sich die ausgewilderte Wisent-Herde weiter ohne jegliche Umzäunung bewegen.

Sehr zum Leidwesen einiger Waldbesitzer in Schmallenberg. Im Juni forderte HSK-Landrat Dr. Karl Schneider „100-prozentige Sicherheit für die Menschen im Hochsauerlandkreis“. Ein derartiger Wisent-Angriff dürfe sich nicht wiederholen. Sowohl der Vorfall mit der verletzten Wanderin als auch die Schälschäden an den sauerländischen Buchen forderten Konsequenzen.

Der HSK-Landrat sprach sich erneut für eine Umzäunung aus, die die Tiere aus seinem Landkreis heraushalte. Mit dieser Maximalforderung werde allerdings das ganze Projekt infrage gestellt, machte Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann damals deutlich.

Verhaltensregeln im Ernstfall

In der Projekt-Diskussion prallen die Ansichten der Befürworter und Gegner aufeinander: „Wie hat man sich einem wilden Tier gegenüber zu verhalten?“ versus „warum zäunt man das Areal nicht großzügig ein?“ Die verhärteten Fronten kristallisieren sich schnell in jeder neuen Debatte heraus.

Einige Tipps vom Forstamt: Wer Wisenten begegnet sollte sich langsam herumdrehen und den Weg erstmal zurückgehen. Hunde gehören an die Leine. Und wenn ein Wisent einen Wanderer verfolgt, hilft am besten Lärm: in die Hände klatschen, mit den Armen fuchteln, das Tier anschreien.Was in jedem Fall vermieden werden sollte: direkt auf das Tier zugehen und ihm dabei in die Augen schauen. Das könnte als Angriff verstanden werden. Dasselbe gilt übrigens auch für Kühe.

2013 wurde die Wisent-Herde in die freie Wildbahn entlassen – seitdem wird auch immer wieder das Pro und Contra abgewogen. Wenn im Mai 2017 eine endgültige Entscheidung über das Projekt gefällt wird, könnte den Gesprächen die juristische Grundlage entzogen werden. So richtig still wird es um die Wisente aber wohl nie.

>> PREIS FÜR REGIONALE IDENTITÄT

  • Zuletzt machte die „Wisent-Welt Wittgenstein“ Schlagzeilen beim Sparkassen-Tourismusprei s 2016. Hier belegte der Verein den zweiten Platz in der Kategorie „Regionale Identität“.
  • „Wir sind stolz auf diesen Preis. Die Wisent-Welt steht nicht nur für regionale Identität, sondern verleiht uns auch überregionale Strahlkraft“, freute sich Bernd Fuhrmann.