Wittgenstein. . Landschaftsverband Westfalen-Lippe reagiert auf politischen Druck. Wittgensteiner Fachwerkhäuser sollen bald aufgebaut werden.
- Falk Heinrichs wendet sich an LWL-Direktor
- Wittgensteiner Land liegt LWL „sehr am Herzen“
- Aufbau der Fachwerkhäuser befindet sich in Planung
Seit mehr als 53 Jahren schlummern vier bauhistorisch wertvolle Fachwerkgebäude aus Wittgenstein im Freilichtmuseum Detmold unter der Plane. Zu einem Wiederaufbau ist es bis heute nicht gekommen.
„Wir müssen solch wichtiges Kulturgut der heutigen Generation unbedingt zugänglich machen“, hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Falk Heinrichs damals gefordert. Aber allein dabei hat er es nicht belassen, sondern sich mit einem Schreiben an Matthias Löb, den Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster gewandt.
Das Haupthaus des Girkhäuser Hofes Weiland (Pete) lagert ebenso im Freilichtmuseum Detmold wie die dazu gehörige Scheune. Foto: Sammlung Eberhard Lauber Falk Heinrichs schreibt an LWL
In dem unserer Redaktion vorliegenden Brief schrieb Heinrichs: „... Die Gebäude wurden bereits in den sechziger Jahren nach ihrem Abbau aus den Bad Berleburger Ortschaften Girkhausen und Rinthe, aus Feudingen (Bad Laasphe) sowie aus Balde (Erndtebrück) nach Detmold transloziert. Geplant war, den ,,Siegerländer Weiler“ des Museums (ehemaliges Dorf Obernau) um eine Baugruppe „Wittgensteiner Hof’ zu erweitern. Dazu ist es bis heute leider nicht gekommen. Die in Wittgenstein anzutreffende Enttäuschung darüber kann ich als direkt gewählter Landtagsabgeordneter dieser Region sehr gut nachvollziehen. [...] Ich bitte auf diesem Wege herzlich darum, dass in absehbarer Zeit zumindest ein Teil der eingelagerten Wittgensteiner Fachwerkgebäude im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold wieder aufgebaut wird...“
Dieser Brief hat offenbar Wirkung gezeigt, denn wie Falk Heinrichs am Donnerstag berichtet, liegt ihm inzwischen ein Antwortschreiben aus Münster vor. Der Inhalt könnte Hoffnung bei allen Heimatfreunden aufkommen lassen, zumal LWL-Direktor Matthias Löb betont, dass „auch uns das Wittgensteiner Land sehr am Herzen liegt“.
Aufbau soll bis 2025 passieren
Falk Heinrichs zitiert aus dem Brief: „Im Laufe des Aufbaus des LWL-Freilichtmuseum Detmold, der sich tatsächlich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, wurden verschiedene Landesteile in Baugruppen dargestellt. Bei der aktuellen Priorisierung des Investitionsprogramms des LWL haben wir für das Freilichtmuseum den Schwerpunkt auf die doppelte Baugruppe „Siegerländer Weiler/Wittgensteiner Hofanlage“ gelegt, also der heutige Kreis Siegen-Wittgenstein. Dieser Aufbau steht an erste Stelle für den Zeitraum 2015 bis 2025.“
Wie Löb weiter ausführt, sind die Kapellenschule und die Tankstelle aus dem Siegerland bereits fertiggestellt. Löb: „Auch die Gebäude aus dem Wittgensteiner Land befinden sich in der Vorplanung. So gibt es zum Beispiel Vorarbeiten für den Hof Weiland aus Girkhausen samt Nebengebäuden.“
Grundsätzlich optimistisch
Zwar könne das Museum in Detmold die genaue Reihenfolge des weiteren Aufbaus noch nicht mitteilen, aber der LWL sei „grundsätzlich optimistisch, dass demnächst — nach den entsprechenden finanziellen Möglichkeiten – auch dieser Landesteil angemessen in unserem LWL-Freilichtmuseum repräsentiert wird.“
Ein Stück Wittgensteiner Geschichte wird zurückgegeben
Falk Heinrichs, heimischer Landtagsabgeordneter, freut sich natürlich über die Einstellung der Verantwortlichen beim Landschaftsverband in Münster und betont: „Für viele Wittgensteiner scheint ein seit etlichen Jahren gehegter Wunsch ja bald in Erfüllung gehen zu können. Anfang des Jahres habe ich die Gelegenheit, Direktor Löb persönlich zu treffen. Dann werde ich noch einmal im Gespräch auf das Anliegen aus Wittgenstein zurückkommen. Jedenfalls werde ich in dieser Sache am Ball bleiben.“
Eberhard Lauber,
Ortsvorsteher von Girkhausen: „Das freut mich sehr, dass das in Gang gebracht wird und wir nun voraussichtlich mit dem Hofgelände Weiland aus unserem Dorf bald ein Stück Heimat zurück bekommen, wenn auch im Freilichtmuseum Detmold. Aber dann lohnt sich eine Reise dorthin allemal.“
Otto Marburger, Erster Vorsitzender der Kulturgemeinde Bad Berleburg eV
Foto:
Rita Maurer
Otto Marburger, Vorsitzender des Wittgensteiner Heimatvereins: „Wenn da endlich Bewegung in den Aufbau dieser alten Anlagen kommt, freut uns das sehr. Vor über 20 Jahren haben wir für Schwarzenau ein Buch mit Zeichnungen des Malers Helmut Richter herausgegeben, darunter war auch ein Bild des Bienenhauses aus dem Hambach. Wenn so etwas, das ja typisch für unsere Bauernhäuser war, wieder aufgebaut wird, dann wird uns ein Stück Geschichte wieder zurückgegeben.“
Heiner Trapp (Bad Berleburg), neuer Heimatpfleger im Altkreis Wittgenstein: „Da schlägt das Herz des Heimatpflegers höher, wenn die Gebäude endlich unter der Plane wegkommen und demnächst in Detmold besichtigt werden können. Wir brauchen uns für unsere Fachwerkhäuser in Wittgenstein nicht zu schämen; sie werden ja heute noch liebevoll gepflegt. Aus eigener Erfahrung wissen wir als Heimat- und Verkehrsverein Bad Berleburg vom Wiederaufbau unseres Backhauses an der Espequelle, dass das diese Arbeiten eine große Herausforderung darstellen.“