Finnentrop. . 20 Jahre planen, transportieren, bauen. Das Haus Remberg aus Fretter ist endlich im Freilichtmuseum Detmold angekommen
Ein Projekt, das für seine Realisierung wesentlich länger brauchte, als ursprünglich gedacht, wurde vor wenigen Tagen im Freilichtmuseum Detmold abgeschlossen: Der Hof Remberg aus Fretter wurde zwei Jahrzehnte nach Beginn der Planungen eröffnet.
Als feststand, dass das Sauerländer Dorf im Museum den Zeitstand Mitte der 1920er Jahre repräsentieren sollte, suchte man nach einem geeigneten Hof aus der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, um auch die Einflüsse der neueren Entwicklungen auf dem Lande zeigen zu können. Traditionell waren Wohnen und Wirtschaften im Sauerland unter einem Dach vereinigt und eng verzahnt.
In dieser Zeit vollzog sich nun die Trennung von Wohn- und Wirtschaftsteil des Hofes. Als geeignetes Gebäude, um beispielhaft die grundlegende Modernisierung der ländlichen Kultur Westfalens zu vermitteln, wurde 1995 das vom Abbruch bedrohte Haus Remberg in Fretter von 1877 vorgeschlagen.
In einer Zeit immer knapper werdender Haushaltsmittel spielte das Geld natürlich eine wichtige Rolle. Deshalb war das Interesse des Museums an diesem Gebäude schnell sehr groß. Doch mit Mitteln des Landschaftsverbandes allein war die Translozierung (Umzug) nach Detmold nicht zu schaffen.
Den Durchbruch brachte ein Gespräch zwischen Bürgermeister Heß und dem für die Kulturpflege in Westfalen zuständigen Landesrat Prof. Teppe am 4. August 1999, in dem ein Finanzierungsmodell entwickelt wurde. Am 23. November 1999 beschloss der Rat die vereinbarte Kostenbeteiligung.
Originalsubstanz schonen
Der offizielle „Startschuss“ zur Translozierung des Gebäudes fand am 15. Juni 2000 in der Frettermühle statt. Es sollte nicht mehr so stark zerlegt werden, wie die anderen Gebäude bisher, sondern zur Schonung der Originalsubstanz in großen Teilen abtransportiert werden. Abbau und Abtransport der Teile waren für das Frühjahr 2001 vorgesehen, mussten aber wegen einer notwendig gewordenen beschleunigten Bergung eines anderen Gebäudes und neuen Erfahrungen mit dem Abbau und Transport so großer Teile um ein Jahr verschoben werden.
Das repräsentative, spätklassizistisch gestaltete Wohnhaus von 1877 wurde 2003 in das Freilichtmuseum Detmold transloziert. 200 Tonnen Gewicht und ca. 2000 Kubikmeter umbauter Raum wurden in neun Baublöcke aufgeteilt. Tieflader transportierten die Teile von Fretter nach Detmold. Mit dem Wiederaufbau im Museum wurde 2011 begonnen.
Inzwischen änderten sich die Vorstellungen von der künftigen Nutzung des Gebäudes. Angeregt von der letzten Nutzung am alten Standort als Unterkunft für Jugendgruppen, entwickelte sich die Idee, hier eine Übernachtungsmöglichkeit für Schulklassen zu verwirklichen, die das museumspädagogische Programmangebot des Museums nutzen wollten.
An das Wohnhaus schloss sich ehemals rechtwinklig ein Wirtschaftsflügel an, der bereits in den 1970er Jahren abgebrochen wurde. Im jetzt rekonstruierten Wirtschaftsflügel wurden für die neue museumspädagogische Nutzung vor allem Schlaf- und Aufenthaltsräume, aber auch die für die Besucher unsichtbare Haustechnik untergebracht, um so die originale Bausubstanz zu schonen. Gleichzeitig entstand so die Möglichkeit, den neu errichteten Bau mit einem Aufzug auszustatten, um barrierefrei zu den Schlafräumen auf den ehemaligen Heuböden und ins Obergeschoss des Wohnhauses zu gelangen.
Herberge für „Museumsschläfer“
Seit dem 2. Mai 2016 sind nun die „Museumsschläfer“ in den Hof Remberg eingezogen, um eine „Expedition in die Geschichte“ zu unternehmen, etwas über das Leben und Arbeiten in Westfalen zu früheren Zeiten hautnah zu erfahren und Erfahrungen mit allen Sinnen zu machen. So stellt der Hof Remberg, wie zu der Zeit seiner Errichtung in Fretter am neuen Standort mit seiner neuen Nutzung als museumspädagogischer Lernort wieder einen Schritt in die Zukunft dar.