Bad Berleburg. . Ab 2017 soll der ländliche Raum verstärkt anerkannte Asylsuchende aufnehmen. Die Stadt Bad Berleburg sieht darin Vorteile.
- Bezirksregierung wird ländlichen Kommunen verstärkt Flüchtlinge zuweisen
- Chance zur Stärkung der Strukturen in den Ortschaften
- Wohnungen im gesamten Stadtgebiet gesucht
Mit Beginn des kommenden Jahres soll der ländliche Raum verstärkt anerkannte Flüchtlinge aufnehmen. Das ist die Folge der so genannten Ausländer-Wohnsitz-Regelungsverordnung, mit der das Land NRW auf das Integrationsgesetz durch die Umsetzung einer Wohnsitzauflage reagiert hat.
Der „Runde Tisch“ in Bad Berleburg erfuhr am Montagabend im Bürgerhaus, dass nach einem bestimmten Schlüssel die Stadt Bad Berleburg zur Aufnahme von aktuell 36 Personen verpflichtet wird.
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Die gut 40 Ehrenamtlichen in der Runde „haben diese anstehende Veränderung mit offenen Ohren und zuversichtlich aufgenommen“, berichteten Bürgermeister Bernd Fuhrmann und Fachbereichsleiterin Angelika Winkler. „Die neue Situation bedeutet für uns kurzfristig eine Herausforderung, aber wir sehen die Umsetzung der Wohnsitzauflage auch als Chance“, erklärte Winkler. Denn Ziel der Stadt sei eine dezentrale Unterbringung der neuen Mitbürger, die sukzessive vom Regierungspräsidium Arnsberg nach Bad Berleburg zugewiesen werden.
Stadt übernimmt Erstausstattung
Anstatt in Containern oder großräumigen Wohnkomplexen sollen die Flüchtlinge, Einzelpersonen und Familien mit Kindern verstärkt in Wohnungen auf den Ortschaften untergebracht werden. „Das könnte auch zur Standortsicherung von Grundschulen und Kitas beitragen“, erhofft sich der Bürgermeister Impulse gegen den demografischen Wandel.
Und er setzt auf die Mithilfe aus der Bevölkerung, denn die Stadt braucht mittelfristig Wohnraum. Hier greift zwar auch schon das „immens wichtige“ Netzwerk der Runder-Tisch-Mitglieder, aber gleichwohl werden ehrenamtliche Helfer sowie Begleitpersonen gesucht, die den ankommenden Menschen die Schritte in das neue Lebensumfeld erleichtern sollen.
Die Erstausstattung der Wohnungen wird von der Stadt Bad Berleburg übernommen, eventuell über die Miete refinanziert; für den Lebensunterhalt der Zugezogenen sorgt zunächst das Jobcenter.
Keine Geltung für laufende Verfahren
Der für diese anerkannten Flüchtlinge angewandte Zuweisungsschlüssel basiert auf der Flächengröße der Kommune, deren Einwohnerzahl und der Arbeitslosenquote – mit der Erstaufnahme-Einrichtung (EAE) in Bad Berleburg und deren Belegung steht er in keinem Zusammenhang. Das betonten Winkler und Fuhrmann ausdrücklich.
Die dortigen Bewohner sind Flüchtlinge im Aufnahme-Verfahren, für die die neue Verordnung in der EAE keine Geltung hat. Vielmehr ist durch die für die Berechnungen zugrunde liegende Aufnahmekapazität von 500 Menschen am Spielacker die Stadt von der Aufnahme zusätzlicher Asylbewerber weitgehend befreit.
Bürgermeister Bernd Fuhrmann räumte ein, dass sich „unser Verwaltungsaufwand im ersten Schritt erhöhen wird. Die Voraussetzungen für Integration steigen an“ – aber, das betonte der Verwaltungschef: „Wir werden es packen“.
Aufenthaltsdauer am Spielacker ist immer kürzer
Die Umbaumaßnahmen in und an der Erstaufnahme-Einrichtung am Spielacker laufen reibungslos und liegen im Zeitrahmen. Das berichtet DRK-Betreuungsleiterin Colette Siebert im Anschluss an die 22. Zusammenkunft des runden Tisches.
Während im Gebäude aus hygienischen Gründen alte Teppichböden verschwinden und Familienzimmer eingerichtet werden, sind die Arbeiten für den Zaum um das Außengelände fast abgeschlossen. Während der bis April laufenden Baumaßnahmen ist die Belegungszahl auf 200 beschränkt.
Aktuell wohnen am Spielacker weniger als 100 Asylsuchende, deren Aufenthaltsdauer kürzer geworden ist. „Sie bleiben nur noch wenige Tage“, erläutert Siebert. Das habe zur Folge, dass längerfristige Beschäftigungsangebote für die Ankömmlinge keinen Sinn mehr machen.
Bei Anreisen der Flüchtlinge ist stets das Team der Kleiderkammer aktiv. „Wir können hier sehr flexibel reagieren“, lobt Ehrenamtskoordinator Andreas Holzem. Von Herzen dankt er „allen Berleburger Spendern“, die auch zur neuen Annahmestelle im ehemaligen Gesundheitsamt Kleidung bringen – „weil sie helfen wollen“, freut sich Holzem.