Berghausen. . So zugespitzt und mit Expertise unterlegt aber auch polemisch ist in Wittgenstein selten gegen Windkraft argumentiert worden.

  • Bürgerinitiative Stopp Windkraft Bad Berleburg hat wortgewaltige Unterstützer
  • Expertenmeinung von Windkraftgegnern stößt auf großes Besucherinteresse
  • Argumente von Vogelschützern und Technikern

„Aus dem Land der tausend Berge soll nicht das Land der tausend Windräder werden“, fordert Wolfram Martin. Dr. Detlef Ahlborn verkündet: „Die Energiewende ist längst gescheitert.“ Und für Prof. Martin Kraft ist klar: „Windkraftanlagen sind Vogelquirle.“

So zugespitzt und mit Expertise unterlegt aber auch polemisch ist in Wittgenstein selten gegen Windkraft argumentiert worden. Mit den Worten „Wir wollen einen Gedankenaustausch!“ hatte Marion Linde von der „Bürgerinitiative Stopp Windkraft Bad Berleburg“ am Freitagabend ein großes Publikum zu einer Informationsveranstaltung begrüßt, der am Ende nur eines fehlte: Stimmen und Argumente von Befürwortern.

Schon mit zwei Videoeinspielern am Anfang war ganz klar: Hier geht es um den Kampf gegen Windmühlen. Die Geräuschkulisse drehender Windräder in einer verspargelten Landschaft wurde gegen einen touristischen Heile-Welt-Imagefilm für Bad Berleburg gestellt. Dieser eher emotional ansprechenden aber wenig fundierten Einstimmung folgten drei faktenlastiger Fachvorträge.

Diktatorin Merkel soll Volk befragen

Prof. Dr. Martin Kraft, Ornithologe und Windkraft-Gegner aus Marburg spricht in Berghausen über die Folgen von Windkraftanlagen für Zugvögel und Vögel im allgemeinen
Prof. Dr. Martin Kraft, Ornithologe und Windkraft-Gegner aus Marburg spricht in Berghausen über die Folgen von Windkraftanlagen für Zugvögel und Vögel im allgemeinen © Lars-Peter Dickel

Während der Berghäuser Wolfram Martin mit seiner lokalen Kenntnis deutlich macht, dass Schwarzstorch, Graureiher, Roter Milan und andere Vogelarten aber auch viele Feldermausarten Wittgenstein als wichtigen Lebens- und Rückzugsraum brauchen, geht Prof. Kraft in die Vollen: „Ich kann diese Anlagen nicht mehr sehen“. Warum? Der Ornithologe befasst sich mit Zugvögeln und mit Schlagopfern solcher Anlagen. Kraft ärgert sich über „Schlechtachter und Scharlatane“, die parteiische Gutachten für die Investoren verfassten und erklärten, welche Vogelarten „windkraftrelevant“ seien. Für Kraft ist klar: „Bis auf die Strauße in Afrika, die Nandus in Australien und die Kiwis in Neuseeland - die auf dem Boden leben - sind alle Arten windkraftrelevant.“ Kraft wünschte sich, dass die „Diktatorin Merkel“ in Sachen Windkraft endlich mal die Bevölkerung befragt.

Dr. Ing. Detlef Ahlborn spricht in Berghausen über Technik und Wirtschaftlichkeit der Windkraft und fällt ein vernichtendes Urteil über eine verschwenderische Energiepolitik
Dr. Ing. Detlef Ahlborn spricht in Berghausen über Technik und Wirtschaftlichkeit der Windkraft und fällt ein vernichtendes Urteil über eine verschwenderische Energiepolitik © Lars-Peter Dickel

Etwas weniger gehässig, aber nicht weniger pointiert rechnet zum Schluss Dr. Ahlborn mit der Energiewende ab und erläutert aus Sicht eines Physikers und Maschinenbauers, warum ein gleichzeitiger Ausstieg aus Kernkraft und Kohle Illusorisch sei. Laut Ahlborn lieferten die erneuerbaren Energien derzeit 30 Prozent des Strombedarfes. Windkraft mache davon in einem guten Windjahr 13,3 Prozent aus. Das Problem sei, das Wasserkraft, Biomasse, Kernenergie und Braunkohle kontinuierlich Strom lieferten, Windkraft und Solarenergie aber nur Spitzen - immer dann wenn Wind wehe oder die Sonne scheine. Das ist ein Problem, so lange die Speichertechnik nicht ausgereift ist. Auch mehr und über ganz Deutschland verteilte Anlagen könnten diese Leistungsspitzen nicht abfangen.

Enorme Wertevernichtung

Im Binnenland arbeiteten die meisten Windpark defizitär. Um dies Aufzufangen, werden Subventionen gezahlt. Ahlborn präsentiert ein Rechenbeispiel. Für 24 Milliarden werde Strom durch Netzbetreiber eingekauft. Die verkauften den Strom für 1,4 Milliarden weiter. „Das ist eine Wertevernichtung von 22,6 Milliarden Euro pro Jahr. Dafür könnten wir der Schweiz jedes Jahr zwei Gotthard-Basistunnel schenken“, sagt Ahlborn und betont, diese Defizit werde von den Bürgern bezahlt.