Birkefehl. . Zwölf Anlagen könnten auf Kilbe-Nord entstehen. Horst-Günter Linde spricht sich für einen totalen Stopp von Windrädern in ganz Südwestfalen aus.

  • Bürgerinitiative plant am Freitag eine Info-Veranstaltung in der Berghäuser Kulturhalle
  • In der Vorrangzone Kilbe-Nord könnten zwölf Windräder gebaut werden
  • Windkraft-Gegner fürchten um das Naturparadies Südwestfalen mit einem schützenswerten Biotop

Eine Fläche von 146 Hektar sei betroffen, ein massiver Eingriff in das Landschaftsbild von Berghausen, Birkefehl und Aue: Die Windkraft-Vorrangzone Kilbe-Nord löst seit Monaten emotionale Diskussionen in der Wittgensteiner Bevölkerung aus. Unsicherheiten, Ängste, aber auch Fassungslosigkeit über das vermeintliche Hinwegsetzen über Naturschutz-Richtlinien rufen viele Windkraft-Kritiker auf den Plan. Die Bürgerinitiative „Windkraft Stopp Bad Berleburg“ plant deswegen an diesem Freitag eine Informationsveranstaltung in der Berghäuser Kulturhalle. Hierbei gehe es nicht um Stimmungsmache, betont Marion Linde, Sprecherin der Bürgerinitiative. „Hier ist die Möglichkeit eröffnet, sich zum Thema Windkraft im Wald und deren Auswirkungen im Wittgensteiner Land zu informieren. Unabhängig davon, ob man Befürworter oder Kritiker von Windkraftanlagen ist.“

Keine waldtypische Erholung

Bis zu zwölf Windräder könnten in dem Gebiet Kilbe-Nord gebaut werden – auch bis auf wenige hundert Meter an die Birkefehler Straße heran. Daran schließt sich der Archäologisch-historische Lehrpfad an, ein beliebtes Wanderausflugsziel bei Touristen. „Können wir Touristen noch einladen, wenn hier Windräder stehen? Ich habe mir darauf eine eigene Antwort gegeben“, sagt der ehemalige Bodendenkmalpfleger Hans Günter Radenbach. Es gebe sowohl eine visuelle als auch eine akustische Beeinträchtigung, die waldtypische Erholung werde damit zunichte gemacht.

Horst-Günter Linde, Marion Linde, Michael Düben, Hans Günter Radenbach und Wolfram Martin (von links) zeigen auf der ausgebreiteten Landkarte, über welches Gebiet sich die Vorrangzone Kilbe-Nord erstreckt.
Horst-Günter Linde, Marion Linde, Michael Düben, Hans Günter Radenbach und Wolfram Martin (von links) zeigen auf der ausgebreiteten Landkarte, über welches Gebiet sich die Vorrangzone Kilbe-Nord erstreckt. © WP

Wie viele Touristen mit einer derartigen Windkraftanlage potenziell vergrault werden könnten, darüber gibt es keine stichhaltigen Zahlen. Fakt sei aber, dass Umfragen unter Touristen ergeben haben, dass sie besonders die Naturruhe schätzen und Windräder als störend empfinden, sagt Michael Düben, Naturschutzreferent. des Nabu-Kreisverbandes. „Wittgenstein wird als Naturparadies in Südwestfalen vermarktet, aber nachhaltig wird eben dieses Naturparadies zerstört.“

Schützenswertes Biotop

Von der touristischen Bedeutung abgesehen, sei der Standort Kilbe-Nord auch ein schützenswertes Biotop. „In den Feuchtgebieten haben sich Schwarzstorche niedergelassen, hier sind mit die größten Brutstätten NRWs“, sagt Wolfram Martin, Autor und Naturfotograf. Auch Fledermäuse, die in einem angrenzenden Bergbaustollen nisten, seien unmittelbar bedroht. „Der Luftstrom hinter den Rotorenblättern lässt förmlich ihre Lungen platzen“, erklärt Horst-Günter Linde, Kreistagsmitglied der UWG-Fraktion in Bad Berleburg. „Je tiefer man in die Materie einsteigt, desto mehr versteht man, was das eigentlich für ein Schwachsinn ist – und zwar für ganz Südwestfalen. Was soll ich mit Energie, die ich nicht speichern kann?“

Beim Pressegespräch zur bevorstehenden Info-Veranstaltung kamen vor allem die Windkraft-Gegner zu Wort. Am Freitag sollen allerdings beide Positionen vertreten sein. „Es geht darum, die Menschen bei einer politischen Entscheidung miteinzubinden“, meint Linde. Das solle anders ablaufen als in Weidenhausen. „Da sind wir überrollt worden“, so Radenbach.