Raumland. . Umweltpädagoge Ottmar Hartwig untersucht mit Realschülern aus Bad Berleburg den biologischen und chemischen Zustand des Ederwassers.

In kniehohen Gummistiefeln waten sie durch das Wasser, mit einem Sieb in der Hand gehen sie auf tierische Spurensuche. Käfer, Egel, Würmer, Krebs- und Spinnentiere leben hier am Ufer. Und die können sich mit ihrem Lebensraum ziemlich glücklich schätzen, denn: So sauber wie die Eder sind nicht viele Flüsse in NRW. Zusammen mit Umweltpädagoge Ottmar Hartwig haben Acht- und Neuntklässler der Realschule Bad Berleburg die Eder chemisch und biologisch ganz genau untersucht. Aber nicht mit den angestaubten Schulmikroskopen im Klassenzimmer, sondern im Lumbricus-Umweltbus – ein rollendes Labor, das in ganz NRW unterwegs ist und die Natur vor der Haustür erlebbar machen möchte.

Fast so rein wie Regenwasser

Die Projekttage an der Realschule stehen unter dem Motto „Leben am und im Wasser“. Dafür wurde am Dienstag die Eder unter die Lupe genommen, am Mittwoch wird das Wasser in der Trufte analysiert. Für die Eder gibt es zumindest schon mal Bestnoten: Nach den vielen Niederschlägen in den letzten Tagen ist das Ederwasser momentan fast so rein wie Regenwasser. Anna, Emma und Meike prüfen im Schnelltest-Verfahren, inwieweit sich der im Ederwasser getränkte Teststreifen verfärbt.

Mit einer Farbskala auf der Verpackung gleichen sie das Ergebnis ab – und haben gute Nachrichten: Sowohl der Nitrat- als auch der Phosphatgehalt sind überdurchschnittlich niedrig. „Die Nitrat-Rückstände im Wasser zeigen an, dass es gedüngte Wiesen im Gebiet gibt. Wenn es regnet, werden die nitrathaltigen Düngemittel in den Fluss gespült“, erklärt Ottmar Hartwig. Ein hoher Phosphatwert wäre unter anderem ein Zeichen für Kunstdünger, der vor allem im Garten-, Obst- und Gemüsebau zum Einsatz kommt. An der Eder sei das aber nicht der Fall.

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Der Lumbricus – das ist übrigens die wissenschaftliche Bezeichnung für den Regenwurm – bietet Material und Ausrüstung an, die den Schulen oft nicht zur Verfügung stehen. Ob Mess-Sonden oder Stereomikroskope mit Farbkamera und Großbildschirm: Das rollende Labor bietet den Schülern die Möglichkeit, selbstständig die Natur zu erkunden und zu erforschen. Und dabei setzt der Umweltbus selbst ein nachhaltiges Zeichen; Solarzellen auf dem Dach versorgen den Bus zum Beispiel mit grünem Strom.

Für Wissenschaft begeistern

Komplexe Wissenschaft einfach herunterzubrechen, so dass auch Kinder sie nachvollziehen und sich bestenfalls dafür aufrichtig begeistern können – das ist Ottmar Hartwigs selbst erklärtes Ziel. Der frühere Erdkunde- und Biologie-Lehrer möchte sein Umweltmobil nicht mehr gegen ein gewöhnliches Klassenzimmer eintauschen. „Mir macht das vagabundierende, das ambulante Lehren am meisten Spaß.“ Pro Jahr haben Ottmar Hartwig und seine Kollegen bis zu 200 Schulklassen, die sie betreuen. Das Arbeiten in der Natur – geschenkt und gleichzeitig unbezahlbar.