Womelsdorf. . Die Bauarbeiten an der Mühle Womelsdorf gehen weiter. Jetzt wurde die neue Turbine angeliefert. Ende April soll die neue Anlage in Betrieb gehen.
Das künftige Wasserkraftwerk an der Mühle in Womelsdorf hat am Dienstag sein „Herzstück“ bekommen: die Turbine. Eben „die Maschine, die Wasserkraft in Energie umwandelt“, so Achim Wickel, einer der Betreiber der neuen Anlage. Sie soll übrigens Ende April, spätestens aber Anfang Mai im Rahmen einer Feier offiziell in Betrieb genommen werden. Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau, der das Projekt ausdrücklich unterstützt, spricht beim erneuten Besuch auf der Baustelle von einem „weiteren Meilenstein“.
Überhaupt sieht Gronau die neue Anlage in Sachen Stromerzeugung durch alternative Energien als gute Ergänzung etwa zur Photovoltaik-Anlage im Erndtebrücker Klärwerk am Mühlenweg oder auch zum Biomasse-Heizkraftwerk auf der Leimstruth.
Moderne Technik kommt ins Glashaus
Auf jeden Fall wird der laufende Turbinen-Betrieb des Wasserkraftwerks für neugierige Passanten von der Straße „Zum Auerain“ aus zu beobachten sein. Denn die Betreiber planen, die Technik mit einem Glashaus zu überbauen.
Die alte Francis-Turbine von 1930 soll ebenfalls präsentiert werden. Zum Vergleich. Das alte Technik-Schätzchen hätte im Übrigen vermutlich noch ein paar Jahre länger durchgehalten, vermutet Kraftwerksbetreiber Achim Wickel, wenn es nicht bedauerlicherweise falsch gewartet worden wäre. Dadurch habe sich aber eine Unwucht in der Maschine gebildet und deren Leistung gemindert.
Dann der große Moment an diesem Tag: Mit einem Kran werden die Turbine und weitere größere Bauteile vom Lkw in die Baugrube des Kraftwerks gehievt und von Fachleuten installiert. Zum Einsatz kommt eine sogenannte doppelt geregelte Kaplan-Turbine. Sie ist kompakter als ihr Francis-Vorgänger, der bis 2014 noch an der Mühle lief – produziert aber zugleich deutlich mehr Strom. Und: Sie kommt auch bestens mit unterschiedlichen Zufluss-Mengen aus dem Mühlbach zurecht, der wiederum von der nahen Eder mit Wasser gespeist wird. Wenn zum Beispiel bei Regen der Pegel steige, nehme die Turbine eben etwas mehr Wasser auf, erläutert Projektplaner Dr. Ronald Steinhoff von der Steinhoff Energieanlagen GmbH im hessischen Taunus.
Achim Wickel aus Feudingen sowie dessen Sohn Johannes und der Womelsdorfer Kfz-Werkstattmeister Bernd Föllmer als Eigentümer der Mühle gehen unter dem Strich von Gesamt-Investitionen bei rund 200 000 Euro aus. Wickel listete vor Ort nochmals die bislang kalkulierten Kosten des Projekts auf: rund 110 000 Euro für das Kraftwerk und seine Technik an sich, weitere rund 30 000 Euro jeweils für Stahl- und Betonbau.
Strom würde für Womelsdorf reichen
Gemeinsam mit Projektplaner Steinhoff rechnet Betreiber Wickel damit, dass sich diese Investition bereits in 14 Jahren bezahlt macht – und das Kraftwerk Gewinne abwerfe. Im Idealfall für mindestens 36 Jahre – liege die typische Laufzeit der Kaplan-Turbine doch bei 50 Jahren, so Steinhoff. Der Mühlen-Standort müsse für die Stromerzeugung einfach gut sein, meint Wickel, wenn nachweislich Menschen 1691 in Womelsdorf angefangen hätten, mit der Wasserkraft zu arbeiten.
Die neue Anlage wird mit einer Leistung von etwa 37 Kilowattstunden Strom für das öffentliche Netz produzieren. Damit ließe sich rechnerisch ein Ort wie Womelsdorf mit Elektrizität versorgen.
Die hydraulischen Bedingungen beim Fisch-Abstieg im Mühlbach an der Turbine vorbei sei für die Tiere „völlig schadlos“, betont Steinhoff einmal mehr. „Die Fische haben im Bereich des Kraftwerks eine durchgehende Leitströmung.“ Von der Wasser saugenden Turbine sind sie durch einen modernen Rechen „mit 15 Millimeter Stab-Abstand“ abgeschirmt.
„Wir freuen uns, dass wir so ein gutes Projekt begleiten können“, sagt Jan Saßmannshausen. Er schaut sich die Bauarbeiten als Firmenkunden-Berater der Volksbank Wittgenstein an. Und das Projekt entwickelt sich offenbar prächtig. „Aus dem Schwierigsten sind wir jedenfalls jetzt ‘raus“, sagt Steinhoff. Und meint damit nicht zuletzt die Arbeiten für das neue Fundament der Anlage. Bis zur geplanten Inbetriebnahme in ein paar Wochen bleibe aber „noch genügend Kleinarbeit“.