Siegen/Bad Berleburg. Das europaweit beachtete Wisent-Projekt in Wittgenstein steht nach dem Angriff auf eine Wanderin auf der Kippe. Die Entscheidung soll im Juli fallen.

Ein europaweit beachtetes Artenschutzprojekt steht auf der Kippe. Eine generelle Entscheidung über Wisente in freier Wittgensteiner Wildbahn soll jetzt in den nächsten vier Wochen getroffen werden. Das ist das Ergebnis eines Treffens der Koordinierungsgruppe, das der Trägerverein für gestern einberufen hatte, nachdem kürzlich eine Wandererin bei Latrop durch eine Wisent-Mutterkuh verletzt worden war.

"100-prozentige Sicherheit für Menschen im HSK"

Mit seiner Forderung nach „100-prozentiger Sicherheit für die Menschen im Hochsauerlandkreis“ hat HSK-Landrat Dr. Karl Schneider in der Sitzung der Koordinierungsruppe des Wisent-Auswilderungsprojektes laut dem Vorsitzenden des Trägervereins des Wisentprojekts, Bernd Fuhrmann, eine „Maximalforderung“ aufgestellt, die auf einer „subjektiven Einschätzung der Gefahren“ gründe.

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Karl Schneider forderte nicht nur, dass sich solche Zwischenfälle nicht wiederholen dürften. Der HSK-Landrat erneuert auch seine Forderung nach einem Zaun, der die Wildrinder aus seinem Landkreis heraushalte. Die Diskussion um Schälschäden, die die Tiere an Buchen unter anderem auch bei privaten Waldbesitzern in Schmallenberg oder im Staatswald anrichten, spielte in den Gesprächen offenbar keine Rolle.

Mit der Maximalforderung stellt Schneider das ganze Projekt infrage, macht Bernd Fuhrmann deutlich. Ursprünglich wollte er mit dem 2. Vorsitzenden des Trägervereins, Johannes Röhl, über die „Wisentbegegnung“ der Wandererin sprechen und Lösungsvorschläge präsentieren, wie man solche Unfälle künftig weitgehend verhindern könne. Fuhrmann sprach von „waldüblichen Gefahren“, die man mit der gezielten Information von Urlaubern und Wanderer einerseits, aber auch mit der Lenkung der Herde und einem Meldesystem für Wisentbegegnungen andererseits verhindern könne. Dabei gehen die aktuellen Standorte der Herde an alle Behörden.

"Schade um ein Projekt, das so noch niemand gewagt hat"

All dies sei aber nicht zur Sprache gekommen, so Fuhrmann. „Es ist schade um ein Projekt, das so in Westeuropa noch niemand gewagt hat.“ Über die zehn Jahre Arbeit, die investiert worden seien und die viele Befürworter und Unterstützer spreche jetzt niemand.

Johannes Röhl ergänzt, dass die Koordinierungsgruppe jetzt nicht mehr zuständig ist, weil es nicht mehr um Verfahrensweisen im Projekt, sondern um eine „generelle Entscheidung der Vertragspartner“ gehe. Diese Entscheidung solle einvernehmlich getroffen werden. Dazu habe der Siegen-Wittgensteiner Landrat Andreas Müller als Vorsitzender der Koordinierungsgruppe einen Zeitraum von vier Wochen vereinbart.