Bad Berleburg/Altenhundem. . Altenhundemer Hersteller des Duftstoffes “Stunk“, der Wisente fernhalten soll, sieht sich von Johannes Röhl von der Wisent-Welt falsch verstanden.
Die Vermeidung von Wisent-Verbiss an den Buchen im Schmallenberger Sauerland hat oberste Priorität beim Trägerverein der Wisent-Welt-Wittgenstein. Über virtuelle und reelle Zäune, über Peilsender und Ablenkungsfütterungen ist in den vergangenen Monaten jede Menge gesprochen und geschrieben worden. Auch über die Möglichkeit, die Wisente mit Hilfe von Duftstoffen am Übertreten der Grenze ins „Kölsche“ zu hindern.
Das Interview unserer Zeitung mit dem Direktor der Berleburg’schen Rentkammer, Johannes Röhl, über den angeblich erfolglosen Einsatz des Duftstoffes „Stunk“ hat auch der in Altenhundem ansässige Entwickler und Anbieter von Stunk, die Firma J. Grewe, Handel und Beratung, gelesen. Mitarbeiter Helmuth Römer (65) glaubt, dass es einer Klarstellung der Aussagen von Johannes Röhl bedarf und hat ihm das auch schriftlich mitgeteilt – direkt und nicht gerade mit freundlichen Worten.
Für wissenschaftlichen Versuch
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Römer hat seinen Brief unserer Zeitung zur Verfügung gestellt. In einem ergänzenden Telefongespräch betont er: „Das Wisent-Projekt ist es Wert, erhalten zu bleiben. Die Bereitschaft, uns dabei einzubringen, ist weiterhin gegeben.“ Römer beschwert sich über den seiner Meinung nach falschen Umgang mit „Stunk“. Er geht davon aus, dass im Oktober 2014 die damalige wissenschaftliche Mitarbeiterin, Diplom-Biologin Coralie Herbst „ohne Rücksprache mit uns ... eine von uns als Muster hinterlassene kleinste Duftsäule genommen, diese mit einer viel zu geringen Menge an Duftstoff Stunk befüllt und neben eine Fütterung der Tiere gestellt“ habe. Das sei ein Fehler gewesen, glaubt Römer, der nach eigenen Angaben seit über 30 Jahren Jäger ist. Aus waidmännischer Erfahrung heraus müsse „jeder Jäger wissen“, dass „jede Wildart äußerst schwer von einer sich bietenden Futteraufnahmestelle fern zu halten ist“.
Der Sauerländer wiederholt am Telefon noch einmal die Intention seiner Firma, gemeinsam mit dem Trägerverein „einen wissenschaftlich begleiteten Versuch zu unternehmen, um herauszufinden, ob und in welcher Art von uns beduftete Flächen von den Wisenten gemieden werden, um die problematischen Schälschäden zu vermeiden oder zumindest zu minimieren...“.
Wirkt auch bei Bisons in Feudingen
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Der in dreijähriger Erprobung entwickelte Duftstoff „Stunk“, so erklärt Helmuth Römer, vermittelt dem Wild eine Brandgefahr und könne mit einer Duftsäule für etwa 20 Hektar ausreichen. Römer verweist auf mehrere Golfplätze, Industriegebiete und ein Naturschutzgebiet in Holland, die allesamt mit seinem Produkt weitgehend wildfrei gehalten werden. Und auch das Bison-Aufzucht-Projekt von Achim Wickel im Feudinger Dernbach nennt Helmuth Römer als eine Referenz-Adresse für den erfolgreichen Einsatz von „Stunk“.
Bisons machen einen weiten Bogen
In der Tat habe das Mittel dort geholfen, bestätigt Wickel auf unsere Anfrage. Er habe geplant, in sein Gehege Bäume und Sträucher zu pflanzen, was allerdings „Blödsinn gewesen wäre, wenn die Bisons die Pflanzen zerstören würden“. Wickel habe von dem Duftstoff „Stunk“ gehört und daraufhin Kontakt zu Helmuth Römer bekommen. „Lass es und probieren“, so Wickel, „haben wir damals gedacht und ein paar Duftsäulen aufgestellt“. Es dauerte aber nicht lange, da hatten die Schwergewichter die Säulen umgeworfen; aber der Geruch blieb natürlich. Achim Wickel schildert: „Anfangs habe ich gedacht, das Zeug zeigt keine Wirkung. Heute weiß ich, dass das Mittel langfristig sehr wirksam ist. Denn meine Tiere meiden jetzt die Ecke, wo sie sonst einen Salz-Leckstein hatten und einem Baum, an dem sie sich gerubbelt haben.“
Fehler beim Versuchsaufbau?
Könnte „Stunk“ also doch das Problem des Wisent-Trägervereins lösen und die Schmallenberger Waldbauern zufrieden stellen? Johannes Röhl beantwortet unsere Anfrage so: „Wir haben das uns von der Firma zur Verfügung gestellte Muster in der Annahme verwendet, dass es sich nicht nur um ein Ansichtsexemplar handelt, was bei einem Duftstoff und der gegebenen Problemstellung aus unserer Sicht ziemlich widersinnig gewesen wäre. Offensichtlich hat es sich aber um eine zum Test ungeeignete Probe gehandelt. Die Unterstellungen und Beleidigungen, die Herr Römer in seinem Brief geäußert hat, will ich hier nicht wiederholen. Wenn wir Fehler beim Versuchsaufbau begangen haben, hätte man dies mit sachlichen Worten mitteilen können. Herr Römer muss sich zwischen Beleidigen und Kooperieren entscheiden. Ob der Trägerverein vor dem Hintergrund der Äußerungen von Herrn Römer an einer erneuten Zusammenarbeit interessiert ist, das wird der Vorstand entscheiden.“