Warstein. . 260 Jahre alt wird die Warsteiner Brauerei in diesen Tagen. Und in 260 Jahre sammelt sich unendlich viel an, das die Entwicklung einer der bedeutendsten deutschen Brauereien nachhaltig dokumentiert. Um Schriftstücke, Gläser, Flaschen, Brauutensilien und vieles mehr kümmert sich Historikerin Barbara Scheffran-Pieper.

Die Historikerin Barbara Scheffran-Pieper hat die gleichermaßen spannende wie nicht immer leichte Aufgabe, das komplette Material zu archivieren und zu katalogisieren. Allein in der Warsteiner Welt befinden sich 700 ausgestellte Objekte, viele davon versteckt in den Schubladen, im Fundus im Waldpark sind es etwa 1000 Exponate und in den sechs Archivräumen im Keller des „Creactiv Centers“ in der Innenstadt sind es sogar noch ungleich mehr. „Ich kann das wirklich nur schätzen“, erklärt Scheffran-Pieper ein wenig entschuldigend: „Aber das sind zwischen 10.000 und 12.000 Objekte, oft in Konvoluten, also in einer größeren Anzahl zusammengefasst zum Beispiel bei Bierdeckeln, und Etiketten oder Gläsern.“

Das Sammeln gehörte zu Lebzeiten zu den großen Leidenschaften des im November vergangenen Jahres verstorbenen Brauerei-Chefs Albert Cramer. Die Schätze in einem Brauereimuseum auszustellen blieb ein Traum.

Für die Archivarin, die aus der Bierstadt Dortmund (die längst keine mehr ist) kommt, ist die Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Objekt immer wieder auch eine spannende Zeitreise: „Die Dinge sprechen ja nicht mit mir; ich muss sie vielmehr zum Sprechen bringen.“

Wichtiges Material fiel dem Stadtbrand von 1802 zum Opfer

Und das ist gar nicht so einfach, denn häufig fehlt es gerade bei den älteren Dingen an Unterlagen oder Dokumenten, um die (Kultur)Geschichte, die zum Beispiel hinter einem bestimmten Flaschentyp oder einer Glasform steckt, erzählen zu können. Wichtiges Material, das vor allem die Anfänge der Brauerei wiedergibt, ist zudem beim großen Stadtbrand am 31. Dezember 1802 vernichtet worden.

So stellt jedes einzelne Element, das sein eher verborgenes Dasein im Keller fristet, ein Puzzlestück zu 260 Jahren Geschichte der Warsteiner Brauerei dar.

Spaß am Produkt und Interesse an Kneipenkultur

„Mich fasziniert dabei besonders die Entwicklung des Designs“, erklärt die Dortmunderin und ergänzt: „Was macht diese Marke aus? Was ist ihr Markenkern? Das finde ich faszinierend und ist Teil meiner Bewunderung für die Markengeschichte von Warsteiner.“

Diese Bewunderung schlägt sich in der täglichen Arbeit von Barbara Scheffran-Pieper nieder und ist gleichzeitig immer wieder aufs neue Motivation, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen: „Man muss schon Spaß am Produkt haben, sonst funktioniert das nicht. Und ein wenig Geselligkeit und Interesse an Kneipenkultur können auch nicht schaden. Denn für die deutsche Kulturgeschichte hat das Brauwesen eine enorm hohe Bedeutung, denken Sie nur an das vielzitierte deutsche Vereinswesen. Oder: Was wäre eine Studentenverbindungen früher und ein Fußballverein heute ohne Bier.“