Belecke. . „Bildungs- und Teilhabepaket“ – was so sperrig klingt, sichert aktuell die Schulsozialarbeit im Schulzentrum in Belecke und an der Grimmeschule in Warstein. Doch für wie lange noch? Das Investionspaket, das 2010 von der Bundesregierung ausgehandelt wurde, läuft Ende des Jahres aus.
Eine Situation, die nicht nur Sozialarbeiter Bernd Wiegelmann Bauchschmerzen bereitet.
Der 55-Jährige wäre direkt betroffen, wenn das „BuT“, wie das Paket kurz genannt wird, nicht verlängert wird. Der bei der INI angestellte Diplom-Pädagoge arbeitet dreimal in der Woche in seinem Büro an der Realschule in Belecke – eine Stelle, die mit Geldern des BuT finanziert wird. Und die es Eltern und Schülern überhaupt erst ermöglicht, über alle Fördermöglichkeiten des Bildungspaketes informiert zu werden. Genau das ist der Job von Bernd Wiegelmann. „Ich informiere Eltern, die Sozialleistungen bekommen, dass sie Anspruch auf Förderung nach dem BuT haben“, erklärt der Pädagoge, „dass sie beispielsweise einen Antrag auf Unterstützung zur Finanzierung der Klassenfahrt ihres Kindes stellen können.“
Fahrtkostenzuschuss, Vereinsbeiträge oder Büchergeld – die Möglichkeiten, Unterstützung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zu erhalten, sind vielfältig. „Sie haben aber alle denselben Zweck: Sie sollen es Kindern aus finanzschwachen Familien ermöglichen, am ganz normalen Schulalltag und am kulturellen Leben teilzunehmen“, erklärt Bernd Wiegelmann. Es ist ein sensibler Bereich, in dem der 55-Jährige arbeitet. Woher weiß er beispielsweise, wer Unterstützung braucht?
„Da sind wir hier genau an der Schnittstelle zwischen Schule und Elternhaus“, erklärt er, „ein Lehrer berichtet mir beispielsweise, dass eine Schülerin in letzter Zeit massiv in ihren Leistungen eingebrochen ist und dass da vielleicht mehr hinterstecken könnte.“ Das ist dann der Punkt, an dem der Schulsozialarbeiter aktiv wird. Bernd Wiegelmann sucht das Gespräch und erfährt oft auf diese Weise von plötzlich aufgetretenen Finanzproblemen in der Familie. „Da können wir dann reagieren; sei es mit konkreten Mitteln aus dem BuT, oder mit Weitervermittlung an andere Stellen.“
Es ist ein weites Feld, das der Pädagoge abdeckt. Denn immer häufiger sitzen auch Schüler bei ihm im Büro, die mit Mobbing,mit schlechten Noten oder mit Trennungen der Eltern zu kämpfen habe – „originäre Schulsozialarbeit“ nennt Wiegelmann das. Und betont, wie wichtig sie ist: „Schulsozialarbeit ist kein Luxus.“ Das sieht auch Realschulleiter Jürgen Jaschke so. „Mein Wunsch wäre, dass Schulsozialarbeit grundsätzlich zur Schule gehört. Bevor wirdie Stelle des Schulsozialarbeiter schaffen konnten, haben wir mit Beratungslehrern gearbeitet. Das funktioniert auch, aber die Position eines Schulsozialarbeiters ist nun mal eine andere.“ Ob Schüler mit ihren Problemen zu einem Außenstehenden wie Bernd Wiegelmann kommen oder zu einem Lehrer, der sie möglicherweise aus dem Unterricht kennt und sie benotet, spiele eine große Rolle. Reinhard Venjakop, ini-Geschäftsführer und damit Arbeitgeber von Bernd Wiegelmann, ist sich sicher, dass Sozialarbeit längst ein Thema aller Schulformen ist: „Die Themen, die Schulsozialarbeit abdeckt, gibt es überall, dewegen muss sie eigentlich fester Bestandteil jedes Schulprogramms sein.“
Doch stattdessen kann es nun passieren, dass mit Ablauf des Jahres die Gelder für die Stelle von Bernd Wiegelmann und seiner Kollegin Katharina Gröblinghoff an der Grimmeschule nicht mehr zur Verfügung stehen. Damit wäre sowohl die Schulsozialarbeit an beiden Standorten erstmal hinfällig, als auch die Möglichkeiten von finanzschwachen Eltern, Unterstützung zu bekommen. „Das ist eine ganz ungünstige Situation“, bringt Bernd Wiegelmann es auf den Punkt, „zumal die Förderung ja mitten Schuljahr wegfallen würde.“ Reinhard Venjakop stimmt ihm zu: „ Wir wollen, dass Eltern diese Fördermaßnahme besser und gezielter in Anspruch nehmen können. Wenn die nun plötzlich wegbricht, wäre das wirklich schlimm.“
Noch gibt es keine Aussage vom Bund, ob das Paket möglicherweise verlängert wird. Bernd Wiegelmann hofft, dass das Thema vielleicht im anlaufenden Wahlkampf aufgegriffen wird. „Da muss doch was passieren.“ Denn trotz aller Widrigkeiten, mit denen er in seiner Arbeit konfrontiert wird, die Antwort, ob ihm sein Job Spaß macht, kommt blitzschnell: „Ja, absolut.“