Altenrüthen. Das Plakat macht neugierig: „Suchen Sie sich einen Platz und setzen Sie sich“, fordert da ein gut gebauter, lächelnder Mann auf. Geworben wird für das neue Zumba-Training Sentao. Ein Sportprogramm mit dem Stuhl? – Was eher nach Senioren-Gymnastik klingt, entpuppt sich im Selbstversuch als ein Schweiß treibendes Ausdauerprogramm, bei dem ganz schön Koordination, Konzentration und Kondition gefragt sind – und natürlich gefördert werden.

Erst seit September gibt es die Ausbildung für Sentao in Deutschland. Zumba-Instructorin Melanie Klarczynski, die auch die „normalen“ Kurse beim SV Altenrüthen anbietet, war eine der ersten Teilnehmerinnen, die sich ausbilden ließen. „Ich habe gedacht, das ist bestimmt witzig – und das ist auch so“, betont sie. „Man kann mit Sentao ganz andere Leute ansprechen als mit Zumba – das ist Bauch-Beine-Po-Gymnastik auf modern gemacht!"

Gespannt sind wohl alle, die am Abend in die Altenrüthener Gemeindehalle kommen und auf ordentliche Stuhlreihen blicken. Um jede Sitzgelegenheit ist so viel Platz, dass man ungestört herum tanzen kann, ohne seinem Sportnachbarn ins Gehege zu kommen. „Mein Tanzbereich, dein Tanzbereich“ – das klingt fast wie bei „Dirty Dancing“, nur, dass mir Patrick Swayze jetzt als Trainingspartner auch lieber wäre als dieses Möbelstück. Aber sei’s drum: Vielleicht gewinne ich meine Sitzgelegenheit ja noch richtig lieb ...

Bevor es losgeht, heißt es erst einmal zuhören. Zumba-Instructorin Melanie Klarczynski gibt noch Sicherheitshinweise, damit der hölzerne Trainingspartner nicht zum Stolperstein wird, und einige Tipps: „Bei allen Übungen ist wichtig: Gerade stehen, der Körper bildet eine Linie“, erklärt sie. Und: „Je tiefer ihr beim Beugen geht, desto anstrengender, aber auch effektiver ist das Ganze.“ Ob es Muskelkater geben wird, liegt also ganz in der Hand – oder dem Po – der Teilnehmer.

Wasserflaschen beim Zumba-Training immer in Griffnähe

Zumba-Sentao ist ein Training mit Möbelstücken. Redakteurin Tanja Frohne hat den Trendsport ausprobiert.
Zumba-Sentao ist ein Training mit Möbelstücken. Redakteurin Tanja Frohne hat den Trendsport ausprobiert. © Georg Giannakis

Dann geht es los. Alle Zumba-Begeisterten nehmen Aufstellung hinter den Stühlen, unter denen schon Handtücher und Wasserflaschen bereit liegen – man weiß ja nie ... Dass die Zumba-Instructorin versprochen hat, langsam anzufangen, scheint schon nach zwei Minuten vergessen. Heiße Beats dröhnen durch die Halle, wir machen vier Schritte vor, kreuzen zur Seite, gehen zurück. Wäre ja alles wie beim „normalen“ Zumba, wenn nur dieser Stuhl nicht andauernd im Weg stünde.

Da gibt es nur eines: Platz nehmen. Der richtige Moment zum Ausruhen? – Mitnichten! Mit dem Po geht es gen Boden, während die Arme den Körper stützen, dann werden die Beine gehoben, eine imaginäre Zeitung gelesen und der Körper gedehnt und gestreckt. Und das bei (fast) allen Teilnehmern schön synchron, die meisten Schnupper-Teilnehmer sind wohl doch Zumba-vorbelastet. Die passenden lateinamerikanischen Klänge sind zwar eher ruhig, aber der Schweiß fließt trotzdem in Strömen. Das kann ja noch heiter werden – vor allem, weil das Tempo ganz schön anzieht.

Melanie Klarczynski ist die Zumba-Instructorin

„Salsa in the Disco“, das heißt Hüfte drehen, Arme und Beine im Takt bewegen, twisten und die Knie hoch heben – oje ... Lied folgt auf Lied, es wird warm und wärmer, der Stuhl ist definitiv nicht mein Freund. „Macht große Schritte, das ist effektiver“, fordert Melanie Klarczynski auf „Und tief beugen.“ – „Und jetzt die Füße abwechselnd auf die Sitzfläche.“ Ich versuche es ja, aber warum ist dieser vermaledeite Stuhl eigentlich nie da, wo man ihn erwartet? – „Es braucht ein bisschen Zeit, sich an den Stuhl zu gewöhnen“, tröstet die Zumba-Instructorin. Nun, wir werden sehen. Beim nächsten Mal bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Übung macht schließlich den Meister – mit Muskelkater oder ohne.