Hagen/Wickede. . Südwestfälische Unternehmen bereiten sich mit unterschiedlichen Maßnahmen auf den beginnenden Fachkräftemangel vor. Bei der Firma Hillebrand in Wickede setzt man auf Förderung und Eigenverantwortung. „Es soll sich herumsprechen, dass wir ein fairer Arbeitgeber sind“, sagt der Personalchef.
Was unterscheidet südwestfälische Unternehmen wie Krombacher, Veltins, Warsteiner oder auch Kettler von anderen? Ihre Produkte stehen in Keller und Garage vieler Endkunden, ihre Markennamen sind ein Begriff. Da haben es Betriebe aus der Region schwerer, die nicht für private Endverbraucher produzieren oder deren Teile für Kunden nicht ohne weiteres erkennbar sind. Auch sie wollen wahrgenommen werden als attraktive Arbeitgeber - in Zeiten des beginnenden Fachkräftemangels für viele überlebenswichtig. Und sie tun etwas dafür.
„Wir haben dafür kein einzelnes Leuchtturmprojekt, sondern ein Bündel von Maßnahmen“, sagt Burkhard Schrage, Personal- und Finanzchef beim Wickeder Korrosionsschutz-Experten WHW Walter Hillebrand. Das Unternehmen, nach Schrages Worten „mehr Dienstleister als Produzent“, beschichtet Stahlteile wie Schrauben und Befestigungen für die Autoindustrie und schützt sie so vor Rost. Direkt wird nur der VW-Konzern beliefert, die anderen Autohersteller über große Komponentenfertiger, wie Schrage berichtet.
Andere Wege gehen
Da aber auf keiner beschichteten Schraube Hillebrand steht, muss das Unternehmen andere Wege gehen. „Es soll sich herumsprechen, dass wir ein fairer Arbeitgeber sind“, sagt der Personalchef. „In Wickede weiß man das, aber in Werl, Menden oder Ense kann man schon mal die Antwort bekommen: Hillebrand - nie gehört.“ Gutes für die Mitarbeiter tun und davon erzählen, das ist Schrages Leitmotiv. Respektvolle Behandlung, Förderung und Motivation sowie Eigenverantwortung sind nur ein Aspekt. Das tragen auch viele Firmen vor sich her, in denen es intern ganz anders aussieht.
Nachprüfbares in Euro und Cent oder freien Tagen ist wichtiger. Und da kann Schrage einiges aufzählen: Freiwillige finanzielle Leistungen unterschiedlichster Art etwa bei Geburten, Sonderurlaub beim Tod naher Angehöriger, gute betriebliche Altersversorgung, Sponsoring und gemeinsame Teilnahme an Sportveranstaltungen, ein kostenloser, umfassender jährlicher Gesundheits-Check im Soester Marienkrankenhaus für den erweiterten Kreis der Führungskräfte (50 bis 60 Mitarbeiter) sowie ein Kantinenessen, das aus dem firmeneigenen Restaurant Gerbens in Wickede stammt, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sozialer Gedanke
Glaubt man Schrage, steht dabei der soziale Gedanke im Vordergrund, den der geschäftsführende Gesellschafter und „Unternehmenspatriarch“ Ernst-Walter Hillebrand vorlebt. „Mitarbeitergewinnung ist ein positiver Nebeneffekt“, so der Personalchef - Wirtschaft als Geben und Nehmen.
Noch spürt das Unternehmen wenig von sich abzeichnenden Personalengpässen und konnte laut Schrage bisher alle offenen Stellen besetzen. Aber man weiß ja nie. Insbesondere bei spezialisierten Fachkräften wachse die Gefahr, dass die Nachfrage das Angebot künftig deutlich übersteigen könnte. Heute suchten sich die guten Kandidaten ihren Ausbildungsbetrieb aus und nicht mehr umgekehrt.
450 Mitarbeiter
Das Unternehmen WHW Walter Hillebrand, gegründet 1937, gilt als eines der größten Beschichtungsunternehmen im Bereich des Korrosionsschutzes in Europa. WHW beschäftigt rund 450 Mitarbeiter an den Standorten Wickede (370), Fröndenberg (50) und Langenfeld (30). Der Umsatz von zuletzt 70 Millionen Euro, nach Schrages Worten „ganz zufriedenstellend“, hängt von der Autokonjunktur ab.