Hagen/Siegen. Im Zuge der Energiewende werden Befürchtungen vor Stromausfällen laut. Südwestfälische Unternehmen wappnen sich mit Notstromaggregaten. Sie sehen sich so weitgehend für den Ernstfall gerüstet.
Im Zuge der Energiewende und der wachsenden Sorge vor teuren Stromausfällen bereiten sich viele Unternehmen in Südwestfalen auf den Ernstfall vor. „Das Thema Notstromversorgung hat eine Investitionswelle in der Region ausgelöst“, berichtet Michael Beringhoff, Referent für Energiefragen bei der IHK in Arnsberg. „Da haben einige kräftig investiert - quer durch alle Branchen“ und sehen sich damit weitgehend gewappnet gegen Stromausfälle.
Aber auch die eigene Energieversorgung rücke für viele Unternehmer zunehmend in den Fokus. Die meisten Konzepte seien bislang gescheitert, weil die etwa in einem Blockheizkraftwerk zusätzlich entstehende Wärme „verpufft“ sei, sagt Beringhoff. Inzwischen gebe es konkrete Projekte von Arnsberger Betrieben wie des Papier- und Kartonherstellers De Medici und der Chemiefirma Perstorp, mit der überschüssigen Wärme Kindergärten, Schulen oder Altenheime zu heizen - Vorteile für beide.
Gießerei aus Netphen hat in eigenes Blockheizkraft investiert
Das hat sich die Siegerländer Gießerei Walzen Irle aus Netphen zunutze gemacht. Das Unternehmen hat vor kurzem in ein eigenes Blockheizkraftwerk investiert, mit dem über eine Verbundleitung das nahe Altenheim Deuz geheizt und mit Warmwasser versorgt wird. „Wir brauchten eine neue Heizung in unseren Sozialräumen und wussten von den Plänen des Altenheims“, erklärt Walzen-Irle-Geschäftsführer Dr. Jaxa von Schweinichen. Die Erzeugung von 201 Kilowatt Strom im Unternehmen ist aber seinen Worten zufolge angesichts eines Gesamtverbrauchs von 35 Gigawattstunden pro Jahr „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“.
Um Millionenschäden zu vermeiden hat auch der Olsberger Kaminöfen- und Heizsystem-Spezialist Olsberg Everken GmbH ein zusätzliches Aggregat angeschafft, das in der Lage ist, Stromausfälle zu überbrücken. Das Unternehmen hat den Stromverbrauch einer 9000-Seelen-Gemeinde. Ralf Kersting, geschäftsführender Gesellschafter und Präsident der IHK Arnsberg nennt es „eine Präventivmaßnahme im Hinblick auf die Energiewende“.
„Keine Chance“ für Gedanken an eigene Energieversorgung
„Keine Chance“ gibt Dr. Christopher Grünewald, geschäftsführender Gesellschafter der Papierfabrik Grünewald, dem Gedanken an eine eigene Energieversorgung. Angesichts der gestiegenen Wahrscheinlichkeit für Stromausfälle im Zuge der Energiewende sei es zwar „eine Option“, ein eigenes Kraftwerk zu bauen, sagte Grünewald, dem stünden aber wegen der hohen Anschlussleistung „gewaltige Investitionskosten im hohen siebenstelligen Bereich“ gegenüber.
Dieser Betrag würde an anderer Stelle fehlen. Noch größere Angst als vor einem völligen Stromausfall hat der Untermnehmer vor Spannungsschwankungen. „Auch dann würden unsere Anlagen herunterfahren, „und jedes Mal würde die gesamte Produktion für mindestens zwei Stunden stehen.“ Energiekosten machen bei Grünewald 13 Prozent der Gesamtkosten aus.
Profitieren könnten die Papierhersteller
Die Chancen steigen, dass sie nicht in den Himmel wachsen. Die Bundesregierung hat jetzt eine EU-Entscheidung umgesetzt, nach der die stromintensive Stahl- und die Papierindustrie auch in Südwestfalen von 2013 an Kompensation für gestiegene Strompreise erhält. Profitieren könnten davon die Papier-Hersteller Wepa in Arnsberg und Marsberg, Grünewald in Kirchhundem, das Papierwerk Sundern sowie Tönnesmann & Vogel in Menden, aber auch die Deutschen Edelstahlwerke in Siegen.