Wickede. . 850 Menschen leben in Wimbern - noch. Denn wenn es nach dem Land geht, könnten bald 500 dazu kommen. Doch die geplante Unterbringung für Asylbewerber sorgt für Kritik, nicht nur im Ort selbst. Auch Menschenrechtsorganisationen finden Wimbern zu klein, um dort 500 Asylbewerber unterzubringen.

In Zeiten, in denen die meisten Gemeinden vor allem auf den Land schrumpfen, da würde sich manche Kommune wohl gern damit brüsten, innerhalb weniger Wochen die Zahl ihrer Einwohner nahezu verdoppeln zu können. In Wimbern jedoch sieht man dieses voraussichtliche Wachstum derzeit nicht mit positiven Gefühlen.

850 Menschen leben in Wimbern, nun sollen möglicherweise 500 Neubürger hinzukommen. Das Land will in dem vor etwa einem Jahr geschlossenen Marien-Krankenhaus in Wimbern eine zentrale Unterkunft für 500 Asylbewerber einrichten. Zu viel für einen so kleinen Ort, das Verhältnis stimme nicht, gibt Edmund Schmidt, Ortsvorsteher von Wimbern zu Bedenken.

Schwierige Anbindung

„Wimbern ist keine optimale Wahl“, bestätigt Jonas Molitor vom Flüchtlingsrat NRW in Essen. So viele Asylbewerber in einem so kleinen Ort, das sei schwierig. Für die Bürger, aber auch für die Flüchtlinge, die dort isoliert würden, betont er. Insbesondere sei die soziale Betreuung schwierig, erklärt er, weil die Anbindung an den Verkehr nicht allzu gut sei, es an Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangeboten fehle.

„Die Wahrscheinlichkeit für Spannungen ist in einer kleinen Ortschaft viel höher als in einer großen Stadt“, wundert sich Molitor über die Planungen der Landesregierung, nach Schöppingen und Hemer nun die dritte Unterkunft für Asylbewerber wieder im ländlichen Raum Westfalens einzurichten: „Man will die Flüchtlingsprobleme in den großen Städten nicht vor Augen haben.“ Molitor befürchtet allerdings, dass die Entscheidung nicht mehr abzuwenden sei.

Keine andere Wahl

Man hat den Ausführungen von Christoph Söbbeler zufolge, Sprecher der Bezirksregierung, offenbar keine andere Wahl. Die entscheidende Frage bei der Prüfung verschiedener Immobilien sei gewesen, in welcher Geschwindigkeit man diese nutzbar machen kann. „Und da ist Wimbern optimal.“ Dort seien keine Umbaumaßnahmen erforderlich. Im Gegensatz zu mancher Kaserne, die das Land offenbar auch geprüft hatte: „Die werden entweder noch genutzt oder stehen bereits so lange leer, dass sie in einem desolaten Zustand sind“, so Söbbeler. „Dass es schwierig wird, bestreitet niemand, aber wir mussten das Objekt ins Auge fassen.“ Das Haus sei in einem Top-Zustand, die Menschen könnten dort angemessen untergebracht werden.

Angst um Arbeitsplätze in Wimbern 

In Wimbern aber sorgt man sich, was aus dem Kindergarten und dem Altenheim wird, die sich ebenfalls auf dem Gelände des Krankenhauses befinden. Man befürchte, dass Senioren ausziehen und Eltern ihre Kleinen lieber in eine andere Tagesstätte schicken, mithin also ein Standortfaktor verloren gehe und Arbeitsplätze vernichtet würden, schildert Edmund Schmidt die Ängste. „Es werden im Gegenteil neue Stellen geschaffen“, hält Christoph Söbbeler entgegen. Nicht so viele wie zu Zeiten, als das Krankenhaus noch in Betrieb war, aber es würden laufend handwerkliche Arbeiten anfallen, die auch vor Ort vergeben würden, so der Sprecher der Bezirksregierung.

Informieren und sachlich diskutieren

Ob die Sorge einzelner Bürger vor einem Anstieg der Kriminalität, um die Sicherheit der Kinder berechtigt ist, bezweifelt Ortsvorsteher Edmund Schmidt. In Schöppingen und Hemer, wo es ebenfalls zentrale Asylbewerberunterkünfte gebe, lasse sich in der Statistik keine Steigerung der Kriminalitätszahlen wiederfinden, betont Christoph Söbbeler. Und in Unna-Massen, wo seit zwei Wochen bereits 400 Asylbewerber untergebracht sind, „ist alles ruhig“, berichtet Helmut Tewes vom dortigen Bürgerverein.

Damit die Debatte sachlich bleibt, auf Fakten fußt, will sich Ortsvorsteher Schmidt, nun in Hemer und Schöppingen informieren, welche Erfahrungen man in den vergangenen Jahren gemacht hat. Auf keinen Fall will er sich an die Spitze einer Protestbewegung gegen die Asylbewerberunterkunft stellen stellen: „Wir wollen informieren und sachlich diskutieren.“