Freudenberg. . Wo sich vor ein paar Wochen noch Badegäste im Freudenberger Hallenbad umzogen, lebt jetzt eine Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo. Die Eltern und ihre drei kleinen Kinder sollen für die kommenden Wochen in dem Umkleidetrakt des gerade geschlossenen Bades wohnen.

Eine Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo wohnt seit dem gestrigen Montag im Freudenberger Hallenbad. Die Eltern und ihre drei kleinen Kinder kamen am Nachmittag im Siegerland an. Für die kommenden Wochen müssen sie in dem Umkleidetrakt des vor den Ferien geschlossenen Bades wohnen. Da die Stadt erst am Freitag die entsprechende Zuweisung der Bezirksregierung Arnsberg erhalten hatte, blieb keine Zeit, eine andere Unterkunft zu finden.

„Und wir können noch froh sein, dass das Wochenende dazwischen lag“, so Olaf Smolny, Fachbereichsleiter für Jugend und Soziales bei der Stadtverwaltung.

Heim auf Einzelpersonen ausgelegt

Manchmal käme von der Bezirksregierung wochenlang nichts, und dann gehe es plötzlich ganz fix. Generell sei die Zeit zwischen dem Bescheid aus Arnsberg und der Ankunft des Asylbewerbers sehr verkürzt worden. Während man früher Wochen für die Vorbereitung gehabt habe, seien es jetzt bestenfalls Tage.

Genau wie im aktuellen Fall. „Wir mussten ganz schnell eine vorrübergehende Unterkunft für die Flüchtlingsfamilie beschaffen“, sagt Freudenbergs Bürgermeister Eckhard Günther. Da sei nur das erst kürzlich geschlossene Hallenbad in Frage gekommen. Olaf Smolny erklärt wieso: „Wir sind an der Belastungsgrenze.“ Freudenbergs einziges Asylbewerberheim in der Schulstraße sei so gut wie voll. 22 Menschen werden dort in Wohnungen auf drei Etagen untergebracht – 22 Einzelpersonen, denn auf eine Familie ist es nicht ausgelegt. „Wir müssten eine der Etagen räumen, um Platz für die Familie zu schaffen.“

Umkleidebereich in kürzester Zeit in eine Wohnung umfunktioniert

Das Hallenbad, beziehungsweise der Umkleidetrakt, musste also nun innerhalb von kürzester Zeit zur notdürftigen Wohnung umfunktioniert werden. Trennwände werden eingezogen, Möbel und Geräte sind bereits angeschafft worden. In dem Trakt gibt es alle für eine Wohnung nötigen Anschlüsse und sanitären Einrichtungen. Etwa zwei Monate lang wird die Familie dort wohnen, schätzt Smolny. Der Hausmeister des Hallenbads wird ihnen am Anfang zur Seite stehen. „Über die Familie selbst wissen wir noch nichts“, sagt Smolny. Nur selten würde die Verwaltung vorher erfahren, wer die Asylbewerber sind, die sie aufnehmen. Bekannt ist lediglich, dass die Kinder ein, vier und fünf Jahre alt sind. Die Verwaltung wird die Asylbewerber zunächst mit Warengutscheinen ausstatten, damit sie sich mit dem Nötigsten versorgen können. Sie können später, wenn sie wollen, gemeinnützige Arbeiten übernehmen, etwa auf dem Bauhof mithelfen. Falls die Eltern es wünschen, werde die Verwaltung sich auch um Plätze in Kindertageseinrichtungen bemühen.

Im Asylbewerberheim lebe derzeit eine alleinstehende Kosovarin, die gut deutsch spricht. Sie wolle der Familie Freudenberg zeigen und sie zum Beispiel zu Arztbesuchen begleiten. „Die Asylbewerber unterstützen sich eigentlich immer gegenseitig“, so Smolny.

Mittelfristig denkt die Verwaltung über die Aufstellung von Containern nach. Eventuell könnte auch ein leerstehendes Einfamilienhaus erworben werden. Klar ist: Der Flüchtlingsstrom ist größer geworden. Vorwiegend Roma kommen aus dem Kosovo und aus Mazedonien nach Deutschland. „Was auf lange Sicht mit den Syrern ist, die derzeit in der Türkei Schutz suchen, weiß man nicht“, so Smolny. Man müsse aktuell jedenfalls vermehrt mit neuen Zuweisungen rechnen.