Wickede. Im Wickeder Ortsteil Wimbern leben 850 Menschen. Hier soll bald eine dauerhafte Erstaufnahmestation entstehen. Der Zeitdruck der Behörde ist groß. Politiker vor Ort reagieren skeptisch auf die Pläne der Landesregierung. Die große Zahl der Flüchtlinge macht ihnen Sorgen.

Die Ruhr fließt hier ruhig vorbei. Selbst jetzt, wo in Wimbern sonst keiner mehr stillhält. Dort, am südlichsten Zipfel der Gemeinde Wickede, wo Mühlen Tradition haben und gerade einmal 850 Menschen leben, regt sich Widerstand. Ginge es nach Willen des NRW-Innenministeriums soll sich das kleine Dorf nämlich bald fast verdoppeln – mit Flüchtlingen, vermutlich aus Syrien und Afghanistan. In einem leerstehenden Krankenhaus-Komplex sollen demnächst 500 Asylbewerber untergebracht werden.

Dies ist die Folge eines seit Monaten andauernden Flüchtlingsstroms, der die Kapazitätsgrenzen in Nordrhein-Westfalen längst gesprengt hat. Die Zeit drängt, fast wöchentlich wird eine weitere Ausweichstation publik. Doch Wimbern im Kreis Soest fällt nicht in einem Atemzug mit Unna-Massen (bis März 2013), Essen oder Mönchengladbach, nicht mit Zeltstädten oder Turnhallen. Wimbern soll dauerhaft bestehen, als dritte Einrichtung neben Schöppingen und Hemer. „Wir haben ja nichts gegen Flüchtlinge, nehmen auch gerne drei, vier Familien auf“, sagt Ortsvorsteher Edmund Schmidt, „aber diese geballte Masse macht uns große Sorge.“ Fremd im eigenen Dorf? Um Himmels Willen.

Land sucht parallel weiter

Mittwochabend luden sie die Bezirksregierung Arnsberg nach Wimbern zu einer Bürgerversammlung ein. Sie wollten Informationen, auf die sie bislang vergeblich warteten. Dort erfuhren sie: Das Konzept, mit dem das Land den akuten Platzmangel beheben will, ist zweigleisig. Einerseits die Suche nach Notquartieren, die kurzfristig und vorübergehend als Puffer für die völlig überlasteten Erstaufnahmestationen in Dortmund und Bielefeld dienen sollen. Und andererseits eine langfristige Lösung.

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„Die Suche geht zwar parallel landesweit weiter, doch wir haben die Hoffnung, dass der Standort in Wimbern funktioniert“, sagt Birgit Axler, Sprecherin beim NRW-Innenministerium. Das Land sei gerade in Verhandlungen mit der Hospital-Holding, dem Eigentümer des Krankenhauses.

Viele Fragen bleiben offen

Auch wenn das Ministerium „keine Basta-Politik“ verfolgen will, ahnen auch die optimistischsten Wimberner: Hier geht es längst nicht mehr um das „ob“, sondern um das „für wie viel“. „Wir stehen in der Pflicht, diese Menschen nicht auf der Straße stehen zu lassen“, heißt es auch aus der Bezirksregierung, die das Projekt „gemeinsam mit der Gemeinde Wickede umsetzen“ will.

Als der Info-Abend in der Wimberner Schützenhalle endete, blieben viele Fragen offen: Wann kommen die Flüchtlinge, wie lange bleiben sie, wie teuer wird der Umbau des Krankenhauses? Vieles ist ungewiss, außer: Bald ist wohl Halb-Wimbern nicht von hier.