Warstein. . Kann es Warsteiner helfen, wenn Chef Christian Gieselmann bei RTL zum „Undercover Boss“ wird? Ein Marketing-Experte sieht großes Potenzial.
„Man wird ja auch gerne mal Sesselpupser oder Tintenpisser genannt...“ Mit diesem Zitat von Christian Gieselmann macht RTL Werbung für die nächste Folge des Reality-Formats „Undercover Boss“.
Und diese Vorurteile scheint der Warsteiner-Geschäftsführer gerne loswerden zu wollen. Deswegen hat er sich als angeblicher Praktikant Stefan verschiedenen Aufgaben im Unternehmen gestellt.
Zwei Stunden wird die Warsteiner Brauerei daher am kommenden Montag, 21. Januar, zur besten Sendezeit bei Deutschlands erfolgreichsten Privatfernsehsender RTL zu sehen sein.
Warsteiner Brauerei präsentiert sich Millionenpublikum
Welche Chancen für das Unternehmen in der Sendung liegen, welche Gefahren aber auch bestehen, erklärt Marketing-Professor Manfred Krafft im Gespräch mit der WESTFALENPOST.
Warum nimmt ein Unternehmen wie die Warsteiner Brauerei an der Sendung „Undercover Boss“ teil?
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Prof. Manfred Krafft: Für Warsteiner ist das natürlich vor allem kostenlose Werbung. Das Unternehmen wird zwei Stunden lang einem Millionenpublikum präsent sein. Und es kommt sicher auch sympathisch rüber, wenn sich der Sprecher der Geschäftsführung in die Niederungen des betrieblichen Alltags begibt.
„Versteckte“ Werbung wirkungsvoller als ein Werbespot
Ist der Auftritt für Warsteiner denn wirklich kostenlos?
Die Teilnahme darf dem Unternehmen nichts kosten, weil wir ansonsten eine unzulässige Vermischung von Unterhaltung und Werbung hätten.
Stichwort Werbung: Um sich bei möglichen Kunden in Erinnerung zu rufen, könnte die Brauerei auch einfach einen Werbespot schalten. Würde das nicht dieselbe Wirkung erzielen?
Es gibt sogar Forschung dazu, dass die Art versteckter Werbung wie bei „Undercover Boss“ besonders stark wirkt. Der Zuschauer verfolgt das Format und ist nicht in dem Modus: „Achtung, Werbung! Jetzt soll mir etwas verkauft werden.“ Er will sich unterhalten und ein Stück weit berieseln lassen. So gelangen die Eindrücke direkter in das Unterbewusstsein und Warsteiner wird dort positiv abgelegt. Wenn der Werbeblock läuft, geht man auf die Toilette oder zum Kühlschrank. Da ist das Umfeld ein ganz anderes.
Manager sollte in der Sendung keine großen Fehler machen
Könnte die Sendung für das Unternehmen auch komplett missraten?
Wenn die Zuschauer vom Geschäftsführer den Eindruck bekommen: Dieser Mensch geht gar nicht. Das ist sicher eine Gefahr. Aber ein Manager ist sicher pfiffig genug, keine großen Fehler zu machen.
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Christian Gieselmann hat während der Dreharbeiten Aufgaben übernommen, mit denen er im Alltag nicht so direkt in Berührung kommt. Welche Wirkung hätte es auf den Zuschauer, wenn er sich bei mancher dieser Aufgaben ungeschickt anstellt? Könnte er dadurch inkompetent wirken?
So könnte es bei einzelnen Zuschauern womöglich ankommen. Aber ich glaube, der Großteil denkt sich: „Ach, guck, das ist ja auch nur ein Mensch. Das hätte mir genauso passieren können.“
Viele Warsteiner-Endkunden vor dem Fernseher
Wie wirkt eine Teilnahme auf die eigene Belegschaft?
Das ist ein schönes Signal. Der Geschäftsführer zeigt: Ich bin bereit, mich mit eurem Alltag zu beschäftigen. Letztlich muss er in der Sendung genau das leisten, was er von seinen Mitarbeitern erwartet.
Warsteiner versteht sich als Premium-Marke. Besteht da eine Gefahr, bei einer Sendung aufzutreten, die manche als „Trash“ ansehen mögen?
Wenn ein Edelparfüm über ein Dschungelcamp-Format beworben würde, passt das natürlich nicht und kann als Anbiederung verstanden werden. Hier muss man sich die Frage stellen: Wer guckt das? Und da kann ich mir schon vorstellen, dass viele Warsteiner-Endkunden vor dem Fernseher sitzen werden. Damit erreicht das Unternehmen über das Format eine sehr relevante Gruppe.
Nach Stellenabbau guter Moment für positives Signal
Hinter der Warsteiner-Gruppe liegt ein Jahr mit Sparprogramm und Stellenabbau. Kommt „Undercover Boss“ da jetzt zum richtigen Zeitpunkt?
Absolut. Das ist ein guter Moment. Das Unternehmen kann nach den Turbulenzen der vergangenen Monate damit ein positives Signal setzen.
Kann die positive Wirkung, die Sie dem TV-Format für die Warsteiner Brauerei zusprechen, länger anhalten oder verpufft der Effekt schnell wieder?
Wenn die Sendung dazu führt, dass sich Zuschauer im persönlichen Gespräch oder über soziale Medien über das Unternehmen unterhalten, bleibt sie vielleicht ein bisschen länger in Erinnerung. Aber grundsätzlich kann man das vielleicht mit einer positiven Windböe beim Segeln vergleichen. Die bringt einen nach vorne, die Fahrt hält auch danach noch ein bisschen an. Aber um dauerhaft in einem guten Tempo unterwegs zu sein, braucht man mehr Wind.
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