Warstein. . Hamburgs Wirtschaftssenator und der NRW-Verkehrsminister loben die Zugverbindung der Warsteiner Brauerei zum Hafen. Sie wünschen sich Nachahmer.

Das Glas Bier fehlt Michael Groschek, als er ans Rednerpult tritt. Denn eigentlich wollte der NRW-Verkehrsminister gemeinsam mit den Gästen anstoßen – auf die Warsteiner Brauerei, die ihren Beitrag dazu leiste, ein jahrzehntealtes Problem endlich zu lösen.

„Ich möchte der Warsteiner Brauerei ganz, ganz herzlich gratulieren“, sagt der SPD-Politiker dann eben ohne Bier in der Hand, trotzdem euphorisch. Das Bemühen des Unternehmens, Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern, sei vorbildlich.

Innenstadtentlastung: Minister bleibt vage

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek kam in seiner Rede kurz auch auf die Verkehrssituation in Warstein zu sprechen.

Wie die Innenstadt entlastet werden kann, nachdem die Umgehungsstraße im neuen Bundesverkehrswegeplan bekanntlich nicht mehr im Vordringlichen Bedarf steht, ließ er allerdings offen.

Denkbar seien „Lösungen, die schon woanders erprobt worden sind, oder eigene Warsteiner Lösungen“.

Etwas hanseatisch-kühler schloss sich Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch an. Die Brauerei sei „ein exzellentes Beispiel“, wie aus eigenem Antrieb heraus ein gelungenes Bahnprojekt entstehen könne. Die seit einem Jahr bestehende Zugverbindung zwischen der Brauerei und dem Hamburger Hafen sei „zukunftsweisend“.

Warstein steht Pate für Projekt „Hamburg-NRWplus“

Als Symbol für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen stand Warstein gestern Pate für das Projekt „Hamburg-NRWplus“ der beiden Landesregierungen, mit dem die Wirtschaft Nordrhein-Westfalens besser an den Hafen angeschlossen werden soll . „Den Ort Warstein haben wir für den Auftakt nicht zufällig gewählt – er ist Symbol für eine erfolgreiche Umsetzung des Konzepts“, erklärte Michael Groschek.

Frank Horch (Wirtschaftssenator Hamburg), Catharina Cramer (Warsteiner Brauerei) und Michael Groschek (Verkehrsminister NRW)
Frank Horch (Wirtschaftssenator Hamburg), Catharina Cramer (Warsteiner Brauerei) und Michael Groschek (Verkehrsminister NRW) © MATTHIAS GRABEN

Dass Warstein und damit Südwestfalen tatsächlich das Hinterland des Hamburger Hafens bildet, auch wenn geografisch Hunderte Kilometer dazwischen liegen, erklärte Ulrich Brendel, Technischer Direktor der Warsteiner Brauerei. Denn seit etwas mehr als einem Jahr verkehrt zweimal pro Woche ein Güterzug vom Gleisanschluss des Unternehmens im Langenbachtal bis zu den Anlegeplätzen der Hansestadt.

Bahn nur durch Kooperation wirtschaftlich

„Als exportorientierte Brauerei war der Seehafen schon immer unser Ziel“, betonte Brendel vor etwa 130 Gästen aus der südwestfälischen Wirtschaft, aber auch aus der gesamtdeutschen Logistikbranche. Allerdings habe es nach der Inbetriebnahme des Gleisanschlusses zehn Jahre gedauert, bis ein wirtschaftlicher Weg für die Zugverbindung gefunden wurde.

Damit sich der Zug nach Hamburg rechnet, ist die Brauerei eine Kooperation mit dem Unternehmen Conjoin eingegangen. Nur ein Viertel der Waggons stellt Warsteiner selbst, die übrigen Plätze vermarktet Conjoin – vor allem Betriebe aus dem Sauerland nutzen die Möglichkeit. Gefahren wird der Zug von der WLE. „Erfolgreiche Konzepte erfordern Netzwerke“, ist Ulrich Brendel überzeugt.

30 Millionen Euro in Gleisanschluss investiert

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Der Technische Direktor der Brauerei hob die Bedeutung der Bierzüge hervor – für die Umwelt, denn seit dem ersten Zug im April 2005 seien einige Tonnen Treibstoffemissionen eingespart worden, aber auch für die Warsteiner Innenstadt. Viele Bierkästen, die inzwischen über die Schiene abtransportiert werden, seien früher in Lastwagen über die Hauptstraße einmal quer durch die Stadt bis zur Auffahrt zur A 44 gefahren worden.

Zugleich legte Ulrich Brendel deutlich die Schwierigkeiten dar. 30 Millionen Euro habe der Gleisanschluss gekostet und auch heute noch sei der Zug „jeden Tag eine große Herausforderung“ für das Unternehmen. „Kein Controller der Welt hätte dieses Projekt angestoßen“, sagte Brendel, „es brauchte einen entschlossenen Unternehmer – den hatten wir in Albert Cramer.“

Senator Horch und Minister Groschek versicherten der Brauerei auch weiterhin ihre Unterstützung – und zum Abschluss bekamen sie selbstverständlich auch noch ein Glas Bier.