Warstein. . Mit Catharina Cramer meldet sich nun eine prominente Fürsprecherin der Warsteiner Umgehung zur Wort - an höchster Landesstelle.
Jetzt schaltet sich auch Warsteins Wirtschaft in die Diskussion um die B 55n ein: Catharina Cramer spricht in einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt davon, dass die Entscheidung gegen die Umgehungsstraße für ihr Unternehmen „völlig überraschend“ und „nicht nachvollziehbar“ sei. Die Brauerei-Chefin beteiligt sich mit diesem Brief an der öffentlichen Anhörung zum Bundesverkehrswegeplan. Auch Infineon Bipolar wird ein Schreiben ähnlichen Inhalts nach Berlin schicken.
Die Brauerei-Chefin wirbt nachdrücklich dafür, dass die B 55n „im Interesse der Stadt Warstein, ihrer Bürger und Unternehmen“ umgesetzt werden solle. „Unser Unternehmen benötigt, ebenso wie andere international renommierte Unternehmen, die hier ansässig sind, ein leistungsstarkes Straßennetz“, schreibt Cramer an den Bundesverkehrsminister und nennt beispielhaft Infineon und die AEG. Auch Infineon Bipolar wird sich mit einem Brief an Dobrindt an der seit dem 21. März laufenden Anhörung zum Bundesverkehrswegeplan beteiligen. Dies sagte Unternehmenssprecher Jörg Malzon-Jessen auf Anfrage der WP. „Das Schreiben wird die Bedeutung der B 55n für die heimische Wirtschaft betonen und darauf hinweisen, dass die Attraktivität der Stadt für unsere Arbeitnehmer durch die Umgehung gesteigert würde.“
Genau dies spricht auch Catharina Cramer in ihrem Brief an, der der WP vorliegt: „Die aktuelle Verkehrssituation zeigt, dass Wettbewerbsnachteile der Unternehmen zum Beispiel bei der Gewinnung von Mitarbeitern bestehen.“ Es gebe in Warstein aufgrund der Verkehrssituation ein „Negativimage“ des Wohnumfeldes und der Stadtmitte. Es sei zu befürchten, dass der überregionale Verkehr, insbesondere der Schwerverkehr, zunehmen würden, so die Brauerei-Chefin weiter.
Feinstaub bisher nicht beachtet
Die Belastung durch den Schwerverkehr hat auch die heimische Landtagsabgeordnete Dagmar Hanses (Grüne) bei einem Gespräch mit NRW-Verkehrsminister Michael Groschek und dem Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, am Dienstag zur Sprache gebracht: „Es ist bei der Bewertung der Umgehungsstraße ja offensichtlich nur auf die reinen Zahlen des Verkehrsaufkommens geachtet worden. Dabei muss man gerade in Warstein nicht nur auf die Quantität achten, sondern muss sich auch die Qualität des Verkehrs ansehen.“ Die Themen Feinstaub und Steintransporte habe sie dem Staatssekretär mit auf den Weg gegeben. Eine Prognose wagt die Landtagsabgeordnete nicht. „Das ist zur Zeit schwierig zu sagen. Ich denke aber, dass es sehr wichtig ist, dass wir in dieser Sache alle mit einer starken regionalen Stimme sprechen. Und das tun wir; zwischen den Parteien sind wir hier keinen Millimeter auseinander.“
Termin mit der Ministerpräsidentin
Auch die Landtagsabgeordneten Werner Lohn (CDU) und Marlies Stotz (SPD) nahmen an dem Gespräch mit Groschek und Ferlemann teil. Der Erwitter Bürgermeister Peter Wessel und Lohn berichteten dem Staatssekretär bei dem Treffen, dass die Herabstufung der B 55n aus dem vordringlichen Bedarf in Warstein, Erwitte und auch in der ganzen Region zwischen Lippstadt und Meschede für „mittelschweres Entsetzen“ gesorgt habe. Dieses gemeinsame Auftreten aller Parteien sei immens wichtig, meint Dagmar Hanses: „Man hatte schon den Eindruck, dass Berlin ziemlich überrascht ist, dass aus Südwestfalen jetzt so vehement die B 55n gefordert wird.“
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Catharina Cramer hat neben ihrem Brief an den Bundesverkehrsminister auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft angeschrieben und sie um einen gemeinsamen Termin mit Thomas Schöne gebeten (wir berichteten). Dort schreibt sie, dass die Realisierung der Ortsumgehung „unmittelbar vor dem Durchbruch“ gestanden habe und sich die gesamte Region einig sei.
Im Schreiben an Bundesverkehrsminister Dobrindt verweist die heimische Brauerei-Chefin zudem auf die von ihrem Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits getätigten Beiträge zu einer Entlastung der Ortsdurchfahrten Warsteins und führt die „erheblichen Investitionen“ in einen Gleisanschluss nebst Verlade-Anlagen an. Sie schließt mit den Worten: „Alle bisherigen Bestrebungen sowie die Hoffnungen der Stadt, Bürger und ansässigen Unternehmen werden allerdings zunichte gemacht, wenn die Ortsumgehung B 55n nicht realisiert wird.“