Sundern. Seit 1955 war der Herrenausstatter Kaiser fester Bestandteil der Sunderner Innenstadt. Nun eröffnet ein Restaurant an gleicher Stelle.
„Ich bin in dem Haus hier geboren“, berichtet Jodo Kaiser, Inhaber des Herrenausstatters Kaiser, und zeigt dabei auf die Etage über sich. Er sitzt in der Mitte des eigenen Modehauses, umgeben von Kleiderständern voller Winterjacken, Jeanshosen und Anzughemden. „Und hier habe ich die vergangenen 45 Jahre gearbeitet.“ Seit fast 70 Jahren stehen Jodo Kaiser und seine Familie ihren Kunden mit Angebot und Rat zur Seite, sie wohnten sogar über dem Geschäft. Nun ist aber Schicht, denn zum Jahresende schließt das etablierte Geschäft aus der Sunderner Innenstadt.
„1955 hat meine Mutter Marianne das Modehaus eröffnet. Damals noch als ,Herren- und Knabenausstatter Kaiser‘. Einen Damenausstatter gab es hier ja schon“, blickt Jodo Kaiser lachend zurück. Nicht nur der Name wurde zu „Modehaus Kaiser“ angepasst, auch das Angebot änderte sich mit der Zeit. „Meine Mutter hat den Laden in das Wirtschaftswunder hinein gegründet. Das Geschäft lief immer gut, damals aber noch klassisch mit Anzügen. Mit der Zeit haben wir uns aber mehr auf Freizeitbekleidung spazialisiert“, erklärt der 65-jährige Inhaber. Dieser Fokus habe das Modehaus durch die Coronapandemie getragen, auch wenn diese auch am Herrenausstatter nicht spurlos vorbeigezogen ist. „In den Jahren hat mir ein Umsatz von gut 100.000 Euro gefehlt.“ Dass Jodo Kaiser sein Geschäft nun schließt, ist einem anderen Problem geschuldet: dem Nachwuchsmangel. Seine beiden Töchter haben sich für eine andere berufliche Karriere entschieden, der Inhaber kann das Modehaus nicht in der Familie weiterreichen.
Das Markenzeichen des Modehauses sei übrigens die Kundenberatung: „Natürlich haben wir viele Stammkunden. Bei denen weiß man, was sie wollen.“ Aber wie geht es für besagte Stammkunden im neuen Jahr weiter? „Die weinen jetzt alle“, scherzt Jodo Kaiser, und ergänzt: „Tatsächlich ist es so, dass sich einige Kunden eindecken, weil sie nicht wissen, wo sie künftig hingehen sollen.“ Mit dem Herrenausstatter bricht schließlich ein echtes Urgestein der Sunderner Innenstadt weg. Auch Stephan Britten, Referent für Standortpolitik der lokalen Industrie- und Handelskammer, sieht das ähnlich: „Gerade der Bereich Mode ist eine relevante Branche für eine Innenstadt. Wir sehen aber auch: Im Jahr 2023 haben 33,4 Prozent aller Herrenmodekunden in unserem IHK-Bezirk ihre Ware im Internet gekauft.“ Trotzdem betont Britten: „Wir dürfen unsere Innenstädte nicht schlecht reden. In unserer Region gibt es viel gutes Angebot. Besonders anhand des Modehauses Kaiser lässt sich die Erkenntnis gewinnen, dass Gastronomien die Innenstadt dort beleben können, wo Einzelhändler es nicht mehr tun.“
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Damit wirft Britten einen Blick auf das griechische Restaurant mit Biergarten von Stavros Ntoumazios, das in die Räumlicheiten des Modehauses ziehen wird. „Zunächst nutzt Stavros nur das ehemalige Sonnenstudio. Langfristig ist aber geplant, das Restaurant auch auf den vorderen Bereich, also das heutige Modehaus, auszuweiten“, erklärt Jodo Kaiser die Pläne seines Nachfolgers. Bis es soweit ist, gibt es noch einen Räumungsverkauf. „Aktuell reduzieren wir mit 20 Prozent auf alle Kleidungsstücke“, erzählt der Inhaber. Und für den Fall, dass trotzdem etwas übrigbleiben sollte, gibt es auch einen Plan: „Dann freuen sich eben meine Freunde oder die Caritas“, blickt Jodo Kaiser schmunzelnd voraus.