Arnsberg. Nach 36 Jahren trat der damalige Stadtarchivar, Michael Gosmann, Ende 2022 den Ruhestand an. Wir stellen Nachfolger Michael Eismann vor
Am Kloster Wedinghausen gelegen und mit guter Aussicht auf die Arnsberger Altstadt und das historische Hirschberger Tor gilt das Arnsberger Stadtarchiv als eines der Aushängeschilder der lokalen Verwaltung. Seit 2004 diente es täglich dem ehemaligen Stadtarchivar, Michael Gosmann, als Arbeitsstätte. Insgesamt 36 Jahre hatte dieser für das Archiv gearbeitet - und wurde zum Jahresbeginn 2023 von seinem Nachfolger Michael Eismann abgelöst. Wir stellen den neuen Archivar in Arnsberg vor.
So neu ist Michael Eismann dann allerdings doch nicht in der Regierungsstadt, denn der im Münsterland geborene 39-Jährige arbeitet seit 2018 für das Arnsberger Archiv: „Zunächst habe ich Philologie und Philosophie in Münster studiert. Nach meinem Staatsexamen habe ich aber bemerkt, dass der Berufsalltag als diese Fächer unterrichtender Lehrer nichts für mich ist.“ Über einen Studienfreund, der hingegen von Anfang an geplant hatte, Archivar zu werden, probierte sich Michael Eismann in diesem beruflichen Zweig aus. „2017 habe ich an einem Zwei-Tages-Praktikum im Archiv teilgenommen, und beschlossen, hier zu arbeiten. Meine Lateinkenntnisse aus dem Philologiestudium haben den Bogen geschlagen“, erläutert der Archivar. Den Weg nach Arnsberg hat der ehemalige Münsterländer übrigens über seine Frau gefunden.
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Nach dem Beginn seiner Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste mit der Fachrichtung Archivar im Jahr 2018 konnte Michael Eismann diese im Januar 2021 verkürzt beenden. Seit Herbst desselben Jahres studiert er berufsbegleitend Archivwissenschaft als Fernstudium in Potsdam. „Das fordert teilweise sehr heraus. Besonders während der Projektarbeit in den vergangenen Monaten!“, betont der Archivar.
Archivwissenschaft als Fernstudium studiert
Bei der Projektarbeit handelt es sich um seine Arbeit zur Ausstellung „Wunder - Wissen - Wandel“ im Kloster Wedinghausen. Seitdem Michael Eismann zum ersten Januar dieses Jahres den Posten als Hauptarchivar der Stadt übernommen hat, füllte vor allem die damit verbundene Recherche das erste Dreivierteljahr im neuen Beruf. „Einen richtigen Arbeitsalltag habe ich dementsprechend noch nicht“, erklärt Michael Eismann, „Aber der wird sich noch einpendeln.“
Es stehen nämlich einige Aufgaben für den 39-Jährigen an. „Im Zwischenarchiv im ehemaligen Güterbahnhof in Neheim-Hüsten liegen aktuell zirka sechs Kilometer an alten Akten aus dem Rathaus. Die zu archivieren wird eine Halbjahrhundertaufgabe - wenn nicht eine Jahrhundertaufgabe.“ Archivieren klingt nämlich zunächst unkomplizierter, als es ist: „Das dauerhafte Bewahren der Akten ist ja kein Selbstzweck. Dementsprechend bewahren wir nicht einfach alles auf, was uns die Verwaltung zusendet. Nach gründlicher, begründeter und transparenter Selektion archivieren wir ungefähr fünf bis zehn Prozent aller erhaltenen Akten.“
Alleine bei diesem ersten Schritt fällt dementsprechend viel Arbeit an. „Danach müssen wir die Akten, die archiviert werden, für ihre Aufbewahrung tauglich machen“, erläutert Michael Eismann. Dazu gehört das Entfernen von Metall- und Kunststoffteilen an den Akten, die Entsäuerung des Papiers und letztendlich die Ordnung. „Die einzelne Akte ist ohne Kontext nichts wert, also sortieren wir sie nach Provenienz“. Hinzu kommen die Anfragen von Archivnutzern. Für Vorgänger Michael Gosmann eine seiner Lieblingsaufgaben: „Der Austausch mit den Nutzern wirft immer wieder sehr interessante Fragestellungen auf, denen sich nachzugehen lohnt.“
Für den jungen Archivar gibt es darüber hinaus noch eine ebenso junge Herausforderung: die Digitalisierung. Während diese noch nicht Hauptaufgabe der Archivargenerationen vor ihm war, rückt sie immer mehr in das Arbeitszentrum von Michael Eismann. „Unter Digitalisierung ist aber nicht nur die digitale Archivierung physischer Unterlagen zu verstehen. Seit zirka 30 Jahren produziert die Verwaltung nämlich auch digitale Akten, die ebenfalls archiviert werden müssen“, berichtet Michael Eismann. Bei der Datenflut des digitalen Zeitalters ist dabei leicht vorstellbar: „Dieser ,Berg‘ ist noch einmal sechs Kilometer lang.“ Es wartet also eine Menge Arbeit auf den neuen Stadtarchivar in Arnsberg.