Enkhausen. Das Mofarennen in Enkhausen vereint Spaß, Leidenschaft am Motorsport und jede Menge Selbstironie. Viele helfende Hände machen Event möglich.
Ja, ein wenig verrückt müsse man schon sein. Stefan Treude und Björn Allefeld gehören wie Thomas Otto zu den Männern der ersten Stunde des Enkhausener Mofarennens. „Alles entstand aus einer Bierlaune heraus“, erinnern sie sich. Am Wochenende startet die 10. Auflage des Jux-Rennens auf einer Wiese oberhalb des Pfarrheims im Dorf. Originelle Ideen, viel Leidenschaft, reichlich Witz und Selbstironie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung, zu der am Samstag ab 14 Uhr zum eigentlichen Rennen mehr als 1000 Zuschauer erwartet werden.
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Irgendwann kamen die Männer zweier Stammtische auf die Idee, man müsse doch mal schauen, wie schnell man mit einem Mofa den Berg hochfahren könnte. Alle schwärmten aus, besorgten sich deutschlandweit Mofas und fuhren sechs Wochen später das erste Rennen. Inzwischen starten mehr als 20 Teams aus ganz Sundern, Arnsberg und auch dem Märkischen Kreis zum Vier-Stunden-Rennen.
Das Mofa muss durchhalten
Die Regeln sind klar definiert: Pro Team nur ein Mofa, das von mindestens zwei Fahrern innerhalb von 240 Minuten so oft wie möglich über die rund 700 Meter lange Runde auf einer Wiese im Dorf gesteuert werden muss - zwei Stunden lang im Uhrzeigersinn und zwei Stunden entgegen. „Die körperliche Belastung ist Hardcore“, sagt der 58-jährige Stefan Treude. Er selbst fährt mit im Team Puschels, das nun ebenso wie das Team Mofärheads aus Enkhausen den „dritten Stern“ anstrebt. „Länger als 15 bis 20 Minuten kann man kaum fahren. Dann lässt die Kraft schnell nach“, sagt der Außendienstler von der Firma Tillmann Wellpappe.
Diesmal nicht auf der Mofa sitzen wird Björn Allefeld. Der 41-jährige Stadtverwaltungsangestellte ist im Team Mofärhead dennoch eingebunden und ist zudem einer der Moderatoren des Mofarennens. „Das Rennen ist in den Teams das ganze Jahr über ein Thema“, erzählt er. Die Mitglieder kommen zusammen, schrauben an dem Rennmofa herum, optimieren den Flitzer und verbringen dabei gesellige Stunden. Klassische Schrauber sind sie nicht alle. „Aber jeder lernt von dem anderen“, so Björn Allefeld. Jeder im Team hat eine Aufgabe - auch beim Rennen. „Auch wer nix kann, kann tanken“, so Allefeld.
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Die Mofas werden mächtig frisiert und mutieren zu Rennmaschinen. „Da gehen schnell schon mal 1500 Euro für Material im Jahr drauf“, erzählt Stefan Treude. Mofa muss aber Mofa bleiben: Die Maschinen müssen einen ursprünglichen Mofarahmen haben, Pedale zum Anlassen und mit Rücktrittbremse sind Pflicht, der Motor darf maximal auf 70 Kubikzentimeter aufgemotzt werden und ein Notausschalter muss vorhanden sein. Vor dem Rennen werden alle Maschinen technisch abgenommen.
Das Team Puschels hat seinen Flitzer auf den Rahmen einer alten Kreidler aufgebaut. „Der Lenker ist auch noch original“, sagt Stefan Treude. Ein Sattel von KTM, ein Drei-Gang-Motor von Kreidler mit vergrößertem Zylinder und jede Menge Zubehör speziell für die Fahrt auf Wiese und Lehm. „Die Kisten werden bis zu 70 Stundenkilometer schnell“, so Treude.
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Wichtig ist: Das Mofa muss durchhalten, denn jede Schrauberei während der Rennzeit kostet wertvolle Runden. Und am Ende werden die Runden gezählt - durch einen Chip - um die Sieger zu ermitteln. „Die Kunst ist, das Mofa nicht zu überziehen und konstant seine Runden zu drehen“, sagt Stefan Treude, „dann hält die Maschine durch.“ Das gelingt nicht immer. In der Boxengasse muss repariert, geschraubt und auch geflucht werden. „Da wird sogar geschweißt“, erzählt Stefan Treude, „es gibt nix, was hier noch nicht passiert ist.“ Genau das aber mache den Reiz des Rennens aus, bei dem die Teams Konkurrenten und zugleich Freunde sind. „Der Spaß steht hier im Vordergrund“, betont Björn Allefeld, „niemand soll hier ein großes Risiko eingehen und mit dem Messer zwischen den Zähnen fahren.“
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Die Organisatoren haben Spaß an der Sache und sind ein Stück weit durchgeknallt. Das spiegelt sich in allen Details der inzwischen von vielen helfenden Händen getragenen Veranstaltung wider. Über ihr Rennen ließen sie einen Film drehen, der kürzlich im Arnsberger Residenzkino gezeigt wurde. Angefertigt werden Merchandise-Artikel und auch die Getränke- und Speisekarte spielt mit dem Motto des Motorsports: Da gibt es Enker Mopedsprit (Bier), Pinguin Fett Schmieröl (Schnaps) und Spanferkel gedreht vom Mofamotor.
Viele helfende Hände
Die Lokalmatadoren aus Enkhausen sind der Titelverteidiger Mofärheads, das Team Puschels und die „Wernersens“ (benannt nach dem legendären „Werner“). Organisiert wird die Veranstaltung von diesen drei Teams und den Mofafreunden der „357er Hachen“ unter dem Dach der Schützenbruderschaft Enkhausen. Die in dieser Woche abgeflatterte Strecke befindet sich auf der von Bauer Manfred Schmidt gepachteten und extra noch einmal gemähten Wiese oberhalb des Pfarrheims. Die Feuerwehr Hachen stellt Streckenposten und sichert den Responder-Dienst ab. „Unsere Familien helfen auch mit beim Verkauf und beim Einlass“, erzählen die Organisatoren.
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Nichts wird dem Zufall überlassen. „Sicherheit geht vor“, sagt Stefan Treude. Und auch der Umweltschutz hat Priorität: Die Boxengasse steht auf einer Schutzfolie, die verhindert, dass Öle und Treibstoff bei den Boxenstopps und Reparaturen ins Erdreich gelangen. Sie wird hinterher als Sondermüll entsorgt.
Längst geht es um mehr als nur ums Mofafahren. Zum Jahrestag wird es im Rahmenprogramm am Samstagabend eine Drohnenshow und ein Feuerwerk geben. Zum Zehnjährigen startet schon am Freitag ab 15 Uhr ab Kirche in Enkhausen eine 42km-Mofaausfahrt durch das Sauerland. Den Abschluss bilden am Samstag die „Benzingespräche“ am Streckenrand. Darauf freuen sich Björn Allefeld und Stefan Treude schon besonders: „Da werden viele tolle Freundschaften geknüpft.“