Arnsberg. Unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung an Schulen in Arnsberg? Das sagen Schulpflegschaft und Schulen zur Kleiderordnung.

„Unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung“ - gemeint sind Jogginghosen, Miniröcke oder auch bauchfreie Tops - sollen aus Klassenräumen und von Schulhöfen verbannt werden. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen von Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrats geht.

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Denn diese hatte kürzlich gesagt: „Wir empfehlen Schulen, einen Konsens über eine Kleiderordnung zu schließen.“ Dieser Konsens solle dann auch festgeschrieben werden, damit entsprechenden Verstößen auch Konsequenzen folgten. „Dann kann man Schülerinnen oder Schüler nach Hause schicken und verlangen, dass sie sich ordentlich anziehen.“

Doch inwiefern spielen zerrissene Hosen, bauchfreie Tops und Jogginghosen eine Rolle in den Klassenräumen weiterführender Schulen? „An unserer Schule hat die Schülervertretung schon vor ein paar Jahren angeregt, dass es eine Kleiderordnung geben sollte“, sagt Patricia Ihme, Schulleiterin der Realschule Hüsten, „das ging dann auch durch die Schulkonferenz und war damit beschlossen.“

Begründet worden sei dies damit, dass die Schule die Jugendlichen auf ihr zukünftiges Berufsleben vorbereite und man dort ebenfalls angemessen gekleidet sein müsse. Und bei einem Verstoß? „Wir schicken niemanden direkt nach Hause, sondern reden zunächst einmal unter vier Augen“, sagt Patricia Ihme, „es sei denn, es handelt sich beispielsweise um Kleidung mit rechtsextremer Aufschrift.“ Dies sei aber noch nicht vorgekommen - und auch sonst kämen eher die wenigsten mit einer Jogginghose in die Schule.

Pro: Kleiderordnung in Arnsberg wichtig

„Ich bin ein absoluter Freund von Schul-Uniformen“, sagt Oliver Jolmes, „ich habe das in meiner Zeit in Hongkong erleben dürfen.“ Wenn es diese gebe, erledigen sich Diskussionen rund um eine Kleiderordnung quasi von selbst und gleichzeitig auch die vermeintlichen „Klassenunterschiede“ bezüglich der Markenklamotten.

Er antwortet also klar mit: „Ja, eine Kleiderordnung ist offenbar dringend geboten, weil der zu beobachtenden Kleider-Unordnung meiner Meinung nach Einhalt geboten werden sollte.“ Schule habe auch ein Stück weit etwas mit Disziplin zu tun, der man auch mit der Kleidung Rechnung tragen sollte. Er habe nichts gegen bequeme und modische Klamotten, aber man bringe seinen Mitschülerinnen und Mitschülern sowie den Lehrkräften auch mit dem Kleidungsstil schon ein wenig Respekt entgegen.

Dies gelte selbstverständlich auch für die Lehrerinnen und Lehrer. Auch diese sollten sich adäquat kleiden. In der Freizeit sei ihm dies natürlich egal. Und dennoch weiß er, dass die Diskussionen rund um das Thema „endlos werden dürften“ - schlichtweg aufgrund der subjektiven Wahrnehmungsunterschiede, was angemessen ist und was nicht.

Kontra: Kleiderordnung gegen freie Entfaltung

„Ich persönlich bin gegen eine Kleiderordnung“, sagt Yvonne Garbe, frisch gewählte Schulpflegschaftsvorsitzende am FSG, „denn die Schule ist ein Ort, an dem sich Kinder und Jugendliche ausprobieren und finden. Es soll ein bunter Ort sein, an dem jeder so sein darf, wie er ist.“ Sie hält eine vorgeschriebene Kleiderordnung für eine Unterdrückung der freien Entfaltung.

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Es sei eher die Art der Kommunikation „mit den Kids“, wie man sich gegenseitig akzeptiere und miteinander umgehe. „Wenn wir nun, überspitzt ausgedrückt, alle in eine Uniform quetschen, dann bekämpfen wir nur die Symptome, nicht jedoch die Ursache.“ Letztlich würden alle Kinder und Jugendliche gleichgemacht - dabei sei ja gerade die Unterschiedlichkeit das, was das Miteinander in der Gesellschaft, und damit auch auf den Schulhöfen, ausmache.

„Jeder Mensch ist anders - nur darin sind wir gleich!“ lautet auch das Motto der Agnes-Wenke-Sekundarschule. Schulleiter Andreas Schauerte ist daher der Ansicht, dass „eine strikte Schuluniform nicht in das Schulkonzept passen würde“, da es eben alle gleichsetzt und eine Individualität der jeweiligen Kindes bzw. Jugendlichen nicht zulässt. „Eine Kleiderordnung haben wir aber fest in unserer Schulordnung verankert“, sagt er, „bezüglich angemessener Kleidung.“ In der Regel sei es aber nicht nötig, die Jugendlichen nach Hause zu schicken.