Hagen. Der Ort trotzt so mancher Herausforderung, weil seine Bewohner nach kreativen Lösungen suchen und zusammenhalten.

„Wir halten hier eng zusammen, parteiübergreifend, generationenübergreifend. Hier herrscht eine hohe Identifikation mit dem Ort.“ Mit wenigen Worten beschreibt Ortsvorsteher Klaus Tolle, was die Menschen in Hagen und Wildewiese empfinden und auch aktiv leben.

In diesem Doppelort begegnet man Problemen mit großer Tatkraft und Ideenreichtum. Das hat auch durchaus historische Wurzeln, schließlich wurde Hagen nach zwei Bränden im 19. Jahrhundert jedes Mal wieder aufgebaut. Heutzutage ist es ein charakteristisches Straßendorf. „Natürlich spielt die Verkehrsbelastung hier eine große Rolle. Nahezu jeder Anwohnerin und jeder Anwohner ist von den Lkw und Sattelzügen, die durch Hagen fahren, betroffen. Insofern ist jetzt die Tempo-30-Zone ein erster wichtiger Schritt“, betont Tolle.

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Anfang der 2000er Jahre drohte der Ort zu verfallen. Es war unattraktiv, in Hagen zu wohnen. Noch 2012 verzeichnete man von allen Sunderner Ortschaften in Hagen die meisten Abwanderungen. „Wir haben uns dann gesagt, dass es so nicht weitergehen kann. Es muss was passieren und das funktioniert nur, wenn möglichst alle mitmachen“, nennt Klaus Tolle die Initialzündung zu einem Dorfentwicklungskonzept, das Vorbildcharakter hat. Damals fand die erste Jugendkonferenz im Ort statt. „Wir wollten wissen, was sind eure Anliegen? Was gefällt euch am Ort, was gefällt euch nicht? Wo soll es hingehen? Und was müssen wir dafür tun, dass junge Menschen, die für das Studium oder eine Ausbildung Hagen verlassen haben, wieder zurückkommen in den Ort?“, erklärt Tolle.

Ein Konzept zur Entwicklung des Dorfs

Unterstützung fand der Ortsvorsteher unter anderem auch in Thomas Cramer von den Grünen. In mehreren Dorfkonferenzen tauschte man sich aus über Themen wie Wohnraum für Familien, digitale Arbeitsplätze, den Erhalt einer Nahversorgung sowie medizinische Versorgung und Schulstandorten. „Wir haben auch Menschen kontaktiert, die aus dem Ort stammen, aber zum damaligen Zeitpunkt an anderer Stelle lebten. Was müssen wir euch bieten, dass ihr wieder zurückzieht?“, erinnert sich Klaus Tolle. „Mit Hilfe all dieser Erkenntnisse haben wir dann über mehrere Jahre ein richtiges Dorfentwicklungskonzept erstellt“, sagt Thomas Cramer.

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Direkt am Ortseingang entstand ein Mehrgenerationenhaus, in dem auch barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen im Ort geschaffen wurden, so dass diese ihre Häuser an junge Familien verkaufen konnten. Bestandsgebäude wurden saniert, teilweise umgebaut und erweitert. Der Plan ging auf. Mittlerweile leben wieder viele junge Menschen im Ort, gemeinsam mit den Alteingesessenen. Es entstanden sogenannte Co-Working-Spaces in den Räumen der Firma „Sorpetaler Fensterbau“, wo hochqualifizierte Menschen digital arbeiten können und trotzdem nicht die Region verlassen müssen.

Die Kirche St. Nikolaus in Hagen.
Die Kirche St. Nikolaus in Hagen. © Eric Claßen

„Wir haben hier eine rege Stammtischkultur. Hier gibt es zahlreiche Gruppen, die sich regelmäßig treffen, sich austauschen und bei diversen Aktionen engagieren.“ Das hilft uns beispielsweise auch bei der Organisation und Durchführung des Mega Sports Event im Frühjahr, wenn Hagen für zwei Tage zum Mekka für Mountainbiker im HSK wird. „Dann hilft wirklich jede und jeder hier im Ort mit, damit alles reibungslos abläuft“, sagt Thomas Cramer. Ein Förderverein, der im Vorfeld der Deutschen Mountainbike-Meisterschaft in Hagen gegründet wurde und bis heute besteht, setzt das im Jahr erwirtschaftetet Geld dazu ein, andere Vereine und Gruppen im Ort finanziell zu unterstützen.

Früh Verantwortung übernehmen

Besonders erfreut sind Cramer und Tolle, dass so viele junge Frauen sich in den Vereinen und Gruppen engagieren und teilweise auch Leitungsaufgaben übernehmen. Generell sei das Vereinsleben sehr teamorientiert. „Es gibt viele verschiedene Verantwortungsbereiche und damit verbundene eigene Budgets. So lernen auch junge Menschen schon früh Verantwortung zu übernehmen. Ich bin sehr glücklich, dass das so positiv angenommen wird.

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Hagen entwickelt sich ständig weiter. Als einer der ersten Orte auf Sunderner Gebiet wurde vor einigen Jahren in Hagen eine E-Ladesäule installiert. Sie befindet sich in direkter Nähe zum Dorfladen. Dieser konnte durch den Verkauf von Gesellschafteranteilen zur Lebensmittelversorgung im Ort eingerichtet werden. Der Laden sei auch ein wichtiger Treffpunkt für die Menschen im Ort, berichten Cramer und Tolle. Eine Hebammenpraxis ist ansässig, außerdem eine Großtagespflege und ein Kindergarten.

Positiv wird das Zusammenspiel mit dem drei Kilometer entfernten Allendorf bewertet. „Die Vereine arbeiten zusammen, ich habe ein enges Verhältnis zum Kollegen Franz Clute. Man unterstützt sich gegenseitig. Wir sind schließlich keine Einzelkämpfer“, sagt Klaus Tolle. Neuester Clou in Hagen ist eine eigene Dorf-App. Die kostenlose Anwendung für Tablet und Smartphone soll die Kommunikation untereinander im Ort vereinfachen. Vereine und Gruppen können über diesen Weg kurzfristig Termine und Veranstaltungen kommunizieren.