Allendorf. Zwar gehört der Ort seit 1975 zu Sundern, doch im Mittelalter erhielt man besondere Rechte verliehen. Mehr dazu finden Sie hier
Im Spätmittelalter war Allendorf ein wichtiges Zentrum für Handwerker und Händler. Im 15 Jahrhundert erhielt der Ort vom Kölner die Stadtrechte verliehen. Da diese jedoch praktisch nie ausgeübt wurde, nennt man sich „Titularstadt“. Einst umgab sogar eine Stadtmauer den Ort und schützte ihn vor Feinden. Noch heute kann man letzte Überreste des steinernen Walls vorfinden. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Denkmal, welches an das sogenannte Femegericht (manchmal auch mit V geschrieben) erinnert. Hierbei handelt es sich um eine mittelalterliche Form der Strafjustiz, die wohl an dieser Stelle ausgeübt wurde. Ein Strick und ein Schwert auf einem steinernen Tisch zeigen, dass das Urteil für den vermeintlichen Delinquenten oftmals mit dem Tod endete.
Ein Streifzug durch die Gassen
Doch so brutal wie es sich anhört, ist Allendorf nicht. Im Gegenteil! Der Ort mit seinen knapp 1.500 Einwohnern ist ein echtes Kleinod und kann mit so manch pittoresker Gasse und historischem Gebäude im Altstadtkern wuchern. Das findet auch Ortsvorsteher Franz Clute. Seit zwei Jahren ist er erster Bürger im Ort und liebt sein Allendorf. Bei einem Streifzug durch die Straßen und Gassen macht er immer wieder auf Besonderheiten aufmerksam.
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So zum Beispiel auf eine Bronzestatue im Ortszentrum. „Das ist der sogenannte Fickeltünnes“, erklärt Clute. Gemeint ist die Darstellung des heiligen Antonius – dem „Tünnes“, der als Einsiedler nur von einem kleinen Ferkel – dem „Fickel“ begleitet wird. Und so verwundert es auch nicht, dass die Kirche in Allendorfs Zentrum den Antonius als Schutzheiligen und Namenspatron hat. Auch der Verein, der extra für die Organisation der 600-Jahr-Feier im Jahr 2007 gegründet wurde, trägt den Namen „Fickeltünnes“. Und selbstverständlich ist Franz Clute auch dort aktives Mitglied.
Der ehemalige Feuerwehrmann und begeisterte Musiker lobt das Zusammengehörigkeitsgefühl in Allendorf. „Wir sind eine große Gemeinschaft und in zahlreichen Vereinen organisiert.“ Bei der Tennisabteilung des Sportvereins Allendorf gibt es laut Clute derzeit stolze neun aktive Mannschaften aus jeder Altersgruppe. Aber auch die Wanderer und Schützen sind im Ort präsent. „Die Vereine haben mehr Mitglieder als Menschen in Allendorf leben“, lacht der Ortsvorsteher. Das liege daran, dass man auch aus den umliegenden Ortschaften Bewohner für die Allendorfer Vereine gewinnen konnte. So bilden bei den Fußballern auch Bewohner aus Hagen und Amecke die Teams.
Den Kontakt suchen
Und auch beim Anwerben von Zugezogenen verzeichnet man Erfolge. „Wenn jemand hier neu nach Allendorf kommt, fragen wir ihn, ob er nicht Lust hat, sich einem der Vereine anzuschließen. Das funktioniert sehr häufig!“ Etwaige Hemmschwellen gelte es zu überwinden.
Der Name Clute spielt auch aus historischer Sicht eine wichtige Rolle für Allendorf. So hieß der Fahrer des Pferdefuhrwerks, welches die Gebeine der Heiligen Drei Könige auf der Flucht vor den Franzosen von Köln nach Arnsberg brachte, Friedrich Clute-Simon und kam aus Allendorf. Noch heute erinnert eine Tafel an diesen Bürger der „Titularstadt“.
Beliebt bei Wanderern
Bei der Infrastruktur kann Allendorf immerhin mit einem Restaurant, einer Bäckerei, der angeblich ältesten Apotheke auf Sunderner Stadtgebiet und einem kleinen Supermarkt punkten. Außerdem gibt es anders als vielen anderen Ortsteilen Sunderns in Allendorf noch eine Arztpraxis. Handwerksbetriebe und Landwirtschaft sind ebenso anzutreffen wie ein Restaurant und etliche Ferienwohnungen. Immerhin ist das Skigebiet Wildewiese in der Nähe. Außerdem lässt es sich rund um Allendorf vortrefflich wandern. Ein 14 Kilometer langer Geschichtswanderweg und das Naturschutzgebiet Steinert locken zum ganzjährigen Ausflug über Stock und Stein.
Und wer es lieber kulturell mag, findet in der Alten Molkerei und der sogenannten Leserille gleich zwei Veranstaltungsorte für Lesungen, Konzerte und andere Events.