Hachen. Die Traditionsbäckerei schließt Ende des Jahres ihre Filialen. Die Gründe für den Rückzug lesen Sie hier
Eine Ära geht zu Ende, wenn die Bäckerei Junker an Silvester das letzte Mal Brötchen und Brot verkauft. Fast 150 Jahre alt ist der Familienbetrieb und doch wird nun in wenigen Tagen das letzte Kapitel dieser Geschichte geschlossen.
Doch anders als bei so mancher Bäckerei in den vergangenen Wochen und Monaten, die aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste, ist der Rückzug in diesem Fall freiwillig.
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„Die Entscheidung für diesen Schritt ist nicht über Nacht gefallen. Wir haben uns schon vor einiger Zeit überlegt, Ende des Jahres aufzuhören“, erklärt Bäckermeister Peter Junker. In den letzten Jahren wurde der Betrieb deshalb wohlweislich sukzessive verkleinert. Neben dem Hauptsitz in Hachen sind auch die Filialen in Arnsberg und Sundern von der Schließung betroffen.
Nachfolgersuche scheitert
Trotz intensiver Suche ist es Peter Junker nicht gelungen, einen Nachfolger für seine Bäckerei zu finden. Während der jüngste Sohn einen ganz anderen Berufswunsch hatte, gründete der älteste Sohn eine eigene Bäckerei in Meschede. Ein Interesse zur Übernahme des elterlichen Betriebs bestand nicht. Junker führte nach eigener Aussage auch Gespräche mit anderen Bäckern der Region, doch angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation und den zusätzlichen Belastungen bei den Energiekosten kam es zu keinem Abschluss.
Bereits 1875 wurde der Betrieb von Namensvetter Peter Junker gegenüber des heutigen Hauptsitzes auf der Hachener Straße gegründet. 1956 wechselte man dann an den heutigen Standort. Zunächst entstanden dort Café und Bäckerei, später wurde das Wohnhaus angebaut, in dem Peter Junker mit seiner Frau Marianne noch heute wohnt.
Im Laufe der Zeit wuchs der Handwerksbetrieb immer weiter. Eine regelrechte Hochphase gab es zwischen 1996 und 2012. „In der Spitze hatten wir elf Filialen und bis zu 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damals waren wir sogar in Balve und am Möhnesee mit Filialen vertreten“, berichtet Peter Junker. Aus diesem Grund hatte er noch 1998 eine Halle mit einer Fläche von 500 Quadratmetern errichten lassen, wo die Backwaren produziert werden konnten.
Spätestens mit der Entscheidung, in Rente zu gehen und den Betrieb zu schließen, wurde auch der Mitarbeiterstamm verkleinert. Allerdings - und das betont Ehefrau Marianne Junker deutlich - auf sozialverträgliche Weise. „Wir haben niemanden in die Arbeitslosigkeit geschickt, sondern die Mitarbeiter, die wollten, an andere Betriebe weitervermittelt.“
Das hatte am Ende zur Folge, dass Peter Junker und seine Frau Marianne nahezu alles allein stemmen mussten. „Ich habe das dann aufgefangen, wenn jemand uns verlassen hat und zu einer anderen Bäckerei ging“, unterstreicht Marianne Junker. An Urlaub sei da nicht mehr zu denken gewesen. „Eine Woche im Jahr vielleicht noch“, sagt sie. „Wir hatten meistens eine 7-Tage-Woche und jede Menge Arbeit“, erklärt Peter Junker.
Viele Entbehrungen
Generell seien es viele Entbehrungen gewesen in den 40 Jahren, die er im Betrieb ist. „Ich war bei Festen immer der erste, der gehen musste, weil um halb 2 nachts der Wecker klingelte und die Brötchen gebacken werden mussten“, sagt der Bäckermeister.
Früh arbeiten musste dann auch Marianne. „Unsere Hauptfiliale in Hachen war meistens schon um 4.45 Uhr morgens geöffnet. Durch den Durchgangsverkehr hier in Hachen war schon viel los zu dieser Uhrzeit.“ Pendler und Menschen, die aus der Nachtschicht auf dem Weg nach Hause waren, deckten sich mit Brötchen, Kuchen und vielem mehr ein.
Der Kundenkontakt werde fehlen, betonten sowohl Marianne als auch Peter Junker. Man habe stets einen treuen Kundenstamm gehabt und in den letzten Wochen seien auch Tränen hinter und vor der Theke geflossen. Deshalb werde am Silvestermorgen auch viel Wehmut mitschwingen, wenn die letzten Brötchen gebacken werden. Einige Kunden hätten auch vom beliebten Graubrot direkt mehr bestellt, um zumindest noch die ersten Wochen ohne einen Wechsel zu einem anderen Bäcker auskommen zu können.
Doch ein kleines Hintertürchen lässt sich Peter Junker, der unter anderem 27 Jahre Obermeister der Bäckerinnung Hochsauerland war, dann doch noch offen. Denn so ganz in den Ruhestand möchte er dann doch nicht eintreten. „Wir haben einige Automaten in Firmen der Region, wo man unsere belegten Brötchen erhalten kann. Und die werden wir auch noch eine Zeit lang weiter beliefern. Aber ohne den Stress von früher und mit freien Wochenenden“, freut er sich auf mehr Freizeit mit seiner Frau Marianne.