Amecke. Das Gotteshaus am Ufer des Sorpesee macht eine Verwandlung mit. Lichtinstallationen und eine Tonanlage setzen sie neu in Szene. Lesen Sie mehr

„Die Kirche muss sich erneuern!“ „Sie muss sich endlich für die Zukunft aufstellen, modernere Wege einschlagen und zeitgemäßer werden!“ „Es muss endlich ein Umdenken einsetzen!“ Das sind nur einige der Aussagen, die man immer wieder aus der Gesellschaft hört, wenn von der Kirche – meistens der katholischen – die Rede ist.

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Im beschaulichen Amecke, an den Ufern des Sorpesee-Vorbeckens, hat man sich diese Forderungen zu Herzen genommen. Dort hat man ein Projekt gestartet, dass möglicherweise noch weitere Nachahmer findet und auch andere Pfarrgemeinden zu einem Umdenken bewegt. Aus der Kirche St. Hubertus, deren Ursprünge aus dem 16. Jahrhundert stammen, ist die Airlebniskirche geworden.

Inspiration in Fröndenberg

Initiator dieser Idee ist der stellvertretende Vorsitzende im Kirchenvorstand St. Hubertus Amecke, Dieter Schumacher. Bei einem Ausflug nach Fröndenberg entdeckte er in der dortigen Josefskirche ein mediales System namens MediaKi. „Menschen haben die Möglichkeit, in einer individuell nach ihren Wünschen gestalteten Umgebung zu verweilen, Ruhe zu finden und beispielsweise zu beten oder einfach nur das Gotteshaus zu betrachten“, erklärt Schumacher.

Dieter Schumacher aus dem Kirchenvorstand der Gemeinde hatte die Idee zur Verwandlung der Kirche. Hier bedient er den Touchscreen des MediaKi.
Dieter Schumacher aus dem Kirchenvorstand der Gemeinde hatte die Idee zur Verwandlung der Kirche. Hier bedient er den Touchscreen des MediaKi. © Eric Claßen

Doch was ist dieses MediaKi- überhaupt? „Hierbei handelt es sich um ein mediales System mit Licht- und Tonelementen. Der Besucher der Kirche kann an einem Monitor auswählen zwischen bestimmten Liedern, Hintergrundmusik, Stimmungen, Farben, Psalmen, Gedichten und Meditationen. Im Verlauf des liturgischen Kalenders können aber auch Schwerpunkte des Kirchenjahres wie die Oster- oder Adventszeit dort abgebildet werden“, verdeutlicht der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands.

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Und so kann man beispielsweise die Wände des Chorraums bernsteinfarben glänzen lassen oder sich ein Lied von Johann Sebastian Bach anhören, während man in der Kirche sitzt. Sitzen ist übrigens ein gutes Stichwort, denn das wird künftig zumindest im mittleren Bereich nicht mehr auf den klassischen Kirchenbänken möglich sein. Die werden in den kommenden Wochen sukzessive abgebaut und durch Stühle mit rot-blau-grünen Polstern ersetzt. „Diese Farben sind die Farben des Umhangs unseres Namenspatrons St. Hubertus“, betont Schumacher.

In der Mitte wird künftig das Taufbecken installiert. Diese Idee hatte der Pfarrer der Kirche, Stefan Sie­bert, in den Vorbereitungen zu diesen Veränderungen. Vorbild ist dabei immerhin der Aachener Dom. Jedoch nicht alle Kirchenbänke werden entfernt und zu einer befreundeten Gemeinde nach Polen verschenkt. Außen wird es auch weiterhin die Bänke geben. „Schließlich soll manchen Kirchenbesuchern, die gerne bei den Messen knien, die Möglichkeit dazu geboten werden“, so Dieter Schumacher. Das zeigt auch, dass in St. Hubertus weiterhin Taufen, Gottesdienste, Heiraten oder Beerdigungen stattfinden können. „Einschränkungen gibt es durch MediaKi nicht, im Gegenteil. Es macht alles noch viel individueller“, hofft Schumacher.

Neuer Anziehungspunkt

Er hofft vor allem, dass viel mehr Radfahrer, Wanderer und Touristen den Weg in das Gotteshaus finden werden. Und somit vielleicht auch der ein oder andere zurück zu Gott. Deshalb auch der Name Airlebniskirche. „Das ist natürlich eine Anlehnung an den Airlebnisweg hier rund um das Vorbecken. Deshalb war es mir auch wichtig, dass wir das MediaKi schon parallel zum Weihnachtsweg präsentieren können. Die Resonanz der Besucherinnen und Besucher, die vom Weg abbiegen und einen Abstecher hierhin machen, ist bislang gut“, freut sich Dieter Schumacher.

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Sogar die Orgel wird in den Wunschfarben beleuchtet.
Sogar die Orgel wird in den Wunschfarben beleuchtet. © Eric Claßen

Auch in der Gemeinde und im gesamten Pastoralen Raum Sundern gebe es bislang sehr viele positive Rückmeldungen. Nur ganz vereinzelt habe es Kritik an dem Plan, die Kirchenbänke zu entfernen, gegeben. Günstig ist die Verwandlung der Kirche nicht, allein das Mediaki hat eine fünfstellige Summe gekostet. Zwar gab es einen Zuschuss aus Paderborn vom Erzbistum, aber den Rest muss die kleine Gemeinde selbst schultern. Durch Grundstücksverkäufe sei dies allerdings gelungen.

Abgeschlossen ist die Umgestaltung des Gotteshauses in Amecke aber noch nicht. Die aktuelle Kirchentür soll durch einen barrierefreien Eingang ersetzt werden. Ein Beamer wird installiert, damit Kindergärten und Schulklassen einen Bereich für Unterricht nutzen können. Und dann wären da noch die Außenanlagen. Die sollen Bänke zum Ausruhen und Fahrradständer erhalten, außerdem ist eine Lade- und Reparaturstation für E-Bikes geplant.

Zur Abschreckung gegen Vandalismus im Inneren der Kirche ist extra eine Videoüberwachung installiert worden. Die Kirche kann in der Regel täglich, wenn es hell ist, besucht werden. Im Winter sind die Öffnungszeiten daher ein wenig kürzer, im Frühjahr und Sommer dafür umso länger.