Sundern. Das kultige Kioskfenster im alten Bahnhof Sundern hat weiter geöffnet. Kemal Gönülal will einen Ort zum Austausch schaffen. Doch es gibt Hürden.
Rostbraune Steine zieren die Fassade des alten Bahnhofsgebäudes. „Bahnhof Sundern“ steht auf einem alten Schild über der Eingangstür aus Holz. Direkt daneben hängt ein neueres Schild: „Gönis Kiosk“ steht darauf – in geschwungener Schrift und mit einem kleinen Männchen, das eine Kaffeetasse in seiner Hand hält.
Seit Mitte des Jahres hat Kemal Gönülal das kleine Geschäft im geschichtsträchtigen Gebäude übernommen. Seitdem ist hier viel passiert. Tatsächlich denken manche bis heute, dass es den Kiosk nicht mehr gibt. Dabei hat er jetzt sogar einen Lieferdienst.
Kiosk im alten Bahnhof Sundern wird von Kemal Gönulal weitergeführt
Im Juli 2022 verabschiedet sich Ellen Braun von ihren Kunden und ihrem geliebten Kiosk. Kemal Gönülal erfährt über Freunde davon. Er beschließt, den Kiosk weiterleben zu lassen. Das Büdchen ist ein Geschenk an seine Mutter. „Sie hat jahrelang sehr hart gearbeitet, teils bis spät in die Nacht“, erklärt der junge Mann.
Wenn er ihr etwas Gutes tun könnte, würde er die Gelegenheit ergreifen, das hatte er sich schon immer vorgenommen. Und so haucht er dem Geschäft im Bahnhofsgebäude neues Leben ein.
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Der neue Name: Gönis Kiosk. Kommt von Kemals Nachnamen. Der träumt übrigens eigentlich davon, Kaffee zu vermarkten.
Breiteres Sortiment und traditionelle Sitzecke
„Bis vor Kurzem habe ich noch im Klinikum Hochsauerland gearbeitet“, sagt Kemal. Dann hat er den Kiosk übernommen. „Hier musste vieles getan werden“, erklärt er.
Wie früher bei Ellen gibt es eine kleine Sitzecke direkt vor dem Laden, und auch draußen vor dem kultigen Kioskfenster können seine Gäste unter einem Dach an Stehbiertischen stehen.
Das Sortiment hat der neue Inhaber erweitert. „Hier haben wir zum Beispiel eine Retro-Eismaschine“, erklärt er und zeigt auf das Gerät, das an die 50er-Jahre erinnert. „Auch veganes Eis bieten wir an, Sorbet.“
Lieferdienst am Wochenende sehr beliebt
Per Lieferdienst können Kunden auch außerhalb der Öffnungszeiten, vor allem freitags und samstags zur späteren Stunde, von Gönis Kiosk Getränke und Snacks ordern. „Vor allem am Wochenende wird das gut angenommen.“
Hinter der kleinen Sitzecke prangt an der Wand ein großes Graffiti mit dem gleichen Männchen, das auch auf dem Schild über’m Fenster zu sehen ist. „Die Karikatur hat ein Freund gemacht“, erzählt Kemal.
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Das Stethoskop steht für seine Wurzeln im Krankenhaus. Und auch die Kaffeetasse hat eine für Kemal wichtige Bedeutung: „Ich möchte gern mal meinen eigenen Kaffee verkaufen“, sagt er. Zurzeit ist er davon jedoch noch entfernt.
Café der Kultur: Traum vom Austausch
Erstmal warten nämlich noch andere Dinge auf den jungen Mann. „Demnächst eröffne ich einen Vodafone-Shop in Sundern“, erklärt er. In der Lagerhalle des Gebäudes möchte er irgendwann ein Kicker-Turnier veranstalten.
Und auch über seinem Kiosk hat er renoviert. Aus der heruntergekommenen alten Wohnung hat er das Café der Kultur gemacht. „Ich habe mir das vorgestellt als einen Ort, an dem einfach jeder zusammenkommen kann“, erklärt er.
Sofas, Tische, Stühle, ein Kicker. Die Decken sind schwarz mit bunten Farbspritzern. Die weißen Wände der drei Räume sind mit zahlreichen Graffitis verziert. „Das hier soll ein Treff werden, für alle Sunderaner zum Austausch“, sagt er. Gerne könne man ein Getränk bei ihm am Kiosk holen, aber das sollte kein Muss sein.
Doch das Projekt liegt auf Eis. Der Grund: fehlender Brandschutz.
Unterstützung für Gemeinschaftstreff fehlt
Wenn sich Menschen in den Räumen oberhalb des Kiosks aufhalten, gibt es andere, weitreichendere Vorschriften. „Das würde mich sehr viel Geld kosten.“
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Kemal sieht allein aus zwischen den vielen leeren Tischen und Stühlen. „Leider bekomme ich auch keine Unterstützung“, sagt er. Das Café wäre bereit für Leben, doch bisher scheint sich die Möglichkeit nicht zu ergeben. Dabei wäre doch gerade in Sundern ein solches Angebot mit das einzige seiner Art.
Gönis Kiosk Sundern gibt es noch
„Mal sehen, wie es damit weitergeht“, sagt Kemal. Zu allererst sei ihm wichtig, dass die Leute wissen: Das berühmte Kioskfenster im alten Bahnhof gibt es noch.
„Als Ellen damals aufgehört hat, dachten viele, der Laden schließt komplett. Manche sind heute noch überrascht, dass wir hier sind.“
Nur statt dem Schild, auf dem „Ellen’s Kiosk“ stand, hängt an der Fassade des Bahnhofs nun eins mit „Gönis Kiosk“.
>>>Als nächstes lesen: Wir blicken zurück auf fast 20 Jahre mit Ellen.