Amecke. Könnte die Geschichte des Ferienparks Amecke in Kürze enden? Der Rat in Sundern muss über den Rückkauf des Grundstücks (20 Hektar) entscheiden.
Der kleine Ort Amecke am Südende der Sorpe bleibt auch weiter im Fokus der Sunderner Politik. Im Vorfeld der Sitzung von Haupt- und Finanzausschuss und Rat am kommenden Donnerstag, 10. Oktober, kommt von Kölner Rechtsanwälten ein fast nicht abzuschlagendes Angebot: Die Stadt könnte für ganz kleines Geld einen Großteil der Flächen für den Ferienpark zurückkaufen, so die Informationen unserer Zeitung.
Bereits vor zwei Wochen hatte unsere Zeitung darüber berichtet, dass wohl Bewegung in die lange stagnierende Sache Ferienpark gekommen ist. Nun wird sich am Donnerstag der Haupt- und Finanzausschuss (17.30 Uhr) und danach der Rat (18.30 Uhr) mit dem Thema beschäftigen. In der in dieser Zeitung veröffentlichten Tagesordnung sind im nicht öffentlichen Teil „Grundstücksangelegenheiten“ aufgeführt. Vor zwei Wochen hatte Bürgermeister Ralph Brodel auf Nachfrage weder dementiert noch bestätigt, dass im Rathaus das Angebot eingegangen sei, etwa 15 Prozent der Gesamtfläche des Ferienpark-Geländes stünden zum Verkauf.
Ein Schnäppchenpreis
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Dieses soll nun aber, nach WP-Recherche, erhöht worden sein, auf eine Fläche von 20 Hektar Größe. Besitzer ist der belgische Investor und frühere Textilunternehmer Gerard Joosten, er ist zugleich Geschäftsführer der Sorpesee Resort GmbH. Jetzt munkelt man, dass die Stadt diese Fläche zu einem Schnäppchenpreis kaufen könne. Im Gespräch sind 100.000 Euro.
Zu den Fakten gehört aber auch, dass Gerard Joosten nicht alle Flächen besitzt. Der frühere Freibad-Parkplatz, der Tennisplatz und das Gebäude des ehemaligen Wildpark-Hotels sowie umgebende Flächen gehören der niederländischen Sorpesee Projecten BV. Diese hat wiederum drei verschiedene Eigner. Aus dieser Richtung, so heißt es, läge bisher kein Angebot vor.
Zugang im Besitz von Projecten BV
Die Sorpesee Projecten hatte vor einigen Jahren diese Flächen in Amecke gekauft. Wohl auch, weil Joosten
zu diesem Zeitpunkt mehr als klamm war und diese eigentlichen Zugangsflächen zum Ferienpark-Gelände nicht mehr kaufen konnte, hieß es damals.
Fakt ist aber auch: Anfang 2020 wird vor dem Verwaltungsgericht Arnsberg über eine Klage der Sorpesee Resort GmbH gegen den Bescheid der Stadtwerke Sundern in Höhe von etwa 2,15 Millionen Euro entschieden. Diesen hatten die Stadtwerke im Juni 2017 verschickt. Denn es gehe nicht an, so die Leitung damals, dass Investoren von den Anschlussgebühren (Wasser und Kanal) befreit würden.
In der Folge wurde ein Ratsbeschluss aus der Wolf-Ära zurückgeholt und danach der Bescheid zugestellt. Schon in den Diskussionen im Rat zu diesem Punkt hatten einige Mitglieder gemeint, dass diese Sprache in Holland und Belgien verstanden und der Bescheid als Hebel gesehen werde, um endlich Bewegung in die Sache zu bringen. Das scheint sich nun zu bestätigen.
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Zu vermuten ist, dass man bei der Sorpesee Resort GmbH keine Chancen sieht, die deutsche Gleichbehandlung von Bürgern und Investoren bei Anschlussgebühren gerichtlich abzuwenden. Bei einer Niederschlagung der Klage wären die 2,15 Millionen Euro an die Stadtwerke Sundern zu zahlen. Wenn das aber nicht leistbar ist, bleibt offensichtlich nur der beabsichtigte absolute Schnitt: Verkauf aller Flächen an die Stadt.
Kein Interesse
Offensichtlich hatte kein Touristikunternehmen Interesse am planfestgestellten Areal, das von Beginn an
Probleme der unterschiedlichsten Art brachte (Finanzkrise 2008, Schneckenfunde in den stillen Amecker Bachtälern zum Sorpesee, Insolvenzen). Und mit dem angeblichen Vorzeige-Projekt am Rurstausee in Heimbach/Eifel konnte sich kaum ein Sunderner Politiker angesichts der dort gesehenen Auslegung von zweigeschossiger Bauhöhe anfreunden. Der mögliche Rückkauf der Parkflächen durch die Stadt Sundern bringt juristische Probleme: Müsste die Stadt Sundern dann die 2,15 Millionen Euro an die eigenen Stadtwerke bezahlen? Kann man die 20 Hektar, die bis 2012 Wald waren, einfach wieder aufforsten? Muss man den 2006 geänderten Regionalplan zuvor zurückdrehen? Einst war ja diese Änderung als „Tag der Freude“ in Sundern gefeiert worden. Aber das ist schon 13 lange Jahre her.
Bis zu 220 Ferienhäuser
Mit dem Projekt Ferienpark Amecke wird die Errichtung von ca. 220 Ferienhäusern östlich des Sorpesees, im Ortsteil Amecke, geplant. Der Ferienpark entsteht in einem bisher geschlossenen Waldgebiet in Kuppellage oberhalb des Amecker Damms.
Angedacht ist ein Vier-Sterne Feriendorf samt Freizeitanlagen. Ein zunächst ebenfalls geplantes Hotel soll nach den neuesten Vorstellungen des Projektentwicklers nun doch nicht gebaut werden. Der Projektentwickler sagt bis zu 250 000 Übernachtungen pro Jahr voraus.
Das Ganze scheint nicht entscheidungsreif und auf ein Gutachten hin-auszulaufen. Denn die juristischen Fragen wird wohl kaum die Stadt Sundern klären können oder dürfen. Bürgermeister Brodel meinte nach Amtsantritt, die Sache Ferienpark bis Ende 2016 zu klären. Er war aber von Anfang an kein Freund der Investoren aus dem Nachbarland: „Ich habe denen klar gemacht, dass sie der Grund sind, warum ich hier sitze“, zeigte er seine Grundhaltung im September 2016, ein Jahr nach Amtsantritt. „Ich bin nicht Ihr Freund. Außerdem gehen wir mit allen Informationen radikal aufklärerisch um“, ergänzte er damals.
Auch Grenderich liegt auf Eis
Der Ferienpark in Sundern, so wurde es von den Investoren um Gerard Joosten immer wieder dargestellt, sei eingebettet in mehrere andere Projekte: Zunächst baue man einen Park in Heimbach am Rurstausee in der Eifel, sei dieser fertig, werde man hochkonzentriert an die Umsetzung in Amecke gehen.
Seit der Präsentation des Parks durch Wim Egging von stepinvest, Ballast Nedam und Dormio im Mai 2012 wurden die Besuche der Holländer in Sundern aber selten.
Auch das Ferienpark-Projekt, das Sundern an der Mosel bzw. auf den Hunsrück-Hochflächen folgen sollte, ist seit 2009 nicht vorangetrieben worden, bestätigt ein Gespräch mit Petra Mix, Lokalchefin der Rheinzeitung in Cochem, mit unserer Zeitung. Mit Sunderner Adresse existiert nur noch die Grenderich Resort GmbH, Geschäftsführer Gerard Joosten, auf dem Papier. Dort sollte auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionsdepot mit Blick über die Mosel ein Ferienpark entstehen.
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