Niederschelden. . Bei Bauarbeiten ist am Freitagmorgen im Siegener Ortsteil Niederschelden eine Strandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Um 15.05 Uhr wurde der Blindgänger in der Mozartstraße gesprengt. Eine Entschärfung der Bombe war zu riskant. 200 Menschen mussten für einige Stunden ihre Häuser verlassen.

Bei Baggerarbeiten an einem Wohnhaus im Siegener Ortsteil Niederschelden ist am Freitag eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Ein Baggerfahrer hatte die 35 Zentimeter große Brandstabbombe plötzlich in der Schaufel. Um 15.05 Uhr wurde der Blindgänger in der Mozartstraße kontrolliert gesprengt. Die Anwohner kehrten nach und nach in ihre Häuser zurück.

Baggerführer Ximi Miftari hat am Freitagmorgen um 8 Uhr in der Alten Dreisbach eine Bombe ausgegraben. Auf der Schaufel liegt plötzlich eine Brandstabbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Haus in der Mozartstraße 6 gehört Ferat Ferizi. Er ist Garten- und Landschaftsbauer und erkennt sofort, was sein Baggerführer dort ausgegraben hat. Er informiert die Polizei und das Ordnungsamt der Stadt Siegen.

Im Umkreis von 150 Metern um die Mozartstraße werden die Häuser evakuiert und in der Rundturnhalle in Niederschelden untergebracht. Die Bombe soll nach ersten Angaben zwischen 14 und 15 Uhr kontrolliert gesprengt werden. Die Zündschnur ist bereits gelegt. Der Kampfmittelräumdienst aus Arnsberg hat ein tiefes Erdloch ausgehoben und die Bombe mit Erde und Mulch zugeschüttet. Von der Explosion soll nach Angaben der Experten kaum etwas zu hören und nichts zu sehen sein.

70 Feuerwehrleute evakuieren die Häuser in der Umgebung

Der Einsatz wird vom Europaplatz in Niederschelden koordiniert. Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt und Kampfmittelräumdienst sind vor Ort, ebenso wie der Bürgermeister. 70 Feuerwehrleute mit 13 Fahrzeugen haben die Häuser in der Umgebung des Bombenfundortes evakuiert. Das gefährdete Wohnhaus in der Mozartstraße wird mit Holzplatten gesichert, damit es keinen Schaden nimmt. Es befindet sich zwölf Meter neben dem gefundenen Sprengsatz.

In der Rundturnhalle kümmert sich zunächst das DRK Eiserfeld-Eisern um die Menschen, die ihre Wohnungen verlassen müssen. Die Malteser aus Netphen übernehmen und bauen eine Betreuungseinheit auf. Sie versorgen die Menschen mit Getränken und Suppen. Außerdem sind sie auf die vielen Kinder und Menschen mit Diabetes-Erkrankungen vor Ort eingestellt. Insgesamt befinden sich 150 Menschen in der Turnhalle. Viele haben ihre Haustiere und eine kleine Tasche mit den nötigsten Papieren dabei. Erst am Nachmittag können sie die Notunterkunft wieder verlassen.

Die Strandbombe wird um 15.05 Uhr kontrolliert gesprengt von den Spezialisten des Kampfmittelräumdienstes Arnsberg. Das Gelände bleibt danach noch einige Zeit gesperrt. Die Anwohner kehren bis zum frühen Abend in ihre Wohnungen zurück. Alle sind erleichtert. „Es hat alles perfekt funktioniert“, sagt Sprengmeister Volker Lenz eine halbe Stunde nach der kontrollierten Detonation. Auch die Organisation der Evakuierung sei vorbildlich gewesen, betont er. Von der Explosion selbst war nach Angaben des Sprengmeisters nicht mehr als ein dumpfer Knall zu hören. Nach der Detonation gruben er und seine Mitarbeiter die Reste der Granate aus, um sicherzustellen, dass der Sprengkörper tatsächlich vernichtet wurde.

Granate deutscher Herkunft aus dem Zweiten Weltkrieg 

Der gesprengte Blindgänger stammt aus dem Zweiten Weltkrieg. Es handelt sich dabei offenbar um ein deutsches Geschoss aus einem Flak-Geschütz, das alliierte Bomber bekämpfen sollte. Die Sprenggranate ist circa 35 Zentimeter lang. Ladungen dieser Art waren mit einer Zeitzündung ausgestattet und sollten Flugzeuge in Brand setzen.

Auch interessant

Zwischen Oktober 1940 und März 1945 waren Siegen und Umgebung immer wieder Ziel britischer und amerikanischer Luftangriffe. Wie Hans-Martin Flender in seiner Dokumentation „Hauptziel Siegen“ festhält, forderten die Attacken 715 Todesopfer. Der verheerendste Angriff galt am 16. Dezember 1944 der Innenstadt. 80 Prozent Siegens fielen in Schutt und Asche, mehr als 400 Menschen starben.

An diesem Tag wurde jedoch nicht nur die Rubensstadt Siegen, sondern auch die Rubensstadt Antwerpen zerstört. Die V2-Raketen auf die belgische Stadt wurden auf Befehl aus Siegen abgeschossen. „217 V-Waffen gingen auf die Stadt nieder, unter anderem gesteuert aus dem Raum Siegen”, schreibt Historiker Ulrich F. Opfermann in einem Aufsatz. Eine schlug in das Rex-Kino ein: „Das Ergebnis war ein Blutbad: 567 Tote, 291 Schwerverletzte”.