Siegen. . Wie genau soll man sich verhalten um nachhaltig zu leben? Die neue Internet-Datenbank namens OSKA, entwickelt von Sozialwissenschaftlern an der Uni Siegen, soll bei dieser Frage helfen. OSKA liefert als Wegweiser Informationen über Verbraucher-Initiativen, fair gehandelte Produkte und ethisches Unternehmertum.

Mit einfach mal googeln ist es nicht getan. Wer nachhaltig leben, sozial- und umweltverträglich einkaufen, das Richtige essen oder anziehen will, stößt bei der Internetsuche auf eine schwer durchschaubare Datenflut. Wie lässt sich daraus nur vertrauenswürdiges Wissen filtern? Bräuchten wir nicht einen Wegweiser durch den Angebotsdschungel? Doch. Und jetzt gibt es ihn: den Online-Scout für Konsum- und Alltagsengagement, kurz OSKA.

Verlässlichkeit entscheidend

OSKA ist in erster Linie eine Datenbank, die Hinweise auf weitere Informationsquellen gibt und beispielsweise zu Angeboten der Verbraucher-Initiativen, von Umweltverbänden und anderen Plattformen führt, die Produkte bewerten. Verlässlichkeit ist dabei wichtig, denn oft sind Umweltfreundlichkeit oder die Einhaltung sozialer Standards nur vorgetäuscht. Detaillierter mit bestimmten Kategorien und Produkten befassen sich diverse Experten-Blogs.

OSKA dient aber dazu, dass sich Konsumenten vernetzen und austauschen können und vielleicht noch mehr unternehmen: per Crowdfunding ethischem Unternehmertum auf die Beine helfen, Protest-Aktionen gegen Umweltzerstörung und Ausbeutung planen. „OSKA kann noch wachsen und sich entwickeln“, hofft Dr. Mundo Yang, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Seminar für Sozialwissenschaften der Uni Siegen.

Dort ist der Online-Scout konzipiert worden, und mit ihm nimmt das Team derzeit am Hochschulwettbewerb 2014 statt. „Ein Preisgeld könnte die Weiterarbeit sichern“, betont Yang. Bislang wird das Forschungsprojekt Consumer Netizens – der Begriff speist das Netz in den Ausdruck Consumer Citizens (Konsumbürger) ein – für drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Internet verändert bürgerschaftliches Engagement 

Wobei OSKA für das Forschungsziel nur Mittel zum Zweck ist: „Uns interessiert der Wandel bürgerschaftlichen Engagements durch das Internet“, sagt der Sozialwissenschaftler. Was früher vorwiegend in Parteien und Vereinen stattfand, orts- und zeitgebunden, habe inzwischen eine andere Form bekommen: „Die Beteiligung ist punktueller, spontaner und erlebnisorientiert. Auf der einen Seite zeigt sich mehr Unverbindlichkeit, auf der anderen erleben wir die Auseinandersetzung mit sehr komplexen Themen. Immer mehr Bürger fühlen sich befähigt, als Experten aufzutreten.“

Dr. Mundo Yang, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Seminar für Sozialwissenschaften der Uni Siegen, ist stolz auf OSKA.
Dr. Mundo Yang, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Seminar für Sozialwissenschaften der Uni Siegen, ist stolz auf OSKA. © uni Siegen

30 solcher Bürger-Experten aus Siegen, Berlin und Bremen lieferten mit Online-Tagebüchern über mindestens acht Wochen, per Eingangs- und Abschluss-Interview die Basis für OSKA. Das Thema nachhaltiger Konsum sei für die Erforschung der Veränderungen im Engagement besonders geeignet, meint Yang: „Das Interesse daran ist in den vergangenen Jahren rapide gewachsen. Eine Mehrheit der Bürger achtet zumindest gelegentlich beim Einkauf auf ökologische und soziale Kriterien.“ Wissenschaftliches Ziel ist eine Typologie, die den Wandel genauer beschreibt. Die ist momentan in Arbeit.

Dank OSKA beitet Projekt reichlich Nutzwert

Für die Mehrheit der Bürger, die nicht primär wissenschaftlich interessiert ist, bietet das Projekt dank OSKA aber schon heute reichlich Nutzwert: Sie bemängeln die Arbeitsbedingungen in der Schuhindustrie, wollen es aber nicht bei Kritik bewenden lassen? Karma Chaks ist ein Beispiel für die Finanzierung eines nachhaltigen Unternehmens über eine Crowdfunding-Plattform. Sie wollen lokale Bio-Bauern fördern, wissen aber nicht wie? Gründen Sie eine Einkaufsgemeinschaft in Ihrer Nachbarschaft. Unter www.foodcoops.de finden Sie Adressen, um sich zu engagieren und um gemeinsam einzukaufen.