Dreis-Tiefenbach/Rinsdorf. . Als die Autobahn Sauerlandlinie (A 45) in den 1960er Jahren gebaut wurde, wusste man nicht, welche Verkehrsströme sie ein paar Jahrzehnte später auszuhalten hat. Auch die Brücken ächzen unter der Verkehrslast. Jetzt müssen die Talbrücke Rinsdorf und vielleicht auch die in Rälsbach neu gebaut werden.
Als die Autobahn Sauerlandlinie (A 45) in den 1960er Jahren gebaut wurde, lautete die langfristige Prognose für die folgenden Jahrzehnte: maximal 24.600 Fahrzeuge in 24 Stunden.
Dieser Wert ist längst nicht mehr aktuell. Tatsächlich rollt der Verkehr in inzwischen dreifacher Stärke über die im Siegerland größtenteils vierspurige Autobahn. Und der Anteil des Schwerlastverkehrs hat alle Erwartungen längst übertroffen.
Vor diesem Hintergrund bekam die Siegener Niederlassung des Landesbetriebs Straßen NRW den Planungsauftrag, die seinerzeit in günstiger Bauweise errichteten Talbrücken eingehend auf ihre Eignung für die Verkehrsströme des 21. Jahrhunderts zu untersuchen. Das Ergebnis: Die Talbrücke Rinsdorf und möglicherweise auch die 200 Meter weiter folgende Rälsbach-Talbrücke im Gemeindegebiet von Wilnsdorf müssen in den nächsten fünf Jahren neu gebaut werden.
Die Bedeutung der A 45 ist überproportional
Die SPD-Fraktion des Arnsberger Regionalrats war aus Anlass der „Woche der Infrastruktur“ vor Ort und ließ sich von Landesbetriebs-Chef Ludger Siebert eingehend über die Situation der A 45 informieren. An der Talbrücke Rinsdorf selbst machten sich die Politiker, zu denen auch Roland Abel (Kreuztal), Willi Brase (MdB) und Ottmar Haardt (Siegen) gehören, ein Bild vom Zustand des Bauwerks.
Siebert stellte in der Dreis-Tiefenbacher Niederlassung des Landesbetriebs grundsätzlich zur Hauptverkehrsader der Region fest, dass sie als „wichtiges Autobahnband mit solitärer Erschließungsfunktion für Südwestfalen“ gelte. Die Bedeutung der A45 sei überregional.
Siegtalbrücke wird auch verstärkt
Dabei liegt der Fokus nicht nur auf den beiden auf Wilnsdorfer Gebiet befindlichen Talbrücken, sondern auch auf der größten im Siegerland: der Siegtalbrücke in Eiserfeld. Die wird innerhalb der nächsten Jahre ebenfalls verstärkt werden müssen, damit sie „die nächsten 20 Jahre hält“. Auch das wird einigen technischen Aufwand verursachen – und hohe Kosten.
Die A45 von oben
Die Talbrücke Rinsdorf bezeichnete Siebert als ein Relikt aus der „Pionierzeit des Spannbetons“ – „als mit Leichtigkeit große Brücken gebaut wurden“. Dem lagen „Sondervorschläge“ für die Konstruktion zu Grunde, die „nicht immer erfolgreich betrieben und solide ausgeführt“ wurden.
So besteht die 500 Meter lange und 60 Meter hohe Rinsdorfer Brücke aus einem kompakten Querschnitt, aber vielen hintereinander verlegten Einzelteilen, die das berüchtigte „Klack-klack“ verursachen, wenn Pkw und Lkw sie überqueren. Schlank sollte sie sein, was heutigen Anforderungen an einen Fahrbahnquerschnitt völlig widerspricht. Auch am Material wurde gespart.
Brückenabschnitte werden zusammengeschoben
Jetzt steht der Landesbetrieb vor der Aufgabe, bei Sicherstellung des Verkehrsflusses die Brücke ganz neu zu bauen. Dafür wird laut Ludger Siebert eine dreispurige neue Brücke mit Standstreifen, die später die eine Hälfte des Überbaus sein wird, neben die alte Brücke gesetzt.
Das macht eine zweispurige Verkehrsführung in beide Richtungen möglich. Die alte Brücke wird dann abgebrochen und durch einen ebenfalls dreispurigen Neubau ersetzt. Technisches Highlight: Das schon fertige Bauwerk wird abschließend mit der im zweiten Abschnitt entstandenen Brücke „zusammengeschoben“.
Die störenden Geräusche, die im Wilnsdorfer Ortsteil Rinsdorf zu vernehmen waren, werden wegen des „Durchlaufsystems“ fast verschwunden sein. Nach Vollendung verlaufen beide Brückenhälften – anders als ihr Vorläuferbauwerk – getrennt voneinander. Die Kosten werden auf rund 35 bis 40 Millionen Euro geschätzt.
20 Millionen Euro für Talbrücke Rälsbach
Überlegt wird noch, die benachbarte Talbrücke Rälsbach, die 250 Meter lang ist, ebenfalls zu ersetzen. Dann kämen weitere 20 Millionen dazu. Doch so weit ist es noch nicht. Ludger Siebert rechnet damit, frühestens 2014 oder 2015 ausschreiben zu können. Dann sind zweieinhalb bis drei Jahre Bauzeit vonnöten, bevor etwa im Jahr 2018 die Maßnahme abgeschlossen sein würde.
Vorher allerdings sind aufwendige Umweltverträglichkeitsuntersuchungen vorzunehmen und auch die Grundstücksfragen zu klären, zumal die neue Brücke in die „Freiräume“ neben der jetzigen Konstruktion gesetzt werden wird.
„Nachberechnet“ werden vom Landesbetrieb ferner die Hangbrücke Eisern und die Brücke Landeskroner Weiher. Sie sind ebenfalls „in die Jahre gekommen“ und werden auf Dauer der zunehmenden Verkehrsbelastung nicht gewachsen sein.
