Siegen-Wittgenstein/Olpe. .

Die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe werden bereits in wenigen Jahren bei der Suche nach Auszubildenden einen harten Konkurrenzkampf ausfechten, um auch künftig ausreichend viele qualifizierte Arbeitskräfte beschäftigen zu können. Die Zahl der Schulabgänger, die sich in beiden Kreisen voraussichtlich um einen Ausbildungsplatz bewerben, wird sich bis 2030 mehr als halbieren. Im selben Zeitraum wird sich die Zahl der Arbeiter und Angestellten, die in den Ruhestand verabschiedet werden, verdoppeln. Das geht aus einer Berechnung der Agentur für Arbeit hervor.

Alarmglocken schrillen längst

Dass der in den vergangenen Jahren so häufig beschriebene demografische Wandel auch Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben dieser Region hat, ist nicht mehr verblüffend. Doch das Datenmaterial der Agentur für Arbeit offenbart jetzt das erhebliche Ausmaß. Hinzu kommt: Viel Zeit zu reagieren bleiben der lokalen Politik und anderen Akteuren z.B. aus der Wirtschaft nicht mehr.

„Spätestens ab dem Jahr 2025 wird es dramatisch“, warnt die Siegener Agentursprecherin Larissa M. Probst, „die Lücke ist bereits jetzt nicht mehr zu schließen.“ Die Alarmglocken schrillen längst bei Gewerkschaften, Arbeitgebervertretern und den Unternehmen selbst.

Daher, glaubt Larissa M. Probst, brauchen sich Real- und Hauptschüler, die im Sommer 2013 auf den Lehrstellenmarkt strömen, trotz des doppelten Abiturjahrgangs keine allzu großen Sorgen zu machen. „Belasten wird das ohnehin vielmehr die Universitäten.“ In den Personalabteilungen und den Chefetagen der Unternehmen in der Region sei das Bewusstsein für den Fachkräftemangel von morgen angekommen. „Viele werden die Chance nutzen und über Bedarf ausbilden“, ist sich die Agentursprecherin sicher. Entsprechende Signale seien aus Reihen der lokalen Wirtschaft zu vernehmen.

Firmen in demografischer Krise

Neben den Nachwuchssorgen treibt die spürbare Alterung ihrer Belegschaften die Unternehmen um. Bereits in drei, spätestens in vier Jahren werden in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe deutlich mehr Arbeitnehmer in den Ruhestand verabschiedet, als junge Menschen eine Ausbildung aufnehmen. Noch vor wenigen Jahren sah das genau andersherum aus. Aktuell halten sich Zu- und Abgänge am regionalen Arbeitsmarkt die Waage. Mitte der 2020er Jahre werden schließlich knapp 4000 Arbeitgeber in Rente gehen, während sich weniger als 1500 junge Männer und Frauen eine Ausbildungsstelle suchen. Bis 2030 wird diese Schere weiter auseinander gehen.

Prämien und Geschenke

Folge: Mit der Zahl der Bewerber sinken die Anforderungen, die an potenzielle Azubis gestellt werden können. Während in den vergangenen Jahren bis heute Unternehmen bei der Suche nach Lehrlingen wählerisch sein konnten, werden es bald junge Menschen sein, die die Auswahl haben. Firmen bieten Schulabgängern in manchen Regionen Deutschlands bereits heute Zuwendungen an, damit sie sich für eine Ausbildung bei ihnen entscheiden. Das können Fahrtkostenzuschüsse sein, ein Mofa oder Hightech-Produkte wie Tablett-Computer.