Siegen. .

Alle Marketing-Bemühungen waren vergeblich: Der Eurocity Siegen-Klagenfurt wird am 10. Dezember seine letzte Fahrt antreten. Nach nur zwei Jahren endet dann das Experiment. Um die 40 Fahrgäste verloren sich in besten Zeiten in dem Zug, zurzeit sind es nur noch 30 – mindestens 100 hätte die Bahn gebraucht, damit Siegen den Fernverkehrsanschluss behält.

Ab Dezember wird der EC dann wieder – wie vor dem zweijährigen Experiment – in Frankfurt abfahren und ankommen, so wie übrigens auch schon vom 24. Juni bis 8. August, wenn die Bahnstrecke zwischen Siegen und Haiger wegen Bauarbeiten gesperrt ist. Der großen Welt der Eisenbahn bleibt Siegen aber erhalten, wie Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr ZWS, jetzt der Verbandsversammlung berichtete: mit einem ICE. Die Bahn AG lässt einen ihrer Hochgeschwindigkeitszüge auf den Namen der Krönchenstadt taufen. Anlass ist das Fest zum 150-jährigen Bestehen der Ruhr-Sieg-Strecke am 18. September, das zentral in Siegen gefeiert werden soll.

Pünktlich und sicher

Im Februar kamen nur 58 Prozent der Züge der Linie RE 9 aus Köln pünktlich in Siegen an, aber 97 Prozent der RE 99 aus Gießen. Die Linien der Dreiländerbahn (Rothaarbahn, Sieg-Dill-Bahn) schafften 96, der Abellio (Siegen-Hagen) 97 Prozent Pünktlichkeit. Als „pünktlich“ gelten auch Züge mit bis zu drei Minuten Verspätung.

Mit der (Schul-)Note 2,8 haben Fahrgäste ihre Reisen mit der Dreiländerbahn, mit 1,9 bei der Abellio bewertet. Besonders gut schnitt die Abellio bei der Frage nach dem Sicherheitsempfinden ab: Die Note 1,6 führt der ZWS darauf zurück, dass 50 Prozent der Fahrten von Zugbegleitern betreut werden, bei der Dreiländerbahn nur 25 Prozent.

Bis dahin ist vielleicht auch schon das groteske Spektakel Geschichte, das sich kurz vor jeder vollen Stunde am Siegener Hauptbahnhof abspielt, wenn Reisende aus Richtung Köln ihren Anschluss nach Gießen verpassen. Günter Padt kündigte einen „Praxistest“ für eine Lösung an, bei der der Fußweg für die Umsteiger auf wenige Meter verkürzt werden könnte: Der RE 9 aus Köln, der derzeit bei 42 von 100 Fahrten verspätet einläuft, bekommt das Gleis 55 zugewiesen. Damit kann der Zug der DB Regio Rheinland weiter nach vorn rollen als jetzt auf Gleis 54. Und damit bis auf wenige Meter an das Gleis 3 heran, wo die Hessische Landesbahn nach Gießen und Frankfurt abfährt.

Planung für Ausbau neuer Gleise im Bahnhof

„Das ist nicht trivial“, widerspricht ZWS-Geschäftsführer Padt wohlmeinenden Vorschlägen, die Züge einfach am selben Bahnsteig gegenüber halten zu lassen. Auch die jetzt gefundene Lösung hat zur Folge, das nahezu alle anderen Linien auf dem Siegener Bahnhof andere Gleise zugewiesen bekommen. Weil es an Weichen und Kreuzungsmöglichkeiten fehlt und weil für den Verkehr in Richtung Hessen der eingleisige Giersbergtunnel ein Nadelöhr darstellt, werden die Züge in Richtung Hagen sogar bis kurz vor Weidenau über das Gleis der Gegenrichtung geschickt werden müssen. „Siegen ist zu eng“, sagt Padt. Die Planung für den Ausbau neuer Fahrwege durch den Bahnhof ist in Arbeit.

Ständige Verspätungen auf 240-Kilometer-Linie

Die einfachste Lösung, einfach die Umsteigezeit in Siegen zu verlängern, ist natürlich auch keine. „Das würde das ganze Konzept sprengen.“ Denn auf die in Richtung Frankfurt fahrenden Bahnen (Pünktlichkeit in Siegen: fast 97 Prozent) warten in Gießen die aus Marburg kommenden Zugteile, die dort angekoppelt werden. Im Dezember 2010 ist die durchgehende Verbindung Aachen-Siegen-Gießen eingestellt worden. Auf der etwa 240 Kilometer langen Linie kam es ständig zu Verspätungen. „Das gibt es bei so langen Strecken oft.“