Siegen. In Parkhäusern geht‘s inzwischen, aber in weiten Teilen Siegens nicht: ohne Bargeld parken. Außer man nutzt Handyparken: Das spart nicht nur Zeit

Es ist oft kompliziert und könnte stellenweise doch sehr viel einfacher sein: Parken im öffentlichen Raum, ein Thema, das in Siegen die Gemüter erregt wie wohl kaum ein anderes. Das zeigte nicht zuletzt die massive Kritik an der Anhebung der Gebühren in den Parkhäusern, die nach wenigen Monaten wieder rückgängig gemacht wurde. Nicht zu unterschätzen ist bei dem Thema allerdings auch: Die Benutzerfreundlichkeit lässt sich an einigen Stellen durchaus verbessern. Das geschieht auch sukzessive.

+++ Immer auf dem Laufenden mit WhatsApp: Hier geht‘s zum Kanal der Lokalredaktion Siegen +++

Inzwischen kann in den meisten Parkhäusern in der Stadt mit Karte gezahlt werden - was längst nicht für alle Parkscheinautomaten im öffentlichen Raum gilt. Die allermeisten Geräte an den bewirtschafteten Parkbereichen nehmen ausschließlich Münzen - keine Scheine und schon gar keine Karte. Was ziemlich lästig werden kann und an den Bedürfnissen und Gewohnheiten eines Großteils der Bevölkerung vorbeigeht: Verschiedenen Erhebungen zufolge zahlten im Jahr 2023 mehr als 60 Prozent der Menschen bargeldlos; mit Karte, Handy oder Smartwatch.

In Siegen bezahlen die allermeisten Autofahrer am Parkautomaten bar

Die Stadt hat das Ziel, in allen Bereichen, für die sie zuständig ist, bargeldloses Bezahlen anzubieten und baut das schrittweise auch immer weiter aus - wie in den Parkhäusern. Aber es fehlt eben auch an vielen Stellen noch die Möglichkeit, digital zu bezahlen. Wobei es im Fall der Parkautomaten schon seit Jahren eine nahezu ungenutzte, dabei aber überaus komfortable und unterm Strich in der Regel sogar preisgünstigere Möglichkeit gibt: Handyparken. 90 Prozent der Menschen bezahlen allerdings an den Parkautomaten an den Straßen und auf den großen Parkplätzen mit Bargeld, bestätigt die zuständige Abteilung Straße und Verkehr. Die meisten scheuen vor der App zurück.

Wenn man sich einmal registriert hat, kann man mit der jeweiligen App in ganz Deutschland parken und bezahlen.
Steffen Mues - Bürgermeister

Einer der seine Handyparken-App in Siegen nicht oft braucht, im Zweifel aber zu schätzen weiß, ist der Bürgermeister. „Wenn man sich einmal registriert hat, kann man mit der jeweiligen App in ganz Deutschland parken und bezahlen“, sagt Steffen Mues - übrigens auch in vielen Städten im europäischen Ausland. Unter anderem in Skandinavien kann vielfach gar nicht mehr bar gezahlt werden; selbst für die Nutzung öffentlicher Toiletten ist eine entsprechende App oft zwingend erforderlich.

Siegen: Nie mehr nach Kleingeld kramen - und nie mehr zurück zum geparkten Auto hetzen

Handyparken sei jedenfalls erheblich komfortabler, als zum Automaten zu hetzen und Kleingeld hervorzukramen. Im Grunde lässt sich das nebenbei erledigen: In den Apps sind Parkzonen hinterlegt. Wer sein Fahrzeug in einem bewirtschafteten Parkbereich abstellt - und das sind in Siegen die allermeisten Flächen entlang öffentlicher Straßen -, gibt die entsprechende Parkzonen-Nummer an (die unter anderem an den Parkautomaten steht), außerdem die gewünschte Parkzeit - fertig. Wenn‘s länger dauert als gedacht, bucht man Zeit dazu, abgerechnet wird am Ende. Das Ordnungsamt bekommt über die digitale Schnittstelle eine entsprechende Info und weiß bei Kontrollen Bescheid: Kein Parkschein hinter der Windschutzscheibe, trotzdem legal geparkt.

Das Parkhaus Rathaus Markt in der Siegener Oberstadt wird derzeit saniert. Hier wird als nächstes die Kennzeichenerfassungs-Technik eingeführt.
Das Parkhaus Rathaus Markt in der Siegener Oberstadt wird derzeit saniert. Hier wird als nächstes die Kennzeichenerfassungs-Technik eingeführt. © WP | Hendrik Schulz

Auf den ersten Blick ist das etwas teurer, weil bei den Apps eine Servicegebühr dazukommt. Steffen Mues hat allerdings beobachtet, dass es unterm Strich finanziell aufs gleiche hinausläuft: Denn in der App wird auf die Minute genau abgerechnet - bei den Automaten sind die Zeitintervalle durch die Beträge der jeweils akzeptierten Münzen vorgegeben.

Parken in Siegen: Noch komfortabler wäre, gar nicht zum Automaten zu müssen

Auch in den Parkhäusern gab es mit der „Siegen-Card“ bis vor einiger Zeit eine benutzerfreundlichere - und ebenfalls nicht allzu stark nachgefragte - Möglichkeit, nicht zum Kassenautomaten zu müssen. Was wohl auch daran lag, dass die Siegener Version der deutschlandweit nutzbaren „Apcoa-Flow“-Kurzparker-Karte nur für Dauerparker galt. Wer einen Stellplatz hatte, konnte sich auch für andere Parkhäuser freischalten lassen, was aber laut Apcoa verschwindend Wenige taten. Das Prinzip: Die Karte wurde hinter der Windschutzscheibe ausgelegt und beim Ein- und Ausfahren erfasst, über die App des Parkraumbewirtschafters am Monatsende abgerechnet. Das Verfahren kann in der Warteschlange hinter umständlich nach dem passenden Betrag kramenden Autofahrern durchaus seinen Reiz haben...

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

Jedenfalls hat es sich in Siegen erledigt; mit der angestrebten flächendeckenden Einführung der automatischen Kennzeichenerfassung soll alles einfacher werden. Im Altstadt-Parkhaus am Löhrtor gibt es die neue Technik bereits seit einiger Zeit, die Abfertigung funktioniere gut, heißt es von der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft KEG als Eigentümerin. Als nächstes ist demnach das Oberstadt-Parkhaus Rathaus/Markt an der Hinterstraße an der Reihe. Hier war unter anderem eine Änderung der schwierigen Einfahrtssituation nötig geworden - die ist so eng, dass sowohl Bordsteinkanten als auch Felgen vieler Autos durch den häufigen Kontakt in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei der Sanierung wird auch Kennzeichenerfassung nachgerüstet. Noch in diesem Jahr soll es so weit sein. Angestrebt sei auch, dass Nummernschilder registriert werden können, um zusätzlich auf automatische Abbuchung umstellen zu können, statt am Automaten das Nummernschild von Hand einzugeben.