Siegen. Vor einem Jahr kam eine Gruppe junger Vietnamesen nach Siegen, um hier die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu starten. Wie geht es ihnen heute?

An manche Dinge muss Thi Thuy Hong Dam sich in Siegen noch gewöhnen. „Das Wetter ist komisch“, sagt die 26-Jährige. „Erst regnet‘s, dann scheint sofort die Sonne.“ In Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam, wo sie herkommt ist, ist das anders. Einiges ist dort anders. Doch die junge Frau, die für die Ausbildung an der Internationalen Pflegeschule (IPS) nach Siegen kam, ist hier glücklich, sagt sie.

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Mit ihrem Kurskollegen Troy Cao (37) sitzt sie an einem der Tische auf der Terrasse hinter dem Bildungsinstitut für Gesundheitsberufe Südwestfalen (Bigs) auf dem Wellersberg. Die beiden gehören zur Gruppe der 23 jungen Vietnamesinnen und Vietnamesen, die im April 2024 in den allerersten IPS-Kurs starteten. Das erste Jahr ist herum, die Ausbildung zur Pflegeassistenz abgeschlossen. Nun stehen sie am Anfang der dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachkraft.

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Pflegefachkraft war sie auch in Vietnam, erzählt Thi Thuy Hong Dam. Das Gehalt war jedoch nicht besonders gut. Sie bewarb sich an der IPS, hoffte auf „eine neue Chance in Deutschland“. Ihre Mutter habe ihr zunächst abgeraten, nach mehreren Gesprächen stand die Entscheidung aber fest: Sie würde den Neustart wagen, abertausende Kilometer von ihrer bisherigen Heimat entfernt. Von Ho-Chi-Minh-Stadt, einer Metropole mit etwa neun Millionen Einwohnern und Temperaturen um die 40 Grad Celsius nach Siegen mit gerade einmal 100.000 Einwohnern und diesem teils gewöhnungsbedürftigen Wetter.

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Natürlich ist es eine Umstellung. Doch Thi Thuy Hong Dam findet nur gute Worte. „Siegen ist klein, aber man kann viel machen.“ Im Moment konzentriere sie sich außerdem vor allem auf ihre Ausbildung. „Ich brauche eine Wohnung, Essen, Arbeit und Freunde“, sagt sie, und das habe sie hier. An sich würde sie in ihrer Freizeit auch noch Gitarre spielen, „aber das geht im Moment nicht, weil ich wegen der Ausbildung sehr beschäftigt bin.“

Siegen ist ein guter Ort zum Leben und Arbeiten.
Troy Cao (37) aus Vietnam macht seit etwas mehr als einem Jahr an der Internationalen Pflegeschule in Siegen die Ausbildung zur Pflegefachkraft.

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Troy Cao fährt in seiner Freizeit gerne Fahrrad oder spielt mit Freunden Badminton auf dem Bertramsplatz. Sport war ihm schon in Vietnam wichtig. In Ho-Chi-Minh-Stadt arbeitete er als Sportlehrer für Kinder. Während der Pandemie sei die Idee gereift, neue Pfade einzuschlagen. Auf Youtube habe er sich Videos über Pflege in Deutschland angeschaut, sei beeindruckt gewesen, wie professionell diese aufgestellt sei. Als er seiner Familie erzählte, dass er darin seine Zukunft sieht, habe diese ihn unterstützt: „Meine Mutter sagte: ,Du schaffst das‘.“ Auch ihm bereitete es keine Probleme, die Millionenstadt hinter sich zu lassen. Klar, er vermisst seine Familie, räumt er ein. Aber „Siegen ist ein guter Ort zum Leben und Arbeiten.“ Und er mag „die vielen Bäume und die gute Luft“. Er ist sehr zuversichtlich, dass er hier seinen Weg gehen wird. „In Deutschland sagt man doch ,Übung macht den Meister‘. Wenn man viel lernt, kann man viel erreichen.“

Die Deutschen sind sehr nett. Ich bin hier glücklich.
Thi Thuy Hong Dam (26) aus Vietnam besucht die Internationale Pflegeschule in Siegen

Troy Cao und Thi Thuy Hong Dam zu Beginn ihrer Ausbildung an der Internationalen Pflegeschule in Siegen im April 2023. (Archivbild)
Troy Cao und Thi Thuy Hong Dam zu Beginn ihrer Ausbildung an der Internationalen Pflegeschule in Siegen im April 2023. (Archivbild) © WP | Florian Adam

Siegen: Angehende Pflegefachkräfte aus Vietnam sollen sich im Siegerland dauerhaft wohlfühlen

Ein entscheidender Ansatz der IPS ist es, nicht nur Arbeitskräfte aus dem Ausland nach Deutschland zu holen, sondern diesen über die fachliche Ausbildung hinaus auch das Ankommen und die Eingewöhnung in den Alltag zu erleichtern, damit sie sich wohlfühlen und dauerhaft bleiben möchten. Troy Cao und Thi Thuy Hong Dam sind bislang zufrieden, wollen auf Dauer bleiben. „Ich habe immer viel Hilfe von den Lehrern und den Kollegen im Krankenhaus bekommen“, erzählt der 37-Jährige. Auch die Patientinnen und Patienten seien nett, „ich habe sogar schon Schokolade geschenkt bekommen.“ Auch Thi Thuy Hong Dam findet „die Deutschen sind sehr nett. Ich bin hier glücklich.“ Für die berufliche Zukunft hat sie schon konkretere Vorstellungen, sagt sie lächelnd: Intensivpflege und Neurologie interessieren sie besonders.

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