Neunkirchen. Das Echo auf das neue Neunkirchen-Logo ist zwar durchweg negativ. Dafür regen Farben und Formen aber die Phantasie gewaltig an.
„Voll am Ziel vorbei.“ „Es hat wirklich was von Kindergarten.“ „Schön ist anders.“ Das Echo auf das neue Logo der Gemeinde Neunkirchen ist lebhaft.
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„Das alte Logo ‚Neunkirchen im Siegerland – natürlich aktiv‘ war fast 15 Jahre alt und wirkte überholt.“ So hat die Gemeindeverwaltung ihre Entscheidung erklärt: „Im Zuge der Modernisierung und Vereinheitlichung ihres öffentlichen Auftritts hat die Gemeinde Neunkirchen daher die Werbeagentur ‚mistral marketing‘ aus Betzdorf beauftragt, ein neues Logo zu entwerfen. Herausgekommen ist ein zeitloses Design mit einer weichen, serifenlosen Schriftart sowie einer dezenten grafischen Umsetzung. Zudem wurde auf einen Slogan verzichtet.“
Neunkirchener Bürger hätten gern mitgeredet
Die sechs Farbfelder sollen für die sechs Ortsteile der Hellergemeinde und für sechs unterschiedliche Themenfelder stehen: Politik und Verwaltung, Ordnung (gelb), Planen und Bauen (türkis), Schule, Soziales und Gesundheit (rot), Kultur, Freizeit, Tourismus und Ehrenamt (rosa) und Umwelt und Natur (grün), Wirtschaft und Mobilität (blau). Astwerk und Blätter drücken Nachhaltigkeit und Umwelt/Natur sowie Wachstum und Erneuerung aus – „also Aspekte, an denen Politik und Verwaltung gemeinsam arbeiten, um die Kommune zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger aufzustellen.“
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Das seien zu viele und sehr allgemein gehaltene Bedeutungen, kritisiert einer der vielen Facebook-Nutzer, die sich an der Debatte beteiligen, „nichts, was sich eindeutig mit Neunkirchen assoziieren lässt“. Die Bedeutungs-Aufladung der Farbfelder sei „an den Haaren herbeigezogen“, meint ein anderer. „Wenn man ein Logo erst ellenlang erklären muss, ist das doch schon zum Abwinken“, heißt es in einem weiteren Kommentar. „Man hätte vielleicht besser die Bürger gefragt und ihnen die Möglichkeit gegeben, Entwürfe einzuschicken und am Ende darüber abzustimmen“, findet eine Neunkirchenerin. „Vielleicht wäre hier ein Volksentscheid mal sinnvoll gewesen“, überlegt eine Bürgerin.
Gebrochene Kacheln oder Hirschgeweihe?
„Wer kommt denn bei der Farbe Rot auf Soziales?“, fragt eine Bürgerin. „Die Farbe Rosa bringe ich eher mit Brustkrebs in Verbindung als mit Ehrenamt und Tourismus“, merkt eine Userin an, die weder mit der Schrift („wie der Rathausklotz“) noch mit der Symbolik etwas anfangen kann: „Die Äste bedeuten was? Was haben die mit Neunkirchen zu tun? Seltene Baumsorte?“ Eine weitere Mitdiskutantin sieht die Blätter nicht: „Ich muss an Dornen denken.“ Ein anderer schlägt vor: „Das Grüne und Blau-Grüne sieht doch aus wie eine Karikatur eines Kopfes mit langer Nase.“ Oder so: „Sieht für mich aus wie ineinander verhakte Hirschgeweihe. Aber Wildtiere sind nicht typisch für Neunkirchen.“ Oder, wie einem anderen Kommentierer einfällt: „Es sieht nach bunten gebrochenen Kacheln aus.“
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„Wie ein verunglücktes Puzzle“, merkt ein Vater an, der - wie andere Eltern in der Debatte auch - sein Kind als den befähigteren Gestalter eines Neunkirchen-Logos sieht. Anstoß genommen wird an der Vergabe des Auftrags an eine „auswärtige“ Agentur ins 13 Kilometer entfernte Betzdorf: „Es wäre am besten gewesen, die Designer aus Neunkirchen zu fragen.“
Eine ehemalige Kommunalpolitikerin erkennt die Verbindung der Farbfelder zu den Themen im Leitbild der Gemeinde: „Leider ist dies in meiner Zeit in der Neunkirchener Politik nie evaluiert worden.“ Ein anderer erinnert sich an noch ältere Neunkirchen-Signets: „Da gab es schon aussagekräftigere Logos, wie zum Beispiel das Logo mit der Kirche und dem Fachwerkhaus drauf.“
In Netphen wurden aus Kirchtürmen Striche
Die Gemeinde hat sich in die Diskussion nicht eingeschaltet, wohl auch aus der Erfahrung anderer Kommunen, die mit ihrem Marketing-Auftritt gespielt haben. Fast sieben Jahre ist es her, dass die Stadt Netphen ihre Kirchtürme aus dem Logo verbannt und durch drei senkrechte Striche ersetzt hat, die nach heftigem öffentlichen Protest mit einem Winkel „überdacht“ wurden und seitdem Fachwerkhäuser symbolisieren. „Sie machen weiter und wir sind plemplem“, resignierte SPD-Fraktionschef Manfred Heinz damals. Es blieb bei der „Heimat mit Herz“, drei Kreisen, den Strichen und einer Schlangenlinie für eine Welle als Symbol der „Drei-Flüsse-Stadt“.
Nicht, dass nur geschimpft wird. „Mir gefällt es“, schreibt auch jemand, „es stellt die sechs Ortsteile in frischen Farben dar. Und Neunkirchen ist großgeschrieben.“ Ein anderer: „Gegenüber dem vorherigen Logo doch viel klarer. Auch die Schrift ist jetzt nicht mehr verspielt.“
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In Neunkirchen sollen „sämtliche Druckerzeugnisse der Gemeindeverwaltung vereinheitlicht werden“, kündigt die Verwaltung an, Homepage und die Social-Media-Kanäle werden ebenfalls überarbeitet. Die Verwaltung lädt Vereine, Betriebe und Privatpersonen dazu ein, das Logo ebenfalls zu nutzen, „um die lokale Identität und Wertschöpfung zu verdeutlichen und den Bekanntheitsgrad Neunkirchens über die Region hinaus zu erhöhen.“
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