Netphen. Mit dem neuen Logo fremdelt die Politik noch. Symbole für Wald, Wasser und Kirchen regen Phantasie an.

Die Kirchtürme sind weg. An ihre Stelle treten drei Kreise als Symbole. Der stilisierte Baum steht für den Wald, die Welle für das Wasser, die drei senkrechten Balken — für Bauwerke, die Stadt, die Kirchen. Das neue Netphen-Logo, das Fachbereichsleiterin Marlene Krippendorf am Montag dem Stadtentwicklungsausschuss vorstellte, bietet Diskussionsstoff.

„Rausgeschmissenes Geld“, lautete das erste Urteil von Paul Legge (CDU). Aus einem Zwischenruf war das Stichwort „Rubenspreis“ verstehbar. Manfred Heinz (SPD) regte an „zu fragen, ob das wirklich den Geschmack der Netphener trifft“. Zumindest die senkrechten Balken könne „man nicht mal im entferntesten mit Netphener Bauwerken in Verbindung bringen“.

Drei Kreise geben Rätsel auf

Bernhard Knoch (SPD) störte sich eher an der großen Farbpalette, deren einzelne Farben später in der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt jeweils eigenen Themenbereichen zugeordnet werden sollen. „Ich würde tiefes Blau und dunkles Grün bevorzugen.“ Mit den Symbolen hatte Knoch seinen Frieden schnell gemacht. „Es muss ja nicht jeder wissen, was es zu bedeuten hat.“ „Man kann ja eine Legende drunterschreiben“, regte Vorsitzender Alfred Oehm (CDU) an.

Das ist das neue Netphen-Logo.
Das ist das neue Netphen-Logo. © Die virtuelle Couch

Es ging weiter: Alexandra Wunderlich (CDU) erkannte eher „ein Logo für eine Firma, die irgendwas mit Farbe zu tun hat.“ Annette Scholl (SPD) fragte, ob die drei Balken den Netphener (Wappen-)Keiler von hinten zeigen sollten. Alfred Oehm (CDU) erschien der Baum zu stilisiert: „Wenn man einen Baum so beschneidet, dann ist der Baum hin.“ „Ich hatte eher an Kyrill gedacht“, merkte Rüdiger Bradtka (CDU) an und bedauerte die Wirtschaftsförderin: „Ihr Pech, dass Sie hier 40 Marketingspezialisten sitzen haben.“

Marlene Krippendorf sah das gelassen: Die Debatte zeige, dass der Vorschlag Aufmerksamkeit errege. „Das ist doch das, was ein Logo ausmacht.“ Der Entwurf geht nun in die Feinabstimmung mit der beauftragten Agentur „Die virtuelle Couch“ in Kreuztal. Erwartungen, dass die Politik sich nun insgesamt an der Gestaltung beteiligen könne, machte die Fachbereichsleiterin zunichte: „Künstler sind da sehr allergisch.“

Sehnsucht nach dem Fachwerk

Verbesserungsvorschläge kamen dennoch: vielleicht ein Fachwerk-Dach auf die Striche setzen, regte Erhard Braas (UWG) an. Dem immer noch erzürnten Paul Legge (CDU) erschien das Ortsausgangs-Verkehrszeichen als das angemessene Symbol: Netphen, durchgestrichen mit einem roten Balken. Aber Netphen stehe doch für seine Heimat, gab Rüdiger Bradtka (CDU) seinem Fraktionskollegen zu bedenken. „Im Leben nicht“, stellte Legge klar — natürlich kommt Irmgarteichen zuerst.

Fast keine Rede wert war der neue Slogan, der nahezu kommentarlos gut gefiel. Alle Wortspiele nach den Mustern „Nettes Netphen“ oder „Nett, netter, Netphen“, die in den rund 50 Einsendungen aus der Bürgerschaft immer wiederkehrten, waren vergessen. Es wird „Netphen mit Herz“. Die Schriftart heißt übrigens Anton Medium.

Die „Drei-Quellen-Stadt“ habe also keine Zukunft mehr, folgerte Manfred Heinz (SPD), den ein weiterer Deutungsversuch mit den drei Kreisen und der Welle nicht überzeugte. Auch das Grundproblem, das Erhard Braas (UWG) formulierte, bleibt unbearbeitet: „Fremde können ‘Netphen’ ja noch nicht mal richtig aussprechen.“

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