Kreuztal. Mehrheit formiert sich gegen Verwaltung und SPD: Keine „Kombinationslösung“ für Bürgerforum und Schulanbau an der Stelle der Stadthallen-Ruine.
Die Stadthalle wird auf dem Parkplatz Stählerwiese als Bürgerforum neu aufgebaut. CDU, Grüne, FDP und UWG wollen in der Ratssitzung am Donnerstag, 14. März, gegen die von der Verwaltung empfohlene und von der SPD-Fraktion beantragte „Kombinationslösung“ stimmen, die abgebrannte Stadthalle an ihrem bisherigen Standort wiederaufzubauen und den Schulerweiterungsbau zu integrieren.
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Das ist bisher passiert
Die vier Fraktionen waren im vorigen Sommer schon einmal geschlossen aufgetreten und hatten sich mit ihrer Mehrheit durchgesetzt: Damals erzwangen sie eine Konzeptstudie, in der die Alternativen für Stadthalle und Schulerweiterung verglichen werden sollten. Bis dahin hatten Verwaltung und SPD an dem Ratsbeschluss von 2019 festgehalten, Gymnasium und Gesamtschule um eine vierte Ebene auf den bisherigen Dächern des Schulzentrums zu erweitern.
In den folgenden Monaten wurde in der Kreuztaler Politik heftig gestritten: Die SPD warnte vor dem Verlust der Parkplätze in der Stählerwiese, die für Dreslers Park und Sporthallen gebraucht würden. Die CDU kritisierte, dass nicht die schnellstmögliche Lösung für den Platzbedarf der Schulen gewählt werde: ein Erweiterungsbau an der Stelle der Stadthallen-Ruine statt der aufwändigen Aufstockung in Leichtbauweise, die bei laufendem Schulbetrieb kaum möglich wäre und ein neue Brandschutzkonzept für das gesamte Gebäude erforderlich machen würde. Auf die Idee, nach dem Brand der Stadthalle nicht mehr am alten Beschluss für das Schulzentrum festzuhalten, hatte den Rat ein Papier aus der Bauverwaltung gebracht. Dort waren beide Möglichkeiten gegenübergestellt worden, die Variante mit einem neuen Standort für die Stadthalle in der Stählerwiese holte deutlich mehr Pluspunkte.
Das bestätigte im Februar auch der Bergisch Gladbacher Architekt Thomas Duda, als er dem Infrastrukturausschuss die Konzeptstudie vorstellte. Nicht nur, dass eine Stadthalle in der Stählerwiese eine Erweiterung des Dreslerschen Parks bedeuten, sich auf eine Terrasse ausdehnen und günstiger erschlossen werden könne. Duda zeigte auch Mängel der alten Stadthalle auf, die durch einen Neubau an gleicher Stelle nicht beseitigt würden: keine Barrierefreiheit, zu kleine Bühne, zu enge Sitzabstände. Hinzu kamen die Nachteile beim Aufbau der vierten Ebene für Gymnasium und Gesamtschule – und die Botschaft, dass in der Variante Wiederaufbau/Aufstockung nicht beide Baustellen gleichzeitig betrieben werden könnten.
Überraschend präsentierte die Verwaltung im Februar eine dritte Lösung, mit der der Dahlbrucher Architekt Andreas Stoppacher beauftragt worden war: den Neubau über vier Ebenen an der Stelle der Stadthalle mit integriertem neuen Bürgerforum und Klassenräumen in den beiden oberen Etagen. Diesen Vorschlag hat die SPD-Fraktion vor einigen Tagen aufgegriffen.
Das spricht für die Solitärlösung
„Ich erwarte, dass die Ergebnisse der Konzeptstudie auch in eine Beschlussempfehlung für den Rat umgesetzt werden“, sagt CDU-Fraktionsvize Arne Siebel: also die Zwei-Standorte-Lösung und nicht die Kombinationslösung, an der Siebel grundsätzliche Zweifel hat. „Man kann eine Stadthalle nicht in eine Schule integrieren“ – jedenfalls dann nicht, wenn die Stadthalle auch während der Schulzeit für Veranstaltungen genutzt werden soll, die nichts mit der Schule zu tun haben.
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Zeitlich tun sich die Alternativen nichts: „Wir reden über sechs Jahre“, folgert Arne Siebel aus den Präsentationen im Februar, sowohl für die Kombinationslösung als auch für die Stadthalle in der Stählerwiese. Nur eine Variante, die aber nun keiner mehr will, würde noch länger dauern: der Wiederaufbau am alten Standort und die Aufstockung des Schulzentrums. Mit der könne nämlich erst nach dem Wiederaufbau der Stadthalle, „frühestens 2027/28“, begonnen werden, hatte Tobias Wittke vom technischen Gebäudemanagement der Stadt deutlich gemacht. Die reine Bauzeit von zweieinhalb Jahren schlösse sich an, die zusätzlichen 23 Klassenräume stünden somit nicht vor 2030 zur Verfügung.
„Der Schulanbau ist das Wichtigste“, betont Arne Siebel. Und der könne als zweigeschossiger Anbau mit den benötigten 23 Klassenräumen schneller errichtet werden als der Kombinationsbau. „Den Rest muss man dann sehen“ – soll heißen: Wann mit einem Stadthallenbau in der Stählerwiese begonnen wird, bestimmten finanzielle und personelle Kapazitäten der Stadt. Jedenfalls „kommen sich die beiden Baustellen nicht ins Gehege.“
CDU-Fraktionschef Philipp Krause findet, dass zu viel über Parkplätze gesprochen wird – deren Gesamtzahl werde am Ende sogar größer, aber für die Anlieger entlastender verteilt sein: „Der Schulanbau kommt eindeutig zu kurz. Im Schulzentrum ist es nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf.“ Derzeit stehen an den drei Schulen für den 5. Jahrgang 270 Plätze zur Verfügung. 320 Anmeldungen gab es in diesem Jahr, 318 werden 2025 erwartet, 366 im Jahr 2026 – und dazu dann noch der komplette zusätzliche Jahrgang des Gymnasiums, das dann wieder neun Jahrgangsstufen hat.
Die „Solitärlösung“ an zwei Standorten werde für die Schulen schneller, für das Bürgerforum besser sein. „Insgesamt entsteht ein Mehrwert für die Stadt Kreuztal.“ Die Stadt werde für das Bürgerforum Fördermittel des Landes bekommen, die Schulerweiterung sei bereits teilweise finanziert. „Ich glaube schon, dass sich das gleichzeitig stemmen lässt.“ Der Verwaltung bleibe während des langen Vorlaufs Zeit, sich um die nötige Verstärkung zu bemühen. Die Situation sei zwar „gerade sehr unglücklich“, räumt Philipp Krause ein – aber auch von der Stadt selbst verschuldet. Die Erweiterung des Schulzentrums sei schließlich 2019 beschlossen worden. „Dass uns das so auf die Füße fällt, hätte nicht sein müssen.“
Dass die Kombinationslösung 4,5 Millionen Euro billiger wäre, glaubt Siebel nicht. „Es sind doch noch gar keine exakten Berechnungen aufgestellt worden.“ Im Februar war von 21,6 Millionen Euro für die Zwei-Standorte-Lösung und von 16,9 Millionen Euro für die Kombination die Rede – beide vergleichsweise günstig angesichts der 13,5 Millionen Euro, die gerade in Netphen allein für die Erweiterung des Gymnasiums ausgegeben werden und der 25 Millionen Euro, die die Gemeinde Wilnsdorf für eine neue Grundschule hinblättert. Noch nicht kalkuliert sind die Kosten für Containerbauten, die wohl nun unumgänglich werden. Denn 2026 hat das Gymnasium wieder neun Jahrgänge, die Gesamtschule ist schon seit ein paar Jahren fünfzügig.
Das spricht für die Kombilösung
Die Verwaltung sieht in ihrer Vorlage für den Rat „deutliche Vorteile“ der Kombinationslösung. Sie sei billiger, weil nur ein Gebäude errichtet wird – das reduziere später auch die Betriebskosten, außerdem werde nachhaltig mit Grund und Boden umgegangen und Fläche nicht zusätzlich versiegelt. In der Stählerwiese könne erst mit einem Jahr Verzögerung gebaut werden, weil vorher Parkplätze und Leitungen verlegt werden müssten. „Das Parken bei Großveranstaltungen wie beispielsweise Handballspielen oder Weihnachtsmarkt und im täglichen Schulbetrieb, wäre in der derzeitigen Form nicht mehr möglich.“ Zeit und Personal könne die Stadt sparen, weil nur eine EU-weite Ausschreibung erforderlich würde, die Projektsteuerung würde insgesamt der Landesgesellschaft NRW Urban übertragen.
Dass Bürgerforum in der Stählerwiese und Schulanbau gleichzeitig errichtet werden könnten, schließt die Verwaltung aus: „Zwei große Baustellen im Schulzentrum mit einem jeweiligen Kostenvolumen im zweistelligen Millionenbereich alleine im Bereich Stählerwiese, zusätzlich zu allen weiteren anstehenden Hochbauprojekten, könnten nicht gleichzeitig realisiert werden.“ Unausgesprochen: Eines der beiden Vorhaben, wohl das Bürgerforum, muss für lange Zeit zurückstehen.
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